Eisenbahn: Aktuell
schenhändler beziehen. Der Vorrat reicht bis zum Frühjahr 2023. Es ist also noch genug da, um un- sere ELNA, die gerade renoviert wird, im Dezem- ber unter Dampf zu setzen.“ Fragliche Perspektiven Auch die Reiseveranstalter stellen fest, dass die Kohlepreise steigen. Marcus Dettenberg aus Ha- gen zum Beispiel. Er nutzte den Abschluss der Hauptuntersuchung der Reko-Lok 01 1519 in Mei- ningen am 2. April 2022 für eine Fotofahrt von Ei- senach nach Meiningen und zurück. „Bei der ers- ten Kalkulation waren wir von einem Preis von rund 350 Euro pro Tonne ausgegangen“, erinnert sich Dettenberg. „Doch nach Beginn des Krieges erhielten wir eine Preisansage von 600 Euro pro Tonne, mit der ich dann gerechnet habe. Im Au- genblick warte ich noch auf die genaue Abrech- nung, sodass ich noch gar nicht sagen kann, was mich die Tonnen jetzt wirklich gekostet haben.“ Er stellt fest, dass es immer schwieriger wird, solche Fotozugaktionen zu kalkulieren. Marcus Detten- berg geht aber davon aus, dass der Kohlenpreis steigen wird: „Somit werden auch die Kosten für unsere Fotozüge immer weiter steigen. Ob es dann noch Sinn ergibt, diese Züge anzubieten, wird sich zeigen ...“ Alternative Brennstoffe im Test Somit stellt sich die Frage, wie man auf das Pro- blem reagiert, das sich hier in zunehmend beun- ruhigendem Maße den Dampfbahnen stellt. Da sich die Versorgungssituation mit Bahnkohle per- spektivisch kaum verbessern wird, zunehmend aber auch das Thema Klimaschutz und Emissionen eine Rolle spielt, scheint ein Abschied von der Kohle nahezu ausweglos. Europaweit gibt es be- reits Versuche, Dampfloks mit alternativen Brenn- stoffen zu feuern. Auf eine bereits bewährte Methode will die Zittauer Schmalspurbahn bei einem Pilotprojekt zurückgreifen. Sie will die derzeit ohne Fristen ab- gestellte 99 787 mit einer Leichtölfeuerung aus- rüsten. Die Entscheidung dazu fiel bereits 2021, im November des Jahres gab der zweite regionale Begleitausschuss im Lausitzer Revier grünes Licht für das Projekt, das unter anderem mit Mitteln aus dem Kohlestrukturfonds finanziert wird. Ziel ist vor allem eine Reduktion des CO 2 -Ausstoßes um 40 Prozent. Bereits mit dieser Technologie ausgestattet sind unter anderem die Lok „Heidi“ des Club 1889 in der Schweiz sowie die Lok „Bor-
Die Dampfbahn Furka Bergstrecke in der Schweiz hat bereits 100 Tonnen Ovoid im Lager Realp liegen. Dort hofft man auf positive Ergebnisse bei der Erprobung der Biokohle (Foto mit Lok 9 bei Oberalp, 31. August 2021) Sevrien Ferrée
Tests mit Trevithik Welsh Steaming Ovoids bei den Rigi-Bahnen Protokoll eines Probebetriebs K urzbericht über den Ersteinsatz der Tre- vithik Welsh Steaming Ovoids beim
bis Wichmatt, dann wieder Kesselwasser er- gänzen. Kurzer Halt Kaltbad und Weiter- fahrt bis Staffel /Kreuzungshalt, dann Wei- terfahrt bis Kulm – Ankunft fahrplanmäßig. Fazit: + Rauchfrei + Brandgefahr vermutlich sehr klein, da praktisch nur feinste Lösche zum Kamin raus + leicht zum Schaufeln + wenig Feinanteil in der Kohle – Verbrauch ca. 50 % mehr – Feuerführung anspruchsvoll – Feuerführung sehr träge – etwa entspre- chend dem Anthrazit – Bei Fahrtunterbrechungen gibt es schnell totes Feuer / oder bläst dauernd ab – Überhitzung kam nicht über 320° ( nor- mal bis 380°) – Ohne Saugzug verschlackt der Rost schnell
Dampfbetrieb Rigi Bahnen AG am 30. April und 1. Mai 2022. (Heizer Martin Horath/ Lokführer Rolf Lüönd) Spezifikation: Welsh Steaming Ovoids Kohle. Körnung 60 x 75 mm Wasser 4 - 6.5 % Asche 6 - 6.5 % Flüchtige 15 - 18 % Schwefel 0.8 - 1.5 %. Heizwert ca. 7500 - 7500 kcal/kg Samstag: Überfuhr Lok 17 mit Fu1 und B5 Goldau - Staffel – Vitznau. Voraussetzungen: Vorstelllast 12 Tonnen, Zugsgewicht 36 Ton- nen. Heißt: halbe Last und max. 200 Pro- mille. Verspätete Abfahrt infolge Problemen mit Schiebebühne, Fahrt gut, Wasser und Druck gehalten mit üblichen Fahrzeiten. Sonntag: Bestellte Fahrt mit B15 /B6/75 Per- sonen = rund 40 Tonnen Zugsgewicht (max 44.7 Tonnen). Anheizphase: frühzeitiges Er- stellen eines ganzflächigen Grundfeuers notwendig, dunkle Stellen brennen kaum nach, dann eine Stunde Aufbau eines eher hochgehaltenen Feuers. Vor Abfahrt mit Bläser zur vollen Glut gebracht. Bei Abfahrt Wasser und Druck auf Maximum, hält schön bis knapp Mittlerschwanden. Trotz intensiver Beschickung nicht möglich, Was- ser zu halten! Zwischenhalt Milchbänkli zum Wasser kochen. Nachher Fahrt bis Frei- bergen, Wasser knapp gehalten. Wasserfas- sen und Feuer wieder voll aufgebaut. Fahrt
kum“ der Borkumer Inselbahn. Holzpellets im Hasetal
Ein anderer zukunftsweisender Ansatz wird der- zeit in Niedersachsen erprobt. Das Ingenieurbüro Steam-Technologies und die Eisenbahnfreunde Hasetal untersuchen in einem von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderten Projekt die Frage, ob die Feuerung der Dampflok „Niedersach- sen“ (Henschel Typ Bismarck) auf Holzpellets um- gestellt werden kann. Dabei handelt es sich um ei- nenalsCO 2 -neutral anerkannten Brennstoff. Dazu erklären die Eisenbahnfreunde Hasetal auf ihren
– Viel Lösche in Rauchkammer – Viel feinsandiger Güsel auf der Lokomotive
– Rost war nach der Fahrt flächendeckend verschlackt (dünn, leicht zu entfernen)
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