EINZELSTÜCK E 211 001
Juni 1970: Bremsprobe nach dem Umsetzen im Spitzkehrenbahnhof Michaelstein im Harz
Slg. Axel Mehnert
bespannt wurden (eine vorn, eine hinten, um das Umsetzen zu vermeiden), setzte man die E 211 001 in der Regel vor Personenzügen ein. In der Spitz- kehre Michaelstein musste dann immer umge- spannt werden. Während dieser Einsätze entstan- den einige Fotos der formschönen Lok vor den alten „Donnerbüchsen“. Allein dreimal zeigte man die E 211 001 auf der Leipziger Frühjahrsmesse: 1967, 1968 und 1969 und jedes Mal in anderer Lackierung. 1966, kurz nach ihrer Fertigstellung, war sie grün und gelb lackiert, 1967 zur Messe dann weinrot, 1968 hell- blau und 1969 schließlich silbergrau-grau mit ei- nem blauen Zierstreifen. So sieht man sie auch auf dem gezeigten Foto. 1973 erhielt die Lok schließlich ihren fünften Anstrich in Hellgrau und Grün. Interessant ist, dass die für 160 km/h ausgelegte Maschine dieses Tempo nie aus eigener Kraft fuhr, nur im Schlepp von Dampfloks der VES-M, in diesem Fall der 18 201, oder auf dem Versuchsring in Velim in der Tschechoslowakei (bis 180 km/h!). Auch da berich- ten die Quellen, sie sei nur geschleppt worden. Der erhoffte Erfolg – Exportaufträge in großem Stil – stellte sich nie ein. Die sozialistischen Länder mit 50-Hz-Betrieb bevorzugten tschechische Loks von Škoda oder die von ASEA aus Schweden. Ab 1975 stand die E 211 in Hennigsdorf im Werk herum, diente als Teilespender und wurde schließ- lich 1982 verschrottet. Rudolf Heym
A xel Mehnert studierte 1971 an der Verkehrs- hochschule in Dresden (HfV). Im Sommer gab es traditionell eine mehrtägige Exkursi- on: Kraftwerke, das Raw Dessau und auch das Bw Blankenburg (Harz) wurden besichtigt. Dort traf er zum ersten Mal auf die E 211 001. Als Schnellfahrlok für 25 Kilovolt und 50 Hertz war sie eine Einzelgängerin, die 25-kV-Baureihe 251 war für den schweren Güterverkehr gedacht. LEW (VEB Lokomotivbau und Elektrotechnische Werke, Hennigsdorf) hatte die 211 auf eigene Rechnung gebaut, man erhoffte sich Exporterfolge. Viele Jahre später reifte die Idee, dieser Lok (und weiteren der 50-Hz-Traktion in der DDR) ein Buch zu widmen. Durch berufliche Kontakte zu Mitarbeitern des ehemaligen LEW Hennigsdorf, sammelte Axel Mehnert Informationen und Bild- material. Zur Aufnahme oben: In den Jahren 1970/1971 weilte die E 211 001 mehrmals zu Pro- befahrten im Harz. Da die Güterzüge mit zwei 251 E 211 001 50-Hz-Unikat SCHÖNER SONDERLING 1966 baute der LEW in Hennigsdorf im eigenen Auftrag eine 50-Hertz-Elektrolok
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LOK Magazin 07 | 2022
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