Das Rezept des ersten „richtigen“ M5 war eine Kopie seines Vorgängers E 12: Unschein- bare Limousine, gepaart mit fettem Motor. Nur dass es die Motorsport GmbH mit dem E28 M5 auf die Spitze trieb, denn unter dem unscheinbaren Blech lauerte nun die Renn- wagentechnik aus dem M1: 286 PS wie im M635 CSI gab es, und der Ventildeckel mit schwarzem Schrumpflack und „M Power“- Schriftzug wurde ergänzt durch die filigrane Einzeldrosselklappenanlage. Auf Wunsch trug der Sport-Fünfer den Pelz dann innen. Erstmals begann die Motorsport GmbH in größerem Stil die Innenräume mit Leder auszuschlagen und zwar überall, wenn der Kunde es wünschte. Belederte Konso- len und Armaturenbretter gehörten ebenso zu den Umfängen wie exklusive und auf den Geschmack des Käufers zugeschnittene Farb- konzepte: Die Kunden wollten neben Leis- tung der Spitzenklasse auch Individualität. BMW M5 (E 28) Mr. Inkognito
M535I (E 12)
Anders als bei späteren M-Modellen war ein Auto entstanden, das vor allem eines ausstrahl- te: Souveränität. Die beinahe langweilige Ka- rosserie des E 28 sorgte dafür, dass der Besit- zer im Auftritt stets diskret daherkam. Weder übermäßig große Räder noch laute Auspuff- geräusche irritierten den Betrachter. Begab man sich aber hinter das Dreispeichenlenkrad, spielte der M5 sein Suchtpotenzial aus. Wertanlage DM = Euro Kultivierte Kraft in jeder Lebenslage machten aus dem schnellsten Fünfer einen Langstre- ckenläufer, mit dem jede Dienstreise zum Ver- gnügen wurde. Dazu trugen das überarbeite- te Fahrwerk sowie das 5-Gang-Sportgetriebe bei. Ein Beleg dafür, dass bei der Motorsport GmbH nicht nur der Motor im Vordergrund stand, sondern das Gesamtfahrzeug. Das hat- te natürlich seinen Preis und der ist bis heute in etwa unverändert – allerdings in Euro.
Verpackt in das Kleid der ersten Fünfer-Limou- sine trat der M5353i ab 1979 an, die linke Spur der Autobahn zu räumen. Das Rezept war ebenso einfach wie effizient. Der M30- Motor des 635 CSI lag im Regal und seine 218 PS warteten nur darauf, die unschein- bare Limousine anzuschieben. Viel zu tun hatte der Reihensechser damit nicht, wog der Fünfer damals nur bescheidene 1.400 Kilo. Die Fahrleistungen waren beeindruckend, einem Porsche 911 SC Paroli zu bieten war kein Problem. Binnen 7,0 Sekunden waren die 100 km/h erreicht und erst bei 227 km/h ging dem BMW die Puste aus. Der Clou war aber seine Unscheinbarkeit, denn als Erken- nungsmerkmal gab es nur einen Frontspoiler. Nach Ende seiner Dienstfahrten erging es dem schnellsten E 12 allerdings nicht anders als seinen schwächeren Brüdern. Erst stiefelte die Jugend sein Gaspedal aufs Bo- denblech, dann zog der Rost die meisten der 1.650 gebauten Exemplare aus dem Verkehr.
Vertreterwagen mit Renntriebwerk. Der 286-PS-Motor kam aus dem M1
Bogencockpit und lederne Recarosessel waren Mitte der 1980er eine Ansage
Bauzeit: 1984 bis 1987 Stückzahl: 2.241 Leistung: 286 PS Topspeed: 245 km/h Preis: 80.750 DM (10/1986)
Das Spoilerkit war optional. Reizvoller war der M5 ohne Plastikteile
AUTO CLASSIC 4/2022
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