Cellar Selection

–– KÖLNER WEINKELLER Cellar Selection 2 –– 2

3 Die Idee ––

MANCHE WEINE ERZÄHLEN GESCHICHTEN, BEGEISTERN, SIND GENUSS UND KULTUR IN EINEM. DAS SIND DIE WEINE, DIE WIR LIEBEN, DIE WIR IHNEN NAHEBRINGEN WOLLEN UND VON DENEN WIR NIE GENUG BEKOMMEN KÖNNEN. FÜR DIE BESONDEREN UNTER DIESEN WEINEN HABEN WIR DIE CELLAR SELECTION AUFGELEGT.

E s gibt Momente im Leben eines Wein- händlers, da wünscht man sich in die Vergangenheit. Vor ungefähr zehn Jahren, probierte ich mit einem befreundeten Winzer ein besonderes Fass in seinem Keller. Der Wein war dunkelrot, dick, herb, intensiv – Charakterstoff durch und durch! Aber Cabernet Franc aus Deutschland? „Das versteht doch kein Mensch “ , meinte auch der Win- zer. „Kannst‘ das Fass aber haben wenn du magst “ , ergänzte er. Ich är- gere mich heute noch, dass ich da- mals so zögerlich war, was wäre das heute gut… Kennen Sie vielleicht die Fir- ma Vandermeulen? Wenn Sie ein Weinfreak sind, wird Ihr Puls jetzt vermutlich schneller schlagen, die Nerven prickeln und Sie beginnen, feuchte Hände zu bekommen. „Van- dermeulen, Vandermeulen – hast Du etwa eine Flasche?“, wird man im Flüsterton gefragt... Leider nicht,

aber die unscheinbaren Flaschen mit dem roten Punkt auf dem schlichten Etikett sind mehr als eine Legende. Vandermeulen war ein Wein- händler aus dem flandrischen Osten- de. Angeblich waren es zwei Brüder. Die beiden sind zwischen etwa 1900 und 1955 jedes Jahr ins Bordeaux und Burgund gefahren und haben den großen Châteaux zielsicher die besten Fässer aus dem Keller geholt. Im Visier waren vor allem die Fäs- ser, die das beste Reifungspotential versprachen. Denn die Vandermeu- lens waren geduldig und ließen die Weine teilweise für Jahre bei sich im Keller lagern, bis sie fertig waren. Die Kollegen brachten Cheval Blanc und Romanée-Conti in alle Welt und die Winzerinnen und Winzer ver- trauten ihnen ihre besten Partien an. Auch auf die moderne Form des Discounts verstand man sich schon. Wer 1952 eine Kiste Cheval Blanc kaufte, bekam der Erzählung nach „kosteloos“ eine Flasche 1918er

Yquem obendrauf. Vielleicht waren früher manche Dinge wirklich noch besser... Die Weinwelt hat sich verän- dert. Bis in die 50er Jahre ging ein größerer Teil des Weinhandels über Négociants und Kommissionäre. Damals stand deren Name fast im- mer mit auf dem Etikett und galt als Bürge für die Qualität des Produkts. Dass ein Weingut wie Lafite oder Mouton alle Weine zu einem einzi- gen Grand Vin cuvéetierte wäre eher ungewöhnlich gewesen. Es gab fünf oder sechs Füllungen für ver- schiedene Händler, die Güter waren stolz, dass die renommierten Han- delshäuser anfragten, und die Kun- den vertrauten auf den Riecher der Einkäufer. Es ging vor allem darum, zusammen mit den Winzern ganz besondere Weine auf die Flasche zu ziehen. Weine, die sich von den Fül- lungen der anderen unterschieden.

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