Bahn Extra

zugwagen sowie einem Güterwagen (!) be- stand. Endlich folgte kurz nach 10 Uhr die erwartete 50 1171 mit dem dritten Güter- zug dieses Sonntagmorgens. Leichtfüßig dampfte sie durch das grüne weite Tal nach Norden. Auch ohne Dampfwolken entstand ein schönes Streckenfoto meiner zweiten 50 mit großen Windleitblechen. Dieser Morgen „zwischen den großen Blechen der 50er“ war zweifellos der Höhepunkt meines Urlaubs 1969 in der Steiermark. Freudige Wiedersehen Was ich nicht wissen konnte: Die Begeg- nung mit den großen Blechen war damit nicht zu Ende. Drei Jahre später hörte ich über den „Buschfunk“ der Eisenbahnfreunde, dass genau diese beiden Loks, 50 685 und 50 1171, am 6. August 1972 an die Graz-Köf- lacher Bahn (GKB) verkauft worden waren und dort weiter fleißig vor Güterzügen dampf- ten. Am 27. April 1973 nutzte ich einen weite- ren Besuch am Erzberg für eine Tagestour zum Bw Graz und erlebte 50 685 fröhlich dampfend im Bw. Ich hörte zu meinem Be- dauern, dass die Schwesterlok 50 1171 derzeit in Untersuchung sei. Unter einer großen Uhr dampfte 50 685 – weiterhin mit ihren markan- ten großen Blechen aus der Zeit ihrer Anliefe- i h

zug noch lange nach. Wann bekam man schon mal eine solche Anfahrt geboten? Glückselig folgte ich der Strecke für einen guten Kilometer weiter nach Norden, bis ich in einer feuchten Wiese eine schöne neue Fotoposition mit Bergkulisse fand. Die mehr als einstündige Wartezeit auf die Ausfahrt von 50 1171 wurde recht mühsam. Die Juli-

nahme heute eine zweite 50 in den Umlauf eingeschleust, „mit Blechln bis zum Boden“, so der stolze Bahnhofsvorstand von Spital am Pyhrn zu dem überglücklichen Fotografen. Mit Feuereifer setzte ich meine Fotoaktivitä- ten fort. Es war eine Wonne, 50 1171 am Süd- ende des Bahnhofs in der flachen und doch kräftigen Morgensonne im Bild festzuhalten. Leider konnte man sie nur kurz zusam- men mit ihrer Schwesterlok 50 685 ablich- ten; diese hatte sich schnell in der Nord- ausfahrt vor einen Güterzug gesetzt. „Halt, halt doch!“ Also disponierte ich um. Kurz vor der Ausfahrt von 50 685 sprach ich den Zugfüh- rer am Gepäckwagen hinter der Lok an und sagte, dass ich zum Fotografieren der An- fahrt noch 100 Meter vorlaufen wollte. Das Personal war einverstanden. Aber schon als ich neben dem Führerhaus war, fuhr die Lok mit dem Güterzug an. Ich rief ein fast verzweifeltes „Halt, halt doch!“, hielt den Fotoapparat hoch und winkte mit dem an- deren Arm heftig in Fahrtrichtung. Der Lok- führer tippte als Zeichen des Verstehens an seine Dienstmütze und bremste den Zug wieder bis zum Stillstand ab. Weit beugte er sich heraus und rief mir zu: „Lauft‘s nur vor und winkt‘s, wann i foahrn soll!“ Ich sprin- tete neben den Gleisen nach vorne, fand in Windeseile einen passenden Platz und winkte dann heftig. Der Lokführer quittier- te mit einem hellen Lokpfiff und begann die erneute Anfahrt. Jetzt erhielt ich die erhoff- ten Zugfotos mit herrlichen Dampfwolken. Sogar einen Nachschuss leistete ich mir und schaute dem davon dampfenden Güter- üh

sonne stach immer heißer und weckte größe- re Insektenscharen. Üble Pferdebremsen umschwirrten mich – und hatten öfter schmerzhaften Erfolg. Das sind die schwieri- gen Augenblicke des Fotohobbys, in denen man gefordert ist und an einen Hobbywech- sel denkt. Wie viel bequemer wäre doch Briefmarkensammeln oder Schachspielen! Gegen 9 Uhr folgte der nächste Güterzug mit 52 6966, dann fuhr ein blauweißer 5081 brummend aus Richtung Linz ein. Dieser engeVerwandte des deutschenVT 98 war erst seit fünf Jahren bei den ÖBB im Einsatz. Da- nach kam um 9:52 Uhr eine rasselnde 2045 mit dem respektablen Eil- zug E 808 (Selzthal – Linz mit Kurswagen von Graz), der aus vier Vierach- ser-Reise- Von der Historischen Eisenbahn Frankfurt erhielt ich Jahre später dieses Lokschild geschenkt

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BAHN EXTRA 5/2025

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