TOP TEN | 50 Jahre BMW 3er (E21)
Der Einspritzer
Für seine Fans und Gegner sollte er die Rolle eines neuen „Bayern- Bombers“ausfüllen. Nein, hier ist weder der legendäre Bundesliga-Tor-
schützenkönig Gerd Müller aus den 1970ern gemeint noch der 190 km/h schneller BMW 2002 tii, damals Liebling der linken Autobahn-
spur. Es geht um den im September 1975 vorge- stellten BMW 320i, den zunächst stärksten 3er. Der BMW-Vorstandsvorsitzende Eberhard von Kuenheim präsentierte ihn der Presse mit den Worten: „Dieser Wagen ist für uns der würdige und zeitgemäße Nachfolger des berühmten BMW 2002 tii (…) Er bleibt der Wagen mit dem harten Biss.“ Bissigkeit sollte der 2,0-Liter-Vierzylinder mit Bosch-K-Jetronic-Benzineinspritzung und 92 kW/125 PS garantieren. Das waren fünf PS weni- ger als beim kompakteren und leichteren Kultren- ner 2002 tii, aber immerhin lobte die Presse das ausgewogene Fahrverhalten des ebenfalls leicht- füßigen 320i. Als zeittypische Sportabzeichen gal- ten die den 320ern vorbehaltenen Doppelschein- werfern und die Auslegung des Einspritzmotors auf Superbenzin, während sich alle anderen 3er mit Normal begnügten. Was trotzdem fehlte, war adäquates Tempo: Bei 180 km/h machte der 320i Schluss. Wenn der 2002 tii einen Nachfolger fand, dann erst mit dem 323i.
Anfang 1981 war der 3er bereits im sechsten Produktionsjahr, aber immer noch für Rekorde gut: Als erstes BMW-Modell durchbrach er die Schallmauer von einer Million Einheiten. Dennoch zeichnete sich das Ende der Baureihe E21 ab, der noch getarnte Nachfolger E30 drehte schon Test- runden. Zeit für eine Schlussverkaufsoffensive, entschied das BMW-Marketing und legte eine Sparversion auf: Der BMW 315 sollte den Erfolg des 1502 wiederholen, der als Einsteigertyp die Bauzeit der 02-Reihe verlängert hatte. Und so verfügte auch der BMW 315 über eine reduzierte Serienaus- stattung, dazu das optische Erkennungszeichen mattschwarzer Fensterrahmen, aber ein 1,6-Liter-Triebwerk wie im 316. Doch statt der gewohnten 66 kW/90 PS hielt der 315 nur 55 kW/75 PS bereit, die für geringfügig niedrigere Verbrauchswerte (6,8 bis 10,5 Liter im Normzyklus) und bescheidene 154 km/h gut sein sollten. Die Fachpresse attestierte dem 315 allerdings eine deutlich höhere Vmax und auch eine flottere 0-100-km/h-Sprintzeit als die von BMW genannten 14,8 Sekunden. Ob dieses Medienlob dazu beitrug, die Karriere des 315 zu beschleunigen, bleibt offen: Jedenfalls wurde der Einsteiger-BMW bis Ende 1983 in rund 108.000 Einheiten produziert und damit sogar ein Jahr lang parallel zur Nachfolge-Baureihe E30. Sparmodell 315
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