Auto Classic

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Anhänger Was für einen Klassik-Transport wichtig sein kann Seite 102

Getriebe Warum auch eine Automatik etwas Pflege braucht Seite 106

Sitzpolster Wie ein Sitz wieder richtig auf- gepolstert wird Seite 110

Rostige Schrauben am tipptopp ge- pflegten Oldtimer sind nicht nur un- ästhetisch, sondern können auch bei Reparaturen Ärger bereiten – abge- rissene Schrauben machen zusätzli- che Arbeit. Warum nicht gleich alle gegen rostfreie Schrauben erset- zen? Weil das nur selten sinnvoll ist Text und Foto: Thomas Mareis

SERVICE › EDELSTAHLSCHRAUBEN IM OLDTIMER

Rostfrei hilft

nicht immer

E s gibt derzeit zwei Edelstähle, die Verwendung finden: V2A und V4A. Die Abkürzungen stehen für „Versuchsschmelze 2 bzw. 4 Austenit“. Andere Bezeichnungen für korrosions- und säurebeständi- gen Stahl sind Rostfrei, Inox, Stain- less, Nirosta oder VA-Stahl. V2A wird häufig im Fahrzeugbau und bei Sanitärprodukten verwendet. V4A ist V2A ähnlich, wird aber zusätzlich mit zwei Prozent Molybdän legiert. Das sorgt für mehr Beständigkeit gegen Korrosion. Daher kommt die- se Legierung zum Einsatz, wo Edel- stahl mit Salzwasser in Verbindung kommt, in der Schwimmbadtechnik und der chemischen Industrie. Wie man Edelstahl erkennt Optisch unterscheiden sich Edelstahl- schrauben von verzinkten Schrauben in der Farbe: Sie glänzen metallisch matt, silbrig bis grau. Das gilt jedoch nur bei absolut neuen Schrauben, so- bald sie ein gewisses Alter haben, nä- hern sie sich im Aussehen an. Aber auf den Köpfen höherwertiger Schrauben ist eine Herstellerbezeichnung und die Kennzeichnung „A2“ oder „A4“ einge-

koeffizient bei Edelstahl auf Edelstahl ist relativ hoch. Um dieselbe Vor- spannung wie bei normalen Schrau- ben zu erreichen, müssen Edelstähle mit einem höheren Anzugsdrehmo- ment angezogen werden. Damit ist man verleitet, die Verschraubung zu fest anzuziehen, was die Neigung zur Kaltverschweißung erhöht. Warum Schmierfett ein Fehler ist Viele Schrauber versuchen, das Problem mit Schmierfett zu lösen, was aber das Anzugsdrehmoment verfälscht. Grundsätzlich gilt, dass die Reibungszahl sinkt, wenn ein Schmiermittel verwendet wird. Da- her kann bei Schmierung leichter ein „Abreißen“ eintreten, wenn mit glei- cher Kraft wie bei einer Verbindung ohne Schmiermittel angezogen wird. Neben unterschiedlichen mechani- schen Eigenschaften und Reibwerten gibt es einen weiteren Aspekt: Wer- den unterschiedlich edle Materialien verbunden, kann es (bei Nässe) zu einer beschleunigten Korrosionsre- aktion kommen. Ein Ersatz normaler Schrauben durch solche aus Edel- stahl will also gut überlegt sein.

prägt. Und: Schrauben aus Edelstahl sind in der Regel nicht magnetisch. Im Oldtimer finden sich Edelstähle zum Beispiel in Zierleisten, Wischer- armen und Stoßfängern. Allgemein gilt: Sechskantschrau- ben im Außenbereich sollten min- destens aus V2A-Stahl bestehen. Bei dauerhaftem Kontakt mit Was- ser oder Salzwasser sogar V4A. Da- mit hätten sie ihre Berechtigung bei Oldtimern, die im Winter auf salzi- gen Straßen bewegt werden. Vor- sicht ist bei dem geplanten Ersatz von normalen höher- oder hochfes- ten Schrauben geboten, denn Edel- stahlschrauben genügen den An- forderungen bei Zugfestigkeit nicht. Hier sind die Markierungen auf den Schraubenköpfen zu beachten. Steht 10.9 oder 12.9 drauf, ist ein Ersatz zumindest riskant. Es besteht sogar die Möglichkeit, dass ein HU-Prüfer einen derartige Schraubentausch er- kennt und bemängelt. Kritisch verhalten sich Edelstahl- verschraubungen beim Anziehen, da sie eine erhöhte Neigung zum Kalt- verschweißen haben, im Volksmund „Festfressen“ genannt. Der Reibungs-

Edelstahlschrauben sind gut, aber bei Verbindungen nicht immer erste Wahl

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