Eisenbahn: Aktuell
schränkten Verkehren. Der Sprecher von Deutsch- lands größtem Bahnkohleverbraucher legt Wert auf die Feststellung, dass der Fortbestand seines Unternehmens nicht infrage steht. „Da wir unsere Steinkohle über Zwischenhändler aus Polen be- ziehen, hat der Importstopp für russische Kohle glücklicherweise keine aktuellen Auswirkungen auf unsere Versorgung. Die Lieferungen laufen und wir haben derzeit keinen Anlass, an der Erfül- lung vertraglicher Vereinbarungen unseres Liefe- ranten bis zum Jahresende zu zweifeln. Die Preise sind bereits zu Beginn dieses Jahres gestiegen, die nächste größere Preissteigerung kommt voraus- sichtlich zum Jahresende.“
Viele Museumsbahnen registrieren die steigen- den Kohlepreise mit zunehmender Sorge
Beim Rhön-Zügle heizte man bis zuletzt mit russischer Kohle. 2022 werde die Kohlebe- schaffung schwierig, glaubt der Vorsit- zende Lothar Huber (Foto mit 89 7373 bei Ostheim am 16. Oktober 2021) Guus Ferrée
Fotofahrt mit 01 1519 am 2. April 2022 in Immelborn im Werratal: Veranstalter Marcus Dettenberg fragt sich, wie lange solche Aktionen bei steigenden Preisen überhaupt noch möglich sind Markus Behrla
Bei der Mansfelder Bergbahn äußert Marco Zed- del sich nicht dazu, ob genügend Kohlevorräte vor- handen sind. Offener zeigt er sich bei der Frage, was die Herkunft der Kohle angeht. Die komme aus dem Bergwerk Wesola in Schlesien. Jährlich verbrauche die Mansfelder Bergbahn etwa 25 Ton- nen Kohle: „Zurzeit ( April 2022 – Anm. d. Autors ) bezahlen wir etwa 300 Euro pro Tonne, die Preise steigen.“ Ob man sich in Zukunft nach einem an- deren Anbieter umsehen wird, ist noch offen. „In jedem Fall“, verspricht Marco Zeddel, „werden die Fahrpreise der Mansfelder Bergbahn in diesem Jahr nicht erhöht, sondern erst 2023.“ Schwankende Qualitäten Lokomotivkohle sei schon seit Jahren ein Problem, berichtet Frans Borghouts, Betriebsleiter bei der Chiemseebahn. Er ist schon lange mit diesem Thema beschäftigt. „Als ich noch in den Nieder- landen aktiv war, haben wir auf den Lokomotiven belgische Kohle verfeuert. Das war feine, fettige Kohle, die wenig Schlacke erzeugte – und bei guter Schaufelpflege auch relativ wenig Rauch. Nach der Schließung der belgischen Zechen kam die Kohle aus dem Aachener Revier, die war praktisch gleichwertig.“ Inzwischen sind in Belgien und Deutschland alle Zechen geschlossen. Borghouts vermutet, dass gegenwärtig wohl am häufigsten Kohle aus Polen verwendet wird. Doch der gebürtige Niederländer stellt bei dieser schwankende Qualitäten fest, ob- wohl die Händler Zertifikate über den Kohlenstoff- gehalt und andere Werte ausstellen. „Interessant ist, dass die Werte auf den Zertifikaten fast immer gleich sind“, sagt Frans Borghouts. Doch die Qua- litätsunterschiede machen sich deutlich bemerk- bar. Bei guter Kohle entsteht wenig Rauch, die Ver- brennung ist gut und es entsteht wenig Schlacke, bei minderwertigem Brennstoff muss man nach jeder Fahrt den Rost abziehen. „Da unsere Strecke fast ausschließlich durch be- bautes Gebiet führt, ist der Rauchaspekt für uns elementar wichtig“, betont Frans Borghouts. „In der Vergangenheit fuhren wir daher mit einem
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