Eisenbahn: Fahrzeuge
221 119 fährt am 23. August 1986 mit einem Kalkzug durch den Bahnhof Hofermühle im Angertal
Joachim Bertsch
nicht nur den Kraftstoffverbrauch, sondern auch den Lärm im Führerstand. Dafür ist es wichtig, dass nur die Maschinenanlage auf der dem Füh- rerstand abgewandten Seite in Betrieb ist. Beim Betrieb beider Maschinenanlagen hingegen leidet das Lokpersonal nicht nur unter dem eben be- schriebenen Lärm, sondern auch unter der Abwärme des Getriebes, die im Sommer eine un- gewollte Hitze im Führerstand erzeugt. Klimaan- lagen waren zur Bauzeit der 221 in den 1960er-Jah- ren noch kein Thema. Ein Lokführerkollege von Horst, Franz Blobel, berichtet: „Im Sommer hast du im Führerstand der 221 gleich mal weit über 40 Grad, die vielen Fenster des Führerstandes unterstützen da die Hitzeentwicklung. Hingegen ist die Situation im Winter astrein – mit der Ab- wärme des Getriebes unter dem Führerstand kommst du da in den Genuss einer edlen Fußbo- denheizung.“ Kurz vor Einbruch der Dunkelheit sind wir an diesem Freitagabend wieder pünktlich zurück in der Einsatzstelle Duisburg-Wedau. Wir stellen die Lok am Rundlokschuppen ab. Ich bedanke
det. Diese Wagen sind im oder nach dem Krieg in Europa im Einsatz und anstatt sie in die USA zu- rückzuführen oder zu verschrotten, findet man für sie eine alternative Nutzung als Sandbehäl- ter. Da viele 221 noch mit Dampfheizung vorge- wärmt werden, ist es auch notwendig, die Was- servorräte aufzufüllen. Es freut mich zu sehen, dass im harten und rauen Bahnbetrieb des Ruhr- gebiets die Zeit gefunden wird, Loks über das Wochenende in einem Schuppen unterzubrin- gen, der Schutz vor Wind und Wetter bietet.
mich bei Horst für das Abenteuer. „Mit der 221 mit zwei Motoren, damit kommst du immer pünktlich nach Hause“, hebt Horst nochmal die Vorzüge der von ihm sehr geschätzten Zweimo- torer hervor, bevor er sich in sein dienstfreies Wochenende verabschiedet. Lokzug zur Wochenendabstellung Eine weitere Führerstandsmitfahrt habe ich be- reits einige Monate zuvor, am 16. Februar 1985, genießen können. Von Oberhausen-Osterfeld Süd aus führt die Tour lediglich in das Betriebs- werk Oberhausen 2 mit seinem klassischen Rundlokschuppen. Mit der 221 125 befördern wir zwei weitere 221 zur Wochenendabstellung. Be- vor die Lokomotiven im Rundlokschuppen ge- parkt werden, gilt es, die Vorräte aufzufüllen. Benötigt werden Sand für das Anfahren und Bremsen sowie Dieselkraftstoff. Die Lagerung des Bremssandes im Betriebswerk Oberhausen 2 ist etwas Besonderes: Ein alter Kesselwagen der amerikanischen Streitkräfte aus dem Zweiten Weltkrieg wird dafür verwen-
Nicht nur Güterzüge: Im Winter kommen die 221 auch mit Sonderzügen bis nach Winterberg
Von Oberhausen aus verkehren in diesen Jahren Akkutriebwagen der Baureihe 515 ins Münster- land. Auch für sie dient das rustikale Bahnbe- triebswerk zum Aufladen der Batterien – eine Technik, die in heutiger Zeit eine Renaissance erlebt –, wenn auch in anderer Form. Vorwärmung mit Dampfheizung Ein wenig althergebracht wirkt bei der Baureihe 221 die teils noch vorhandene Motorvorwär- mung mittels der regulären Dampfheizung, die ursprünglich für Reisezüge konzipiert wurde. Diese Art der Vorwärmung ist energieintensiv und dadurch sehr kostspielig. Im Laufe der Zeit werden viele Lokomotiven mit einer effiziente- ren elektrischen Motorvorwärmanlage ausge- rüstet, wie sie bei moderneren Loks üblich ist. DieLokomotiven,dieweiterhindieDampfheizung besitzen, haben sich jedoch ein interessantes Ein-
Vergleich der Streckendieselloks Baureihe 221
215
216
232
Dauerleistung Höchstge- schwindigkeit
1.986 kW 1.397 kW–1.840 kW 1.397 kW 2.230 kW 5)
120 km/h 80 km/h
140 km/h 1) 2) 90 km/h 3)
140 km/h
120 km/h
Antriebsart
diesel-hydraulisch diesel-hydraulisch diesel-hydraulisch diesel-elektrisch
Anfahrzugkraft 244 kN
235 kN/177 kN 4)
295 kN 122,4 t
235 kN/177 kN 4)
Dienstmasse
81 t
80 t 1968 B’B’
76,7 t
Erstes Baujahr 1962
1964 (Serie)
1970
Achsformel Co’Co’ 1) Nur Serienloks; 2) Schnellgang; 3) Langsamgang; 4) Schnellgang/Langsamgang; 5) Stundenleistung B’B’ B’B’
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