eisenbahn magazin

Eisenbahn: Fahrzeuge

satzgebiet bewahrt. Traditionell führt die Bundes- bahndirektion (BD) Essen im Winter Sonderzüge von mehreren Bahnhöfen im Ruhrgebiet nach Winterberg. Diese Züge ermöglichen an schnee- reichen Wochenenden Tagesausflüge zum Skifah- ren im Sauerland. Während die Reisenden den Tag auf der Piste verbringen, geht für die 221 aber die Arbeit weiter. In der Abstellung – meistens in Win- terberg, bisweilen auch im heute verschwundenen Bahnhof Hallenberg – müssen die Züge weiter ge- heizt werden. Da stationäre Heizungsanlagen feh- len, wird die benötigte Wärme mit dem ölgefeuer- ten Dampfheizkessel der 221 erzeugt. Hier ist die 221 klar im Vorteil gegenüber der ebenfalls ein- gesetzten Baureihe 218: Deren elektrische Zug- heizung funktioniert nämlich nur, wenn der Hauptdieselmotor läuft, um den Stromgenerator zu betreiben. Das verbraucht deutlich mehr Die- selkraftstoff als der einfache Betrieb des Heiz- kessels der 221. Zwar entlädt sich beim Betrieb des Heizkessels die Batterie der 221, sodass gele- gentlich einer der beiden Motoren zum Laden der Batterie gestartet werden muss. Dieser Vorteil trägt dazu bei, dass sich die Bau- reihe 221 bis fast zum Ende ihres Einsatzes vor diesen Wintersportzügen behaupten kann. So bleibt das Sauerland ein regelmäßiges Zielge- biet der 221, häufig sogar in Doppelbespannung. Weitere prestigeträchtige Einsätze der 221 sind die Wochenendverstärker-Schnellzüge von Köln über die Eifelstrecke nach Trier. Gelegentlich kommt es auch vor, dass bei Mangel an geeigne- ten Elloks ein oder zwei 221 vor schweren Stahl- zügen nach Andernach eingesetzt werden. Die 221 erweist sich dank ihrer robusten und soliden Konstruktion als flexible Diesellokomotive mit vielen Einsatzmöglichkeiten. Der Weg in den Ruhestand Ende der 80er-Jahre beginnt die Ausmusterung der Baureihe 221, vorangetrieben durch den fortschreitenden Rückgang des Güterverkehrs und die zunehmende Elektrifizierung. Die zwei- motorige Konstruktion der 221 erweist sich als wartungsintensiv, und die Lokomotiven der Baureihe 215 übernehmen nach und nach deren

satz zur 221 ein sehr guter Fortschritt, auch die Hitze im Sommer, bedingt durch Getriebe- abwärme, ist beseitigt. Ich fahre auch die Baureihe 215 gerade wegen der Übersetzung bis 100 km/h im Langsamgang gerne und ganz be- sonders bevorzuge ich die 215 mit dem kräftigen 1.840-kW-Motor.“ Erst die Beheimatung von Großdieselloks der Baureihe 232 der Deutschen Reichsbahn im Ruhrgebiet zu Beginn der 1990er-Jahre schließt die Lücke, die die Ausmus- terung der 221 aus Sicht der Zugförderung hin- terlassen hat. Mit diesen Sechsachsern ist es dank ihrer hohen Leistung (siehe Tabelle) wieder möglich, Anhängelasten von bis zu 2.400 Ton- nen zu befördern. Allerdings liegt die Herausforderung nun bei Ausbildern und Lokführern, die 232 richtig zu bedienen. Während man bei der 221 bei schwe- rer Last einfach die Leistung auf Maximum schalten kann, kommt es bei der 232 bei Über- lastung häufiger zu Motorbränden. Dies liegt daran, dass das dieselhydraulische Getriebe der 221 – wie auch bei den Baureihen 216 und 215 – gut gegen Überlast geschützt ist, während die Elektrik der 232 deutlich mehr Fingerspitzen- gefühl erfordert. Als problematisch erweist sich auch, dass viele Beschriftungen in der Lokomo- tive in kyrillischer Schrift angebracht sind. Dem Personal bei der Wartung und im Betrieb wird damit ein hohes Maß an Flexibilität und Mitden- ken abverlangt. Bleibenden Eindruck hinterlassen Nach ihrer Ausmusterung bei der DB sind heute noch mehr als zehn Lokomotiven der Baureihe 221 hauptsächlich im Bauzugdienst aktiv. In die- sen Diensten, bei denen hohe Zugkraft und eine ausreichende Höchstgeschwindigkeit ge- fragt sind, kann die 221 immer noch punkten. Sie bleibt ein Beispiel für solide Ingenieurskunst und effiziente Zug- förderung – gestern wie heute. Ge- nau deshalb hinterlässt sie im schwe- ren Güterverkehr des Ruhrgebiets einen bleibenden Eindruck – nicht nur in meiner Erinnerung. Joachim Bertsch

Aufgaben. Besonders die steigenden Wartungs- kosten und Korrosionsschäden führen dazu, dass die 221 im Mai 1988 vollständig aus dem Dienst der Deutschen Bundesbahn ausscheidet. Bei den zahlreichen schweren Güterzügen mit über 1.900 Tonnen Anhängelast müssen die Lokführer nach der Ausmusterung der 221 durch das sprichwörtliche „Tal der Tränen“ gehen. Um diese Züge weiterhin zu bespannen, ist eine teu- Zurück in der alten Heimat: V 270.09 (ex DB-221 121) der SGL (Schienen Güter Logistik) ist am 26. Juni 2020 zwischen dem Abzweig Duisburg Lotharstraße und Duisburg-Wedau mit einem kurzen Zug auf der Güterzugstrecke Oberhausen West – Duisburg-Wedau unterwegs Roland Wirtz

re Doppeltraktion mit den Baureihen 215 und 216 notwendig. Allerdings ist die Anzahl der doppeltrakti- onsfähigen 216 im Ruhrgebiet

begrenzt. Franz Blobel kommentiert den sei- nerzeit neuen Einsatz der Baureihe 215 im Ruhrgebiet dennoch positiv: „Die Führer- stände der 215 und 216 sind von der Schall- isolierung im Gegen-

Am Rundschuppen in Duisburg-Wedau: 221 139 und 216 037 warten am 28. Juli 1985 in der Einsatzstelle auf neue Aufgaben Joachim Bertsch

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