TRAUMKLASSIKER | Maserati 3500 GT (1957 – 1964)
RENNSPORT für die Straße
R ennen fahren um ihrer selbst willen ist schön – aber teuer. Denn nur mit Preisgeldern und potenten Privatfahrern lässt sich kein Renn- stall betreiben. Schon der legendäre Walter O. Bentley hatte deshalb mit dem schönen Slogan „win on sunday, sell on monday“ versucht, seine Rennsiege mit einer Serienproduktion zu finanzieren. In derselben Situ- ation steckte auch Maserati in den 1950er-Jahren. Eine Traditionsmarke, die bereits 1937 an ihren Rennerfolgen wirtschaftlich gescheitert war. I n den 1950er-Jahren wiederholte sich das Drama. Die Marke war in der Formel 1 erfolgreich, aber man verdiente kein Geld. Maserati benötigte zum verlust- trächtigen Rennwagen-Bereich eine profitable Serienfer- tigung, wie sie Ferrari mit dem 250 GT seit 1953 betrieb. Geld war bei den Neureichen der Wirtschaftswunderzeit zu holen, es fehlten nur begehrenswerte Automobile für gehobene Ansprüche. D en ersten Versuch startete Maserati 1954 mit dem vom Rennsportmodell abgeleiteten A6G. Verschiedene Karosseriebauer kleideten das Fahrwerk des als 2000 GT offerierten Straßenmodells ein – das Gegenteil einer effizienten Serienproduktion mit standardisiertem Auf- bau. Aber genau das war nötig. Mit dieser aus rund 60 verkauften Exemplaren gewonnenen Erkenntnis kon- struierte Maserati 1957 den 3500 GT. Um das Risiko eines Fehlstarts zu minimieren, ließ man klugerweise die Zielgruppe über die finale Gestaltung mit abstimmen. B ei der Premiere auf dem Genfer Autosalon im März 1957 glänzten zwei unterschiedliche 3500 GT Coupés auf dem Stand von Maserati: eines von Touring und eines von Giovanni Michelotti für Allemano gezeich- net. Am Ende machte die elegantere, von einem Hauch Ford Thunderbird durchzogene Erscheinung aus dem Hause Touring das Rennen. Ausgerechnet Touring, die zeitgleich einem künftigen Rivalen des 3500 GT namens Aston Martin DB4 seine betörende Form verliehen, was kaum zu übersehen war. Obwohl sehr viel jünger als Maserati, war Ferrari in den 1950ern bereits eine Größe – auf der Rennstrecke und bei den Seriensportwagen. Letzteres ging Maserati erst 1957 mit dem Vollblut 3500 GT an – aus purer Not Text: Michael Schäfer X Fotos: chilterngreen.de
Das schöne Styling von Touring findet sich ähnlich beim Aston Martin DB4 und Lancia Flaminia GT
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