03-2014 D

GOTT NIMMT KEIN BLATT VOR DEN MUND

Ausser Europäerinnen und Europäern zieht die Schweiz auch Menschen aus Afrika, Asien, Lateinamerika, dem Nahen Osten oder dem Balkan an. Nachdem sie aus wirtschaftlicher Not oder Verfolgung geflohen sind, stehen sie hier wiederum vor ganz neuen Schwierig- keiten: Sprache lernen, total andere soziale Gewohn- heiten, Trennung von der Familie, Angst vor dem Aus- gewiesenwerden oder auch Zurückweisung von einem Teil der einheimischen Bevölkerung. Allen gemeinsam ist die Hoffnung auf Sicherheit und eine bessere Exis- tenz. Fremde und Gäste auf der Erde Und was ist unsere Haltung den Fremden gegenüber? Wo stehen wir auf der Skala zwischen Abschottung und Angst respektive sentimentaler, unkritischer Akzeptanz oder gar Idealisierung? Die Tatsache ist, dass wir als Christinnen und Christen ebenfalls „Fremde und Gäste in dieser Welt“ sind (1.Petrus 2,11). Sollte dies nicht zumindest eine Haltung von Sympathie den Immigranten gegenüber auslösen? Sogar Jesus war in seiner Kindheit für ein paar Jahre Sohn von Immigranten, als seine Eltern vor dem Massaker in Bethlehem nach Ägypten geflüchtet waren (Matthäus 1). Völkerwanderung konkret Auch sonst finden wir in der Bibel unzählige Geschichten von Migranten und Immigranten: • Abraham und seine Familie waren ihr Leben lang Fremde, als sie dem Ruf Gottes folgten. • Jakob flüchtete nach Syrien, weil er seinem Bruder das Erstgeburtsrecht gestohlen hatte. • Joseph wurde zum Fremden, weil seine Brüder ihn an Reisende verkauft hatten, die auf dem Weg nach Ägypten waren (der Fluch wandelte sich dann später für die gleichen Brüder zum Segen). • Schliesslich waren Jakobs Nachkommen, die Israe- liten, als Flüchtlinge in Ägypten, weil in ihrem Land Hungersnot herrschte. Sie blieben für 350 Jahre. • Mose lernte das Exil kennen, als er vor dem Zorn des Pharao nach Midian floh, um nach 40 Jahren zurückzu- kehren und das erwählte Volk ins versprochene Land zu führen. • Später wanderten Elimelech, Naomi und ihre zwei Söhne nach Moab aus, um der erneuten wirtschaft- lichen Krise in Israel zu entkommen. Drei von ihnen starben in der Fremde. Nur Naomi kehrte nach Israel zurück, gemeinsam mit ihrer Schwiegertochter Ruth, die damit ihrerseits zur Ausländerin wurde. Sie wurde schliesslich eine Vorfahrin Davids. • Zum Schluss erlebten die Stämme Israels ihre Depor- tation. 722 v. Chr. waren es die Nordstämme, 587 v. Chr. auch Juda. Sie blieben mindestens 70 Jahre in Ba- bylonien und kehrten erst in der Perserzeit teilweise zurück.

4

Made with FlippingBook flipbook maker