PORTRAIT | Peugeot 604 (1975 – 1986)
TECHNISCHE DATEN Hersteller Peugeot, Sochaux (F) Modell/Ausführung 604 V6 SL Automatique (A33) Karosserie 4-türige Limousine, fünf Sitze, Stahl Motor (Benzin) V6, zwei Solex-Vergaser
(einer einfach, einer doppelt), vorn längs
Hubraum (ccm) Leistung (PS)
2.664
136 bei 5.750/min Drehmoment (Nm) 203 bei 3.500/min Getriebe 3-Stufen-Automatik Antrieb Hinterrad Fahrwerk vorn
Einzelradaufhängung an Dreieckslenkern, McPher- son-Federbeine und Stabilisator Einzelradaufhängung an gezogenen Längslenkern mit Schraubenfedern, Teleskopstoßdämpfern und Stabilisator
Fahrwerk hinten
Das Sandelholzbraun kontrastiert edel mit dem Chrom der Außenspiegel und Felgen
Reifen
175/80 R 14
ßige Gurte hinten gab es zwei Jahre später. Mutig wurde Peugeot 1979 mit einer Diesel- Variante, was in der Oberklasse bis dato nur Mercedes-Benz gewagt hatte, und das auch nur auf dem US-Markt. Mit lediglich 80 PS war der vierzylindrige 604 D Turbo zwar ein- deutig untermotorisiert, aber ein Meilenstein – der erste Turbodiesel für den europäischen Markt überhaupt. Ende desselben Jahres ging mit dem 604 SR ein preisgünstiges Zweiliter-Modell (96 PS) als Behördenfahrzeug exklusiv für den französischen Markt in Produktion. 1981 wur- de mit Streichung des SL aus dem Quartett wieder ein Trio, 1983 wird auch dieses ein- gestellt. Es folgen 604 GTI mit dem von Vol- vo für den US-Markt auf 2,9 Liter vergrößer- ten PRV6 mit 155 PS und 604 GTD mit einem größeren 2,5-Liter-Diesel mit 95 PS. Nur noch zwei Jahre waren dem Duo vergönnt, bis es im November 1985 – ohne Nachfolger – zum Produktionsende kam. Bis zum Debüt des 605 vier Jahre später füllte der 505 V6 die Lücke, obwohl noch so viele 604 auf Halde standen, dass bis Mitte 1986 Bestellungen möglich waren. Schnäppchen aus Nürnberg Auf Halde stehen heute keine 604 mehr, ganz im Gegenteil. Ihr hoher Wertverlust, einher- gehend mit der Korrosionsfreudigkeit, mach- te ihren Erhalt bald unwirtschaftlich. Einen Markt für sie gibt es praktisch nicht. Falls überhaupt vorhanden werden nur Spitzen- exemplare mit prominenter Vorgeschichte knapp fünfstellig gehandelt. Hierzulande sind noch etwas über 50 Stück zugelassen, davon rund ein Dutzend SL V6 der ersten Serie mit 3-Speichen-Lenkrad. Vermutlich das beste Exemplar davon, mit dem Kosename „Gis- card“, besitzt Thorsten Karl aus Wiesbaden. Es ist nicht sein einziger Peugeot. Einst nannte er ein 504 Cabrio sein Eigen, seit ei-
Bremsen (v/h) 0-100 km/h (s) Vmax (km/h) L x B x H (mm)
Scheiben / Scheiben
11,0 178
4.720 x 1.770 x 1430
Gewicht (kg)
1390
Flotte Kurvenfahrten ab- solviert der 604 mit für einen Franzosen untypisch geringen Seitenneigung
Verbr. (l/100 km) 12,0 Bauzeit (Baureihe) 1975 – 1986 Stückzahl (Baureihe) 153.266 Neupreis (DM) 22.300 (1975) Marktwerte (Euro) Zustand 2: 8.000
3: 4.700 4: 2.100
ren. Man muss dem Werk zugute halten, dass man sehr bemüht war, sukzessive die zahl- reichen Kinderkrankheiten zu beheben. Am Ende seiner Laufbahn war der 604 so gut wie ein vergleichbarer Mercedes vom Start weg – wollte man es diplomatisch ausdrücken. Denn die Verkaufszahlen von rund 153.000 Stück in elf Jahren waren für Peugeot-Ver- hältnisse recht bescheiden. Weitere Gründe für den sparsamen Erfolg waren das schlichte Auftreten, die schnell offenkundig werdende Korrosion, der wenig temperamentvolle Mo- tor und das Fehlen technischer Innovationen. Von einem Spitzenmodell eines Herstellers erwartete man einfach mehr. Da war es immerhin ein Trost, dass – vom fehlenden 5. Gang beim Schaltgetriebe und nicht vorhandenen Gurten hinten abgesehen – der 604 gut ausgestattet war. Es gab nur drei aufpreispflichtige Extras: Schiebedach, Leder und 3-Gang-Automatik. Eine Klimaanlage, überlebensnotwendig für den US-Markt, gab es jedoch weder für Franc noch für gute Worte. Varianten ohne Fortune 1977 erfolgte die erste Erweiterung des 604-Portfolios: Dem SL wurde der TI mit Bosch-K-Jetronic-Einspritzung (144 PS) und 5-Gang-Getriebe zur Seite gestellt. Serienmä-
Komfortabel, aber eine Temperament- bremse: 3-Gang-Automatik gegen Aufpreis
nigen Jahren einen 204. „Dann war die Frage, wie es weitergeht. Was ich noch nicht hatte, und auf deren Rückbank ich praktisch groß wurde, war eine 504-Limousine, wie mein Va- ter sie fuhr“, berichtet er. Die Suche danach endete in einer Art „Upgrading“, denn vor rund acht Jahren rief ihn ein Freund an und erzählte ihm von seiner jüngsten Entdeckung. Und schloss mit den Worten: „Wenn du jemals einen Peugeot 604 kaufen willst, dann diesen.“ Dies alarmierte Karl so sehr, dass er spon- tan ins Auto sprang und nach Nürnberg eilte. Der fränkische Verkäufer des V6 SL in Voll- ausstattung hatte ihn von einem Peugeot- Sammler aus den Niederlanden, der absurde Summen in die Restaurierung seiner Expo- nate steckte, damit sie wirkten wie frisch ab
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