BahnEpoche | PERSONEN
Anfang der 1930er-Jahre stehen die 1‘D1‘h2-Tenderlokomotiven 11 (links) und 12 (rechts) mit Personenzügen im Bahnhof Blankenburg. Die eigentlich für den Steilstreckendienst konzipierten Maschinen wurden auch auf den anderen HBE-Strecken eingesetzt Slg. Dirk Endisch
oder ähnliches hinterließ, liegen die Motive für diesen Schritt bis heute im Dunkeln. Die HBE richtete die Trauerfeier im Sit- zungsaal desVerwaltungsgebäudes aus. Hier wurde Otto Steinhoff aufgebahrt. Der Blan- kenburger Pastor Adolf Kellner hielt die Trauerpredigt. Anschließend würdigte Ei- senbahndirektor Heinrich Kratz in seiner Rede die Verdienste Steinhoffs um die HBE und unterstrich dessen hohes Ansehen, das er bei seinen Mitarbeitern sowie bei den Fachkollegen im In- und Ausland genoss. Zu den Trauergästen gehörten neben Vertretern aus der Wirtschaft, der Politik und Interes- senverbänden unter anderem Reichsbahndi- rektor Dr.-Ing. e.h. Wilhelm Niemann, der Halberstädter Oberbürgermeister Erich Mertens, der Quedlinburger Oberbürger- meister Dr. Rudolf Drache, der Erste Bürger- meister der Stadt Wernigerode Dr. Ludwig Gebel und der Blankenburger Bürgermeister Karl Zerbst. Nach einem stillen Gebet trugen Eisenbahner den Sarg auf den Bahnhofs- platz. Dort standen zahlreiche Beamte, An- gestellte und Arbeiter der HBE, um Steinhoff die letzte Ehre zu erweisen. Am langenTrau- erzug, der unter den Klängen der Stadtka- pelle aus Blankenburg hinaus führte, nah- men auch Abordnungen des Blankenburger Landwehrvereins, der Ortsgruppe des Stahl- helms (Bund der Frontsoldaten), des Marine- vereins Kapitän zur See Karl von Müller und der Technischen Nothilfe teil. Seine letzte Ruhestätte fand Otto Steinhoff in Braun- schweig. Im Geschäftsbericht der HBE für das Jahr 1932 hieß es: „Wir betrauern (...) aufrichtig den Verlust dieses durch edelste Charaktereigenschaften wie durch gediege- ne Fachkenntnisse ausgezeichneten Mannes und werden ihm dauernd ein ehrendes Ge- denken bewahren.“
Das Empfangsgebäude des im Februar 1931 eröffneten Bahnhofs Rübeland Tropfsteinhöhlen entstand aus einem ehemaligen Hüttengebäude der Harzer Werke Slg. Dirk Endisch
Presse wurde. Doch weder Steinhoff noch Eisenbahndirektor Heinrich Kratz und der Aufsichtsrat ließen sich von den rechtsradi- kalen Anfeindungen einschüchtern. Alle Entscheidungen, die Steinhoff getrof- fen hatte, waren richtig, wie die Geschäfts- berichte bewiesen. Die HBE war nur nicht eine der größten, sondern auch eine der in- novativsten und profitabelsten Privatbahnen in Deutschland. Zwischen 1925 und 1929 konnte das Unternehmen seinen Aktiönären eine Dividende zwischen 3,5 und 5 Prozent auszahlen. Ein jähes Ende Umso größer war daher der Schock bei der Belegschaft, als diese vom Freitod Otto Stein- hoffs in seiner Dienstwohnung am 4. Novem- ber 1931 erfuhr. Da er keinen Abschiedsbrief
des Festaktes zum 50-jährigen Bestehen der HBE am 21. April 1923 zum „Doktor-Ingeni- eur Ehrenhalber“ (Dr. Ing. e.h.). Die HBE hatte ihm bereits einige Zeit zuvor den Titel „Generaldirektor“ verliehen, den er seit 1. Februar 1921 führte. Dr. Ing. e.h. Otto Steinhoff setzte in den 1920er-Jahren die Mo- dernisierung der Fahrzeuge und Anlagen der HBE konsequent fort und entwickelte in den Jahren 1928/29 gemeinsam mit Dr.-Ing. Kurt Kettler (siehe Bahn Extra 4/2025) ein Kon- zept für den Einsatz moderner Triebwagen auf Steilstrecken. Allerdings war die Zusam- menarbeit mit Dr.-Ing. Kettler aufgrund des- sen völkisch-nationalsozialistischer Ansich- ten nicht einfach, zumal Steinhoff Ende der 1920er-Jahre immer wieder zur Zielscheibe der im Harz immer stärker werdenden natio- nalsozialistischen Bewegung und deren
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BAHN EXTRA 5/2025
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