eisenbahn magazin

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Die Baureihe 155 bei „privaten“ Bahnunternehmen

Eine der ersten privaten 155er war die 155 059 der PRESS, hier am 12. März 2022 mit einem Elbtalumleiter bei Feilitzsch Michael Giegold

Bei der MEG wurden die 155er zum Teil traktionsfähig mit der 143 um- gebaut und kamen als gemischtes Doppel zum Einsatz Bahn im Bild/LeiKra

155 045 gehört der IntEgro Verkehr GmbH. Am 30. Mai 2020 ist die Lok bei Bruchmühlbach unterwegs. Am Haken hat die auffallend mehrfarbig lackierte Maschine einen standesge- mäßen Ganzzug, gebildet aus modernen VTG-Selbstentladewagen Jan Luca Herrmann

In einem schwarzen Design ist 155 007 des Erfurter Bahnservice gehalten (Foto am 6. Februar 2019 in Obersuhl) Volker Thalhäuser

bleme beim Lack, weshalb die Maschinen in einem hellen Rotton ausgeliefert wurden. Dank oft guter Pflege durch die Planpersonale hielten sich diese Farbvarianten bis zur „Wende“. Bei der DB AG wurde die Farbgebung bunter: Von Orientrot mit Latz und gegebenenfalls Braun ab- gesetzten Lüfterbändern (und Fahrwerken) bis zu- letzt im Verkehrsrot mit Fahrwerk in Schwarz und Lüfterbändern und unterem Rahmen in Grau reichte die Vielfalt. Auch gut erhaltene DR-Lackie- rungen – ergänzt um DB-Signets – waren anzu- treffen. Bei den verkehrsroten Maschinen konnten die Seitenwände nur mit DB AG-Signet oder Rai- lion- beziehungsweise später DB-Cargo-Schriftzü- gen versehen sein. Es gab aber auch Maschinen, die zeitweise ganz ohne diese Zierde auskamen. Bei den ersten privaten Betreibern wie Press oder Integro kamen weitere Lackierunsgvarianten in Blau/Grau oder Dunkelblau/Weiß hinzu, auch Er- furter Bahnservice und Railpool sorgten für far- benfrohe Zuwächse. Andere Einsteller lackierten die Maschinen dagegen eher im Retrodesign der DR bzw. frühen DB AG – im Falle der 155 219 treffen

ten die Loks die in sie gestellten Erwartungen und erfreuten sich schnell entsprechender Beliebtheit bei den Lokführern. Deshalb wurden die Maschinen nicht nur in den großen Güterbahnhöfen der Repu- blik schnell heimisch, auch im schweren Schnell- zugdienst schätzten die Lokführer ihre Qualitäten. Und zwischen zwei Leistungen tauchten die 250er auch schon mal vor Personenzügen auf, schließlich waren Stillstandszeiten verpönt, und seit der Ener- giekrise der frühen 1980er-Jahre war die Elektro- traktion bei der DR wieder das Mittel der Wahl beim Ausbau des sozialistischen Verkehrswesens. Zwischen zwei Leistungen tauchte die 250 bei Dass dieser 1989/90 eine jähe Richtungsänderung erfahren sollte, war natürlich in den 1970er-Jahren nicht vorhersehbar – Einsätze im Westen ebenso- wenig. Allerdings führte die Wiedervereinigung genau dazu. Ost-West-Strecken wie Halle – Ei- chenberg, Erfurt – Bebra oder eben die Magistrale Berlin – Helmstedt waren bald elektrifiziert und wurden zu neuen Auslaufstrecken der „Container“. Zudem wurden sie schnell in den Großräumen Mannheim und Nürnberg heimisch und bespann- ten dort alle Arten von Güterzügen, bevorzugt na- der DR auch schon mal vor Personenzügen auf

türlich im Montan- und Baustoffverkehr. Lediglich die Domäne der 4.000 bis 6.000 Tonnen schwe- ren Erzzüge verblieb bis zum Auftauchen der Bau- reihe 189 uneingeschränkt bei den DB-151ern. Die Vorbehalte der Bundesbahner waren zunächst hoch: Eine Ostlok aus sozialistischer Mangelwirt- schaft mit zum Teil unbekannten Komponenten, was sollte denn von sowas zu halten sein? Immer- hin kamen mit der 155 auch zahlreiche DR-Lokfüh- rer mit in den Westen und zeigten so ganz praxis- nah, was damit so alles zu ziehen war. Wirklich ersetzen konnte die DB AG die 155er erst durch die Baureihen 189 und 193. Die haben zwar keine sechs Radsätze, allerdings eine sehr gute Zugkraft- regelung. Hauptgrund für die DB AG zur Abstel- lung ist aber wie bei der Baureihe 151 neben dem Alter die fehlende Energierückspeisung beim Bremsen sowie nicht mehr wirtschaftlich nachzu- rüstende Sicherungssysteme wie ETCS. Bleibt den „Container“-Fans zu wünschen, dass dies bei den noch mehr als 20 aktiven vorhandenen Privat- bahn- und Museumsloks noch längere Zeit eine untergeordnete Rolle spielt und die Loks der heu- tigen Baureihe 155 noch eine Weile vor standesge- mäßen Güterzügen auf ihren angestammten Ma- gistralen zu erleben sind. Das Baumuster 155 001 schied übrigens erst 2006 aus dem aktiven Dienst aus und steht heute im DB-Museum Halle (Saale). Michael U. Kratzsch-Leichsenring

sogar beide Schemata aufeinander. Einsätze in alle Richtungen

Erprobt wurden die Baumuster 250 001 bis 003 ab 1974 vor allen Arten von Zügen im gesamten elek- trifizierten Netz der DR. Erwartungsgemäß erfüll-

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