eisenbahn magazin

Im Fokus

endgültig entbehrlich machte. Am 26. Mai 1973 beendete das Bw Halle G den planmäßigen Ein- satz der Baureihe 44.0. Ähnlich verlief die Ent- wicklung in Erfurt, wo ebenfalls die Baureihen 130 und 131 bis 1973 die Ölloks ablösten. Während die Erfurter Maschinen meist innerhalb der Rbd nach Meiningen, Nordhausen, Saalfeld und Sanger- hausen umgesetzt wurden, fanden die meisten Maschinen des Bw Halle G in den Direktionen Greifswald und Schwerin eine neue Heimat. Neu im Kreis der Heimatdienststellen war das Bw An- germünde, das aber im Frühjahr 1972 die ölgefeu- erten „Jumbos“ an das Bw Eberswalde abgab. Etwa zeitgleich verteilte die Rbd Schwerin ihre Ölloks neu: Das Bw Rostock gab seine Maschinen nach Güstrow und Wittenberge ab. Nach der Ausmusterung der bei einem Brand schwer beschädigten 44 0224 Ende Juli 1974 zähl- ten noch 93 Öl-44er zum Betriebspark. Trotz des fortschreitenden Einsatzes der Großdieselloko- motiven der Baureihen 130, 131 und 132 waren die „Jumbos“ im schweren Güterzugdienst weiterhin unentbehrlich. Am 31. Mai 1975 endete der plan- mäßige Einsatz der Baureihe 44.0 im Bw Meinin- gen. Am 1. Januar 1977 verteilte sich der Bestand auf die Bahnbetriebswerke Eberswalde (12), Güstrow (4), Meiningen (4), Nordhausen (16), Rostock (1), Saalfeld (20), Sangerhausen (22) und Wittenberge (14). Die Planungen der HvM sahen vor, mit der 44.0 bis Mitte der 1980er-Jahre den Traktionswechsel zu beenden. Als sogenanntes Auslauf-Bw für die Öl-44er war Sangerhausen vorgesehen, wo im Frühjahr 1985 die letzten ölgefeuerten „Jumbos“ abgestellt werden sollten. Das schnelle Aus bei der DR Die wirtschaftlichen und politischen Rahmen- bedingungen warfen dieses Vorhaben über den Haufen. Auslöser dafür war die iranische Revolu- tion Anfang 1979. Ajatollah Chomeini rief nach dem Sturz des Schahs von Persien am 1. April 1979 im Iran eine Islamische Republik aus. Das führte zu einem deutlichen Anstieg der Rohöl-

Das Betanken der DR-Maschinen mit Schweröl war nur an speziellen Vorrichtungen möglich, die in einigen Bw vorhanden waren wie hier 1977 in Saalfeld Peter Gericke/Slg. Dirk Endisch

Dank der technischen, technologischen und wirt- schaftlichen Vorteile der Ölhauptfeuerung er- brachte die Öl-44er beachtliche Laufleistungen: DieEinsätzedesBwHalleG,dasMaschinenvorbis zu 3.000 Tonnen schweren Kesselwagenzügen auf der Relation Halle (Saale) – Berlin einsetzte, wären ohne Ölfeuerung gar nicht möglich gewesen. Täg- liche Laufleistungen von bis zu 430 Kilometern waren bei Maschinen des Bw Halle G an der Tages- ordnung. Die höchsten monatlichen Laufleistun- gen erbrachten in den 1960er-Jahren die Maschi- nen der Bw Erfurt, Halle G und Meiningen mit Werten zwischen 9.000 und 10.000 Kilometern. Zu den Spitzenreitern gehörte u. a. 44 1195 des BwErfurtG,dieimApril1964in26Tagen9.678und im August 1970 in 26 Tagen 9.690 Kilometer zu- rücklegte. Laufleistungen von mehr als 10.000 Ki- lometern dokumentierte u. a. der Betriebsbogen von 44 1040. Im Juni 1965 fuhr die Erfurter Lok beachtliche 10.277 Kilometer. Die höchste bekann- te monatliche Laufleistung erbrachte 44 196 des Bw Erfurt im Januar 1969 mit 12.298 Kilometern.

Mit der Einführung der EDV-gerechten Betriebs- nummern bei der DR am 1. Juli 1970 erhielten die Maschinen neue, 841 Millimeter lange Lokschil- der, die neben einer Baureihen- und einer Ord- nungsnummer eine Kontrollziffer enthielten. Die Baureihennummer blieb im Unterschied zur Bun- desbahn unverändert. Die Ordnungsnummer war fortan immer vierstellig. Die erste Ziffer war ent- sprechend den Festlegungen der DR für ölgefeu- erte Dampflokomotiven eine 0. Diese wurde den dreistelligen Ordnungsnummern vorangestellt, oder sie ersetzte die 1 bei den vierstelligen Ord- nungsnummern. Das führte dazu, dass 44 1195 und 44 1569 neue Ordnungsnummern erhalten mussten, da es sonst mit 44 195 und 44 569 zu Doppelbelegungen gekommen wäre. Aus 44 1195 wurde daher 44 0194 und aus 44 1569 die 44 0567. Etwa zeitgleich verlor die Baureihe 44.0 im Bw Halle G zusehends an Bedeutung, nachdem hier die ersten Dieselloks der Baureihe 130 aus der Sowjetunion eingetroffen waren. Ihnen folgte 1972/73 die Baureihe 131, was die „Jumbos“

Während 44 0600 im Sommer 1979 in den Bahnhof Saalfeld einfährt, lauert auf dem Nachbargleis schon eine „Ludmilla“ auf die Ablösung Thomas Rieger/Slg. Dirk Endisch

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