STRECKEN & BETRIEB
UNNA – FRÖNDENBERG Dachse im Damm LANGWIERIGE SANIERUNG Was haben ein Schweizer Käse und der Damm der Strecke von Unna nach Fröndenberg gemeinsam? Beide sind durchlöchert! Was beim Käse durch die Reifung gewollt ist, ist bei der Bahnlinie unerwünscht. Seit 2022 ist die Strecke deswegen gesperrt
A uf einer Länge von 300 Metern haben Dachse den Bahndamm bei Frömern unterhöhlt. So lautete der Befund im Jahr 2022. Die Strecke zwi- schen Unna und Fröndenberg wurde daraufhin am 21. Juli ge- sperrt, die DB richtete einen Er- satzverkehr auf diesem Teilstück der RB 54 nach Neuenrade ein, die südlich von Fröndenberg ent- lang der Hönne verläuft und des- wegen als Hönnetalbahn ver- marktet wird. Geplant war, den Bahnbetrieb im Dezember 2023 wieder aufzunehmen, nach der Beseitigung der Hohlräume und der Stabilisierung des Dammes. Doch es kam anders: Während der Arbeiten stellte die Bahn im November 2023 fest, dass die 12,5 Kilometer lange Strecke auf etwa elf Kilometern untergraben und instabil ist. Insgesamt wur- den 140 Eingänge zu Dachsbau- ten aufgefunden. Mehrere Meter unterhalb der Gleise haben die
Auch Dachse graben schöne Tunnel: Führen diese jedoch durch den Bahndamm, ist die Not groß DB AG Man könnte meinen, dass hier ein Schildbürgerstreich vorliegt, denn an dem 2022 sanierten Bahnsteig in Frömern hat bis heute kein Zug gehalten Klaus Kampelmann
Tiere ein weit verzweigtes Tunnelsystem errichtet, geschätzt mit einer Gesamtlänge von rund 1.500 Metern. Nach Ansicht des Naturschutzver- bandes NABU sind die Dachsbauten über viele Jahrzehnte entstanden und werden seit Generatio- nen genutzt. Offensichtlich sei die Baukörperkon- trolle seit einigen Jahren nicht oder nur oberfläch- lich erfolgt. „Über diese Dachsbaue sind über viele Jahre Züge hinweg gefahren, ohne dass es ein Problem gegeben hat. Sollte jetzt an einer Stelle ein Schaden aufgetreten sein, der eine Reparatur notwendig macht, sollte dies auch umgehend an genau dieser Stelle passie- ren, ohne gleich die gesamte Strecke zu sperren“ , findet der NABU-Kreisvorsitzende Adrian Mork. Neubau oder Sanierung? Zunächst sah es so aus, als müsste der Bahndamm in weiten Teilen neu gebaut werden, was sich auf- grund der dafür notwendigen Planungen und Fest-
stellungsverfahren äußerst kompliziert und zeit- aufwendig gestaltet hätte – die Linie verläuft teilweise durch ein Vogelschutz- und Naturschutz- gebiet. Vor 2030, so lautete die Prognose, sei an eine Wiederinbetriebnahme nicht zu denken. Es standen bei der Bevölkerung sogar schon Befürch- tungen im Raum, dass der Betrieb komplett einge- stellt werden könnte. Jedoch sprach sich die Bahn klar dafür aus, die Strecke zu erhalten, da sie regel- mäßig auch von Umleitern genutzt wird, wenn an der Oberen Ruhrtalbahn zwischen Fröndenberg und Schwerte gebaut wird. Auch der Personenver- kehr soll wieder aufgenommen werden. Inzwischen schaut es wieder etwas rosiger aus, was den Zeitplan betrifft: Die Deutsche Bahn hat inzwischen verschiedene Varianten untersucht, wie sich der Unterbau sanieren lässt, und eine verhält- nismäßig eingriffsarme Ausführung gefunden, bei der Spundwände und Metallgitternetze im Damm-
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