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DB-Tenderlok 98 307

Vervollkommnung fehlte letztlich noch der Ab- ziehbilder-Großsatz (12018/7,90 D-Mark). Damit kostete der Bastelspaß für ein „Glaskasten“- Modell knapp 335 D-Mark – und die Preise stiegen in den kommenden Jahren weiter! Bei der letzten Nennung in der M+F- Bestellliste I/1978 schlug der „Glaskasten“-Bausatz schon mit 432 D-Mark zu Buche. Das war weit mehr, als die meisten Mo- dellbahner auszugeben bereit waren. Dennoch fanden sich nicht wenige Liebhaber. Auf besonde- ren Kundenwunsch wurden 1977 in kleiner Stück- zahl auch Fertigmodelle für 598 D-Mark angebo- ten (007 75), aber erst 1979 ausgeliefert. Aufgrund des immer stärker werdenden Drucks seitens der Großserienhersteller, deren Detaillie- rung in Bereiche vorstieß, die bislang Kleinserien- Produkten vorbehalten waren, entschied sich Hermann Merker Ende der 1970er-Jahre zur Auf- gabe seiner Modellfertigung und zum Verkauf der meisten Formen nach Großbritannien. Nicht dabei waren außer der T 3 (siehe em 5/22)auch die98 3 sowie der seitens M+F zwischen- zeitlich noch zugesteuerte „Urglaskasten“ ML 2/2. Mit ihnen hatte man in Fürsten- feldbruck anderes im Sinn. So erschienen bald darauf unter der 1979 neu gegründe- tenMarke Rai-Mo die ersten Lokbausätze ohne Antrieb. Neben der 98 307 (200 010) für 129 D-Mark war auch eine Version der K. Bay. Sts. B. erhältlich(-015/137 D-Mark). Der Verkauf der unmotorisierten Bausätze lief eher schleppend. Deshalb legte Rai-Mo 1983 noch einen Komplettbausatz samt Motorisierungsteilen für 179 D-Mark (200 060) sowie einen Motorisierungs- satz für die bereits ausgelieferten Modelle nach (000 701). Doch half das nichts, zum 31. Dezember efeher

KM 1 Modellbau hatte vor einigen Jahren bereits dieses 1-Modell im Sortiment und kündigt für die nahe Zukunft dieselbe Maschine auch in 0 an. Im kleinen Bild zu sehen die Lok von Z-Modellbau

In Vorbereitung der DB-Jubiläumsfeier 1985 wurde der „Glaskasten“ im AW Nürnberg entros- tet und neu lackiert

1983 beendete Rai-Mo seine Fertigung. 98 307 als Großserienmodell

In der Zwischenzeit hatte das Trix -Modell bereits einen starken Mitbewerber: 1988 legte Roco als Sonderserie eine bayerische Lokalbahngarnitur auf, bestehend aus vier kurzen Wägelchen und einem „Glaskasten“. Trug die Lok hier noch die Betriebsnummer 98 301, so tat Roco gut daran, sein 1989 nachgelegtes Einzelmodell als 98 307 der frühen DB-Jahre ohne „Keks“ auf den Markt zu bringen und somit eine Lok, die seit den Jubi- läumsfeierlichkeiten der DB des Jahres 1985 vielen Eisenbahnfreunden vertraut war. Lieferbar war der „Glaskasten“ bei Roco allerdings stets nur in Gleichstromausführung (43255). Er blieb bis 1993 verfügbar und bekam sogar Familienzuwachs durch weitere Loks verschiedener Epochen. Zumindest in H0 ist die 98 307 seither nicht wie- der präsent gewesen, sieht man einmal von den Brawa- Ankündigungen eines „Glaskastens“ von 1991 bzw. 2001 ab, die jedoch nicht zu einer Seri- enfertigung führten. Dafür durfte die zweiachsige Lokalbahnlokomotive noch in anderen Nenn- größen auf die Modellgleise rollen: Nachdem Der Heinzl-H0-Klein- serien-98 307 folgten erst viel später Großserien- loks von Trix und Roco

Railex schon recht zeitig einen unmotorisierten „Glaskasten“ im 1:220-Programm hatte, wagte sich Kleinserienhersteller Z-Modellbau 2008 an ein per Drei-Volt-Mikromotor angetriebenes Modell der 98 307 (1101). Dieses blieb bis zum Einstellen des Geschäftsbetriebs 2021 im Programm. Auch in TT rollte die Baureihe 98 3 als Kleinstserienmodell von Hass aufs Gleis. Es gab mehrere Versionen, darun- ter die Lok 98 307 als Museumsmaschine. Für die großen Spurweiten waren inzwischen auch Modellnachbildungen erschienen – meist mit an- deren Betriebsnummern. Das änderte sich 2012 mit dem „Glaskasten" von KM1 : 98 307 gab es in zwei Versionen als DB-Maschine im letzten Be- triebszustand (109806) sowie als Museumslok mit rückgebautem Kohlekastenaufsatz (-07). 2020 kündigte Andreas Krug den „Glaskasten“ auch für sein neues 0-Programm in den gleichen Versionen wie in 1 an (169836/-37). Damit wird das Modell bei Erscheinen im Wettstreit stehen, denn auch MBW hat die 98 307 als eine seiner „Glaskasten“- Varianten für 0 gewählt (Betriebs- gleich Artikel- nummer). Damit gelingt der 98 307, was nicht vie- len Loktypen möglich war: Es gibt sie heutzutage im Original als Museumslok und außerdem in Mo- dell in fast allen Nenngrößen. Fürwahr eine ganz besondere Wertschätzung für diesen Lokwinzling. MW/OS/HSP/MHZ

Dass die beliebte bayerische Lokalbahntenderlok mit dem Ende der Rai-Mo- Bausätze keineswegs aus der Erinnerung der Modellbahner verschwand, zeigen die weiterhin geäußerten Wünsche nach einer Modellumsetzung der PtL 2/2 – jetzt aber in Großserienqualität und -preis und nicht nur in H0, sondern auch in anderen Nenngrößen! So nahm sich Minitrix 1986 der kleinen Bayerin in N an. Der erste „Glaskasten“ im 1:160-Programm der Nürnberger war 98 307 als DRG-Lok (12015). 1987 folgte die Epoche-III-Ausführung (-16). Da der „Glaskasten“ ein Erfolg wurde, nahm ihn Trix auch in sein H0-Programm auf. Zum Modellstart 1988 gab es mehrere Ausführungen für die Epochen I und II, doch erst 1993 schob man 98 307 nach. Gewählt hatten die Nürnberger die Ausführung als frühe Epoche III, lieferbar sowohl für das Zweileiter-Gleichstromsystem (22415) als auch für Trix-Express-Fans (32215). 1998 folgte in einma- liger Auflage die jetzt vorbildkonform mit DB- „Keks“ und weißen Anschriften und Ziffern verse- hene 98 307 als Museumslok (22525). Durch die Übernahme von Trix seitens Märklin gelangte die Konstruktion ins Göppinger Programm. Eine 98 307 für Wechselstrombahner war bei den bisherigen Varianten allerdings noch nicht dabei.

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eisenbahn magazin 8/2022

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