02-2016 D

Veränderte WELT-

wie reagi

Militante islamistische Gruppen, die in unseren Einsatzländern in Afrika grosse Unruhe auslösen, Flüchtlingsströme, wie unsere Generation sie noch nie gesehen hat, und Terroranschlägen überall auf derWelt, selbst in Europa – unser Jahresthema 2015 „Veränderte Welt – wie reagieren wir?“ hätte kaum passender sein können. An der Jahreskonferenz des DEZA Anfang 2016 hielt auch Bundesrat Di- dier Burkhalter fest, dass das letzte Jahr von vielen Krisen und Herausforderungen, unter anderem 44 bewaffneten Konflikten, geprägt war. Die entschei- dende Frage ist – wie reagieren wir? BOTSCHAFTER DER VERSÖHNUNG SEIN Didier Burkhalter sprach von demWunsch, das Umfeld mit einer brückenbauenden Aussenpolitik mitzugestal- ten. Im 2. Korintherbrief 5,20 bezeichnet Paulus uns als Botschafter der Versöhnung. Was für ein Auftrag! Wir versuchten, ihn auch 2015 umzusetzen und Men- schen zu helfen, sich zu versöhnen – mit ihren Ehepart- nern und Familienmitgliedern, mit Angehörigen an- derer Ethnien oder mit Leitern, mit denen sie im Streit lagen. Es geht aber auch um die Versöhnung mit Gott, der uns Vergebung und Wiederherstellung anbietet, und um die Versöhnung mit der eigenen Geschichte, was wir vor allem bei Besuchen in Gefängnissen und Jugendanstalten immer wieder erleben dürfen. Die Pastorinnen und Pastoren in unseren Einsatzlän- dern sollen dabei in besonderem Masse Botschafter der Versöhnung sein und mit Verständnis und Sensibi- lität auf Leute anderer Religionsgruppen zugehen. Ihre Aus- und Weiterbildung war uns daher im letzten Jahr ein grosses Anliegen. NICHT: KOMMT NICHT ZU UNS NACH EUROPA! SONDERN: WIR KOMMEN ZU EUCH … Viele Flüchtlinge kommen im Moment zu uns, weil die Lage in ihrem Land unsicher ist. Aber das ist nicht der einzige Grund: Solange die Jugendlichen in vielen Län- dern Afrikas keine Aussicht auf Bildung und einen Job und somit keinen Ausweg aus der Armut haben, wird Europa attraktiv bleiben. Die Situation vor Ort muss

sich positiv verändern. Deshalb haben wir auch 2015 bewusst in Schulbil- dung investiert: Im Tschad (Am Sénéna) wurde eine neue Primarschule gestartet. In Kamerun (Maroua) halfen wir unserer Partnerkirche, ein neues Oberstufen- schulhaus zu bauen – zuvor hatte es teilweise über 100 Kinder in einer Klasse, da viele Familien aus den Grenz- gebieten vor Boko Haram geflohen und nach Maroua gekommen waren. In Brasilien (Belém) wurde weiter kräftig in den Aufbau von Kindergärten in Favelas investiert und in Guinea freuten wir uns über das neue Lehrerseminar in Conak- ry und darüber, dass über 90 Prozent unserer Schülerin- nen und Schüler unserer Schule in Gaoual den Übertritt in die nächste Klasse schafften – statt der üblichen 30 bis 40 Prozent! Ein weiterer Schwerpunkt war Berufsbildung . Wir möchten, dass die Leute vor Ort etwas lernen, das ih- nen hilft, eine Perspektive zu entwickeln und eines Ta- ges genug zu verdienen, um aus der Armut ausbrechen zu können. Die Berufsschulen in Sri Lanka (Trincoma- lee) und Guinea (Kissidougou, Télimélé und Gaoual) haben sich weiterentwickelt und wurden rege genutzt. Obwohl unser Fachmann Daniel Berger in die Schweiz zurückgekehrt ist, ging auch die landwirtschaftliche Arbeit in Guinea weiter. Mehrere hundert Reisbauern konnten dank besseren Anbaumethoden ihre Erträ- ge wesentlich steigern. In diversen Dörfern wurden Reisbanken errichtet, damit die Bauern lernen, ihren Ertrag selber gut zu verwalten, statt ausgebeutet zu werden. Wenn die Leute genug zu essen haben, sinkt der Wunsch, wegzugehen oder sich von einem terroris- tischen Netzwerk kaufen zu lassen. Auch medizinische Versorgung ist ein wichtiges The- ma. In Angola durften wir sehen, wie die Augenklinik unter einheimischer Leitung weiterhin gut funktionier- te. Besonders dankbar sind wir dafür, dass wir in Gui- nea während der ganzen Ebola-Epidemie die Arbeit in unserem Centre Médical aufrechterhalten konnten. Lei- der ist unser langjähriger Arzt Stefan Strahm an einem

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