03-2014 D

worden ist, weiter: „Durch dich sollen alle Völ- ker der Erde Segen erlangen.“ (1. Mose 12,3) Die Pharisäer und die Leute im Tempel gefielen sich darin, die Samariter, die Fremden oder ri- tuell Unreinen im Namen ihres Gesetzes auszu- schliessen. Jesus hingegen versammelt durch seinen Tod am Kreuz die Völker der Erde, Arme und Reiche, Männer und Frauen, Junge und Alte in einer einzigen Familie. Hier einige Beispiele: • Jesus trinkt aus dem gleichen Krug wie eine Samariterin und auch ihre Mitbürger verstehen schliesslich, wer er ist (Johannes 4), • er stellt Angehörige anderer Nationen als Beispiel dar (Matthäus 12,41-42; Lukas 10,30-37), • befreit die besessene Tochter einer kanaa- näischen Frau (Markus 7,24-30), • heilt den Diener eines zur Besetzungs- macht gehörenden römischen Offiziers (Matthäus 8,5-13), befreit einen von Dämo- nen geplagten Gerasener (Markus 5) • und gibt Petrus schliesslich die Vision vom Leintuch, womit er deutlich, dass die religi- ös-rituelle Barriere gefallen ist (Apostelge- schichte 10). In seiner Schilderung des letzten Gerichtes über die Nationen (Matthäus 25,31-40) identifiziert sich Jesus mit den Mittellosen: „Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken ge- geben; ich war fremd und ihr habt mich bei euch aufgenommen ; ich war nackt und ihr habt mir etwas anzuziehen gegeben; ich war krank und ihr habt mich versorgt; ich war im Gefängnis und ihr habt mich besucht.“ Von uns Christen ist also eine aufnehmende Haltung gefordert. Jedoch interessieren sich wenige für die Fremden in Not – oft auch aus Angst. Doch die „wahre Liebe vertreibt die Angst“ (1. Johan- nes 4,18). Darin liegt Gottes Antwort für die Fremden bei uns.

Diese Geschichten wurden innerhalb eines um- fassenden göttlichen Plans geschrieben. Yaweh begleitet sein Volk in die Migration. Er fügt sich in diese grossen Bewegungen ein, um sich der Welt zu offenbaren und seinen Charakter sowie seinen Befreiungswillen deutlich zu machen. … denn ihr selbst seid in Ägypten Fremde gewesen In der Thora hat es mindestens zehn Abschnit- te, in welchen Gott auffordert, die Immigranten auf der sozialen Ebene zu schützen und ihnen gegenüber das gleiche Recht anzuwenden wie bei den Einheimischen, „denn ihr selbst seid in Ägypten Fremde gewesen“ (2. Mose 22,20). Es gibt also eine starke Solidarität mit den Einwan- derern. Diese hat ihre Grenzen bei der Religion, da sich Israel von den götterverehrenden Völkern abheben soll. Auf der sozialen Ebene gibt es je- doch keine Einschränkungen: • Die Fremden sollen nicht unterdrückt oder ausgebeutet werden, sondern ebenfalls ei- nen Ruhetag einhalten (2. Mose 22,21 und 23,9&12). • Der Fremde soll wie ein Einheimischer be- handelt und so geliebt werden, wie man sich selbst liebt (3. Mose 19,33-34). • Ausländer und Einheimische sollen bei den zinslosen Darlehen identisch und gerecht behandelt werden (3. Mose 25,35-38). • Gottes Gnade ist auf den Immigranten wie auf Israel (5. Mose 10,16-20). • Im Bezug auf die Entlöhnung und Solidarität soll Gerechtigkeit herrschen (5. Mose 24,14- 18 und 26,12). • Man soll sich um die Fremden, die Waisen und die Witwen kümmern (Jeremia 22,3 und Psalm 146,7-9). • Der Prophet erkennt, dass der Heilsbund auf die Fremden ausgeweitet wird, die Gott an- beten (Jesaja 56,6-8). • In der Vision vom endgültigen Reich Gottes bekommen die Fremden ihren Erbteil ge- nauso wie die Juden (Hesekiel 47,21-23). Diese Liste ist nicht vollständig, zeigt jedoch, dass es Gott ein Anliegen ist, dass der Eingewan- derte aufgenommen und sozial geschützt wird. Jesus vereint die Nationen Durch Jesus Christus fällt zu Beginn des Neuen Testaments die Barriere zwischen dem jüdischen Volk und den Nichtjuden (Epheser 2,11-19). Da- mit geht die Verheissung, die Abraham gegeben

Jean-Pierre BESSE ist Evangelist, Lehrer und Ausbildner.

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