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LESERAUTO | Citroën Ami Super und Citroën BX

zosen in der hauseigenen Designabteilung – et voilà: Vive la BX! Mit nie gekanntem Auf- wand bei Konstruktion, Entwicklung und Er- probung gibt sich Citroën jegliche Mühe, mit dem BX ein überzeugendes Produkt abzulie- fern. Die wichtigsten Punkte im Lastenheft: rostfrei, Leichtbau, vier Scheibenbremsen, wenig Bauteile und Peugeot-Vierzylinder. Auf die Hydropneumatik als Markenzeichen be- stehen die Ingenieure, die nach robusten Dis- kussionen mit Peugeot weitergeführt werden darf. Die surrealen Ideen der Armaturenbrett- bestückung mit dem „Badezimmerwaagen- Tacho“ allerdings auch. In einer aufsehen- erregenden Premierenshow wird der BX am Abend des 23. September 1982 am Fuße des Eiffelturms in Paris enthüllt. Citroën hat gro- ßes Glück, denn der BX trifft den Nerv seiner Zeit. Von Fachleuten und -presse für seine

Trotz TRS nur Stahlräder mit Zierblenden. Alufelgen erst ab April 1985 mit dem GT.

Verbreiterte Bereifung gegenüber der Ente: 135er statt 125er.

Qualitäten gelobt, entwickelt er sich zu einem Bestseller: Bereits 1985 geht Nr. 500.000 vom Band. Der frankophile Thorsten Karl bestä- tigt das positive Echo: „Es ist ein gut kons- truiertes und zuverlässiges Fahrzeug, wenn auch etwas fragil – man kann die Türble-

che mit dem Daumen eindrücken, so dünn ist das Metall.“ Der BX 16 TRS (Très Riche Supérieur – höchste Ausstattungsvariante) ist das erste Spitzenmodell der Reihe, die bis zu ihrem Produktionsende 1994 vor Sondermo- dellen und Motorisierungen nur so strotzen wird. Vor zehn Jahren glückt Karl das Auffin- den eines BX der Serie 1 von 1985, „denn ich wollte in meiner Sammlung endlich einmal einen alltagstauglichen Klassiker“. Sein TRS besitzt den damals stärksten Motor, die beste Ausstattung und hat nur 17.000 Kilometern abgespult! „Gut, die Fondtür links wurde ein- mal – schlecht – lackiert. Aber ich fühlte mich in der Verantwortung, dieses hilfsbedürftige Möhrchen zu retten, denn es befand sich in seltenem Originalzustand.“ Nach Wiesbaden überführt, wird aus dem Möhrchen „Lydia“, entsprechend dem Vor- namen der Erstbesitzerin aus Frankreich. Einige Standschäden werden in Ordnung gebracht, dann wird Lydia in Dienst ge- stellt. „Sie ist sehr komfortabel, angenehm zu fahren, dabei erstaunlich sparsam, an- spruchslos in der Wartung und zuverlässig im Alltag. Dank langem Radstand hat sie für ihre Länge eine enorm gute Raumausnutzung mit viel Beinfreiheit. Durch den Leichtbau ist sie mit ihren 90 PS spurtstark und durch die sehr gute Aerodynamik leise und schnell – leider mit einem zu kurz übersetzen Getriebe. Hin- ter dem Steuer möchte man kaum glauben, dass dieser Wagen nun 40 Jahre alt ist, so modern fühlt er sich an. Ersatzteile für den Motor gibt es viel und billig, da in riesigen Mengen gebaut.“ Aber nicht alles erfreut, denn die reichliche und kleinteilige Verwen- dung französischen Hartplastiks sorgt für Klappern und Knarzen im Innenraum. Mit ein Grund, weshalb Peugeot den BX im Juli 1986 domestiziert (Serie 2) und ein neu konstruier- tes Armaturenbrett einführt. Heute gilt der BX als der am besten konst- ruierte, zuverlässigste und auch langlebigste (echte) Citroën. Von den über 2,3 Millionen gebauten Stück sind – vornehmlich in Frank- reich – nicht wenige noch immer im Alltag unterwegs. Es ist der letzte Paukenschlag der Marke, alle danach den Doppelwinkel tragen- de Modelle basieren auf Peugeot-Platt­ formen, was 1977 mit dem Ami-Super-Nach- folger LN begonnen hat. Au revoir, marque d’avant-garde!

Eingeklemmt vor den Vorderrädern: der Alu-Vierzylinder-Boxer des GS.

Vorgabe des Mutter- konzerns: Ablösung der veralteten Citroën- Aggregate durch Peugeot-Triebwerke.

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