112 004 passiert am 29. August 1991 kurz vor Wunstorf mit IC 754 nach Oldenburg die Überführung der Güterbahnausfädelung Gümmerwald für Züge von und nach Bremen
W as am frühen Montagmorgen, dem 5. Au- gust 1991, im hannoverschen Hauptbahn- hof zu beobachten war, dürfte nicht nur für einen interessierten Betrachter ungewöhnlich gewesen sein: Als der InterRegio 2244 nach Nord- deich Mole bereitgestellt wird, befindet sich an der Zugspitze nicht die planmäßige Lok der Baureihe 113 des Bw Hamburg-Eidelstedt, sondern eine im DB-Design rot lackierte und mit weißem Lätzchen versehene Ellok, die in großen Lettern die Fahr- zeugnummer 112 003 trägt sowie als Eigentums- merkmal daneben „DR“ für Deutsche Reichsbahn. Die Aufschrift „Bw Seelze“, das zweifellos zu Direk- tion Hannover der Deutschen Bundesbahn gehörte, sorgte für weitere Verwirrung – ebenso wie der von Beifahrern gleichsam überquellende Führerraum. Des Rätsels Lösung war: Hier begann die Erpro- bung der drei Vorserien-Lokomotiven der Reichs- bahn-Baureihe 112 (zuvor als 212 bezeichnet) im Plandienst bei der DB. Als Einsatzstrecken hatten die beiden Bahnverwaltungen die Verbindungen Hannover – Oldenburg und Hannover – Bremer- haven auserkoren, auf denen die Loks die Möglich- keit hatten, ihre Höchstgeschwindigkeit von
160 km/h (mit Ausnahmegenehmigung der DB) auszufahren. Dies war bei der Deutschen Reichs- bahn mangels passend ausgebauter Strecken nicht möglich. Immerhin sind über zwei Drittel der 122 Kilometer langen Strecke von Hannover nach Bremen für 160 km/h zugelassen. Gleichzeitig sollten die neuen Loks vor den IC-Zügen „Olden- burg-City“ und „Weser-City“ (mit meist fünf oder sechs Wagen) ihre Zuverlässigkeit im hochwerti- gen Reisezugverkehr beweisen. Als Ersatz für die E 10 12 Für die Deutsche Bundesbahn kam dieser schon monatelang geplante Testeinsatz der drei 112er nicht ungelegen. Die elf Lokomotiven der DB-Bau- reihe 113 (ehemals E 10 12 ), die Mitte 1991 planmä- ßig hauptsächlich auf der IC-Linie 6a als An- schlussverbindung von Hannover nach Bremen, Bremerhaven und Oldenburg verkehrten, waren inzwischen im Mittel auch schon 25 Jahre alt und zunehmend störanfällig. Bei Ausfällen mussten nicht selten auch Loks der Reihe 110 als Ersatz die- nen – meist mit leichter Verspätung wegen der niedrigeren Höchstgeschwindigkeit.
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