Auto Classic

TITELSTORY | Elektro-Bulli-Power

TECHNISCHE DATEN Hersteller

Volkswagen AG, Wolfsburg

Modell / Ausführung

VW Transporter T2 Elektro (Kleinserie) 3-türiger Kombi, Stahl, 2 Plätze Elektromotor, Gleichstrom, Heck, längs

VW Transporter T2a

Karosserie

3-türiger Kombi, Stahl, 8 Plätze

Motor (Benzin) Hubraum (ccm) Leistung (PS) Drehmoment (Nm)

B4, Vergaser, hinten längs

1.584

-

50 bei 4.000/min 106 bei 2.800 /min

22, bzw 44 (Boost)

k.A.

Getriebe Antrieb

4-Gang manuell

1-Gang

Adolf Kalberlah (r.) war der Vater des E-T2

Hinterrad

Hinterrad

Fahrwerk vorn

Kurbellenkerachse mit Kugelgelenken, Federstäbe

Kurbellenkerachse mit Kugelgelenken, Federstäbe

Wechselsystem auszurüsten, blieb in den An- fängen stecken. Und auch eine Schnelllade- möglichkeit war seinerzeit nicht im Angebot. Der Verbrenner hingegen musste nur be- tankt werden, was nach fünf Minuten inklu- sive Bezahlen und Kaffee abgeschlossen war. Und er war günstig, denn eine staatliche För- derung für das emissionsarme Fahrzeug war nicht vorgesehen: Der Kaufpreis von seiner- zeit 60.000 DM verhinderte einen Massenan- sturm der Kunden. Nach 120 Fahrzeugen war für den T2 gegen Beginn der 1980er-Jahre Schluss. Vom T3 sollte es eine vollelektrische Version nicht ge- ben, denn die Zeit des Ölembargos war Ende der 1970er vorbei. Man hoffte, so schnell nicht wieder in die Verlegenheit einer rein elektrischen Lösung kommen zu müssen, ob- wohl Volkswagen in seinem zeitgenössischen Prospekt für das VW „E-Mobil“ die Probleme der Zukunft bereits zutreffend prophezeite.

Fahrwerk hinten

Schräglenker, querliegende Federstäbe Schräglenker, querliegende Federstäbe

Reifen

185 R 14

k.A.

Bremsen v/h

Trommel / Trommel

Trommel / Trommel

0-100 km/h (s) Vmax (km/h)

k.A. 110

12,5

75

LxBxH (mm)

4.420 x 1.765 x 1.960

4.420 x 1.765 x 1.960

Gewicht leer (kg) Verbr. (l/100 km)

1.285

ca. 2.285

11,4

k.A.

Bauzeit

1967 - 1972 2.533.188 (T2) 6.463 (1968)

1972 – 1980

Stückzahl

120

Neupreis (DM)

ca. 60.000

Marktwerte (Euro) Zustand

k.A.

2: 30.500 3: 18.200 4: 10.900

Zukunft als Hybrid Der T2-Schlussstrich traf nicht Doktor Kal- berlah. Projekte zu alternativen Antrieben faszinierten ihn weiter und mit der Kleinserie des Golf I CityStromer begann ab 1981 die Miniaturisierung des mit dem T2 eingeläute-

ten Projektes. 25 Autos wurden gebaut und als der Golf I auslief, tüftelte Kalberlah schon am Nachfolger, dem Golf II City Stromer. Der brachte es auf 70 Exemplare, allesamt als Versuchswagen und nicht für Endkunden gedacht. Da war man beim Erstlingswerk noch

BEZAHLBARE LEGENDE

Auch wenn die Faszination des T2 Elektro groß ist, kaufen kann man ihn in der gezeigten Version nicht. Doch die Vorteile des erfolgreichen Volkswagen Kombi und das ganz spezielle Bulli-Flair lassen sich auch mit einem herkömmlichen T2 erfahren. Denn der Allrounder von VW ist im Gegensatz zu seinem legendären Vorfahren T1 noch bezahlbar. Wenn es auch ein wenig Mühe macht, einen guten T2 zu finden, so bietet der Markt doch immer wieder Fahrzeuge in gutem oder restauriertem Zustand. Natürlich werden auch stark verschlissene Modelle angeboten. Dabei muss man genau ab- wägen, ob man sich eine komplette Restauration zutraut und ob sich das lohnt. Hauptproblem Rost Die meisten der T2 sind seinerzeit als Arbeitstiere angeschafft und benutzt worden. Das Thema Life- stylebus gab es bis weit in die 1980er nicht, sodass der T2 in der Regel keine gepflegten Garagenwagen war. Dafür ist die Karosserie-Auswahl groß: Den T2 gab es schon ab Werk in vielen unterschiedlichen Aufbauversionen, wovon die Pritsche mit Einzelka- bine kaum mehr zu finden ist. Gleiches gilt für die sehr beliebte Doppelkabine. Bessere Chancen auf einen T2 haben Wohn- mobilliebhaber, denn die Modelle sind nicht selten schon mal restauriert worden. Wer sich für den einfachen Kombi mit Sitzbänken interessiert, darf sich wünschen, dass sein Wunschauto über das

große Stahlschiebedach verfügt. Das macht den T2 zu einem Panoramawagen erster Klasse. Natürlich kommt dem Interessierten in diesem Zusammenhang auch der legendäre „Silberfisch“ in den Sinn. Mit ihm markierte VW das Ende der europäischen T2-Ära. Der ausschließlich in Silber lackierte Kombi verfügt über die 2,0-Liter-Maschine, die auch im Porsche 914 2.0 zu finden war. 1.600 Exemplare wurden zu einem Preis von 19.495 DM gebaut und verkauft. Heute ist das Modell so be- gehrt, dass Preisaufschlag fällig ist. Modernes Fahren Auch wenn natürlich der T1 als echter Oldtimer anerkannt ist und mit seinem Status lockt, so kann die Anschaffung eines T2 doch eher befriedigen, da sein Nutzen im Alltag größer ist. Vor allem die Verbesserungen des Fahrwerks durch die Einführung der neuen Schräglenkerhinterachse bedeuten ein deutlich besseres Fahrverhalten. Dazu kommt, dass mit der von Beginn an stärkeren Motorisierung heu- te noch ein Mitschwimmen im Verkehr möglich ist. Ob man einen T2a dem ab 1972 erhältlichen T2b vorzieht, ist eher eine Geschmacks- denn eine Glaubensfrage. Die ältere Version trägt die Blinker unten und verströmt insgesamt einen ursprüngliche- ren Charme, während die spätere Version erwachse- ner daherkommt – und nochmal besser fährt. Interessanter könnte da schon das Upgrade in Sachen Motor sein. Ab 1971 gab es den 66 PS

starken 1,7 Liter des VW 411 gegen Aufpreis, was angesichts der ehedem nicht gerade überborden- den Leistung eine gute Wahl darstellt. Mit ihm wird der T2 mobiler, wenngleich auch mit diesem Aggre- gat Geduld in Sachen Fahrleistungen verlangt wird. Investition in die Zukunft? Wer sich für einen T2 interessiert, tut dies meist aus emotionalen Gründen. Das Auto stellt immer eine Verbindung zur eigenen Vergangenheit her und da ist der Preis bisweilen zweitrangig. Dennoch sollte man nicht übersehen, dass die Zeit für Komplett- restaurationen gerade abläuft. Die Fahrzeuge sind auch als verrostete Ruine kein Schnäppchen und die erforderlichen Arbeiten werden hierzulande immer teurer. Das betrifft genauso die Ersatzteile. Die gute Nachricht ist, dass es das Meiste an Teilen für einen T2 immer noch oder schon wieder zu kaufen gibt. Doch wer am Ende scharf rechnet, kommt zu dem Schluss, dass das bessere und vollständigere Auto auch der bessere Kauf ist. Eine Alternative kann die Anschaffung eines T2c aus Brasilien sein. Die Optik entspricht in etwa dem Vorbild aus den 1970ern, der Motor ist luftgekühlt und das Auto fährt durchaus ordentlich. Bis 2005 gab es diese Version noch als Neuwagen zu kaufen, sodass die Chance auf ein wenig rostiges Exemplar besteht. Das ist dann zwar noch kein Oldtimer, aber was nicht ist, kann ja noch werden.

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