LITERATUR
NSU Ro 80 – 50 Jahre Vorsprung durch Technik Klaus Arth, ISBN: 978-3-667-11045-9, antiquarisch erhältlich. NSU Ro 80 – Die Geschichte des Wankelmotors Dieter Korp, Neuauflage 2024, ISBN: 978-3-613-04648-1, 49,90 Euro.
möglich. Die entsprechenden Teile sind (bis auf den Bremskraftbegrenzer der Hinterachse) von speziellen Bremsendiensten noch zu be- schaffen. Den Bremskraftbegrenzer kann man überholen lassen. Serienmäßig bereift war der Ro 80 im Format 175 HR 14. Originale Polster sind kostbar Der Neupreis eines NSU Ro 80 stieg bis 1977 auf saftige 23.620 DM. Das war gehobenes Niveau und dementsprechend gediegen prä- sentierte sich der optisch sachlich gehaltene Innenraum. Zeittypisch farbenfroh präsen- tieren sich manchmal die Polsterungen und Verkleidungen spätere Modelle. In Sachen Polsterungen waren Stoff, Cord, Kunstleder und Leder im Angebot. Im Innenraum gilt es, auf den generellen Zustand zu achten. Beson- ders bei Fahrzeuge ohne Colorglas stark ver- blichen und dadurch brüchig sein. Originale Polsterstoffe sind nicht mehr zu beschaffen. Kunstledersitze sind strapazierfähiger, aber durch ihre Wärmeentwicklung im Sommer Geschmackssache. Einige andere schwache Stellen wie Fens- terheber, Radlager und Gelenkwellen-Man- schetten sind zwar ärgerlich, aber nicht subs- tanziell. Wenn allerdings die Gelenkwellen längere Zeit mit kaputten Manschetten ge- fahren wurden, sind Spätschäden möglich. Achten Sie auf Fettreste in den Achsträgern oder frisch reparierte Manschetten. Entspre- chendes gilt für die Abdeckung der Zahnstan- ge der Lenkung im vorderen linken Radhaus. Apropos Räder: Zu den gesuchten Extras zäh- len die geschmiedeten Leichtmetallfelgen der Firma Fuchs. Insgesamt betont auch der Club eine Faust- regel für den Kauf eines Ro 80: Teuer und gut kaufen ist meist preiswerter als billig kaufen und viel restaurieren – es sei denn, man kann (und will) alles selber restaurieren. Außerdem sind bei Werkstattleistungen die Karosserierepara- turen im Verhältnis meist teurer (und schwerer kalkulierbar) als Reparaturen an der Technik. Und wie viel kostet ein Ro 80 heute? Das Modell lebt von seinen Fans, er war noch nie ein volkstümlicher „Wald und Wiesen“-Ol- die wie ein VW Käfer, Porsche 911 oder die Mercedes-Mittelklasse. Für potenzielle Käu- Einzelradaufhängung vorn an Dreiecks- lenkern und McPherson-Federbeinen. Die Manschetten der Gelenkwellen begutachten!
fer ist das aber eher ein Pluspunkt. Denn die Preise bleiben recht stabil auf bezahlbarem Niveau, auch wenn die Besonderheit des Ro 80 manchmal für überzogene Preisvorstel- lungen sorgt. An sich sind massive Sprünge nach oben in Zukunft nicht zu erwarten. Eher im Gegenteil: Wer einen Ro 80 will, hat meist schon einen, und die Szene wird nicht jünger. Die nachfolgenden Generationen X/Y/Z ha- ben oft kaum noch einen Bezug zum Ro 80, der zudem nicht im klassischen Sinne wie ein Oldtimer aussieht. Auch halten hartnäckig ge- pflegte Vorurteile die Preise unten. Schlachtexemplare bekommt man meist billig, gelegentlich sogar geschenkt. Ab etwa 6.000 Euro gibt es fahrbereite Autos, die aber noch Liebe brauchen. Bei um die 10.000 Euro starten gute Exemplare, für 15.000 Euro kann man weitestgehend sorglos einsteigen und losfahren. Alles darüber hängt vom Kilome- terstand und der Ausstattung ab. Oberhalb von 20.000 Euro notieren lediglich ganz be- sondere Ro 80. Wie hieß es einst in einer Werbeanzeige? Die Zukunft ist schon Gegen- wart geworden. Der NSU Ro 80 ist ein Teil von ihr. Also: Nur Mut! Blick auf innenliegende Scheibenbremsen und Getriebe. Schaltet es schlecht, ist meist die Servobetätigung der Kupplung verstellt.
Auspuff: Nachfertigungen haben im Vergleich zum Original oft einen dünneren, blechern scheppernden Klang.
Dreiecklenker der Hinterachse: Sind die Ablauflöcher verstopft, droht Rost. Eine Klopfprobe gibt Hinweise.
Nicht viel zu sehen: Ölfilter und Signalhorn verdecken den zierlichen Wankelmotor. Betriebswarm startet er am besten mit Halbgas, ohne Pumpen.
AUTO CLASSIC 3/2025
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