Entsprechend besticht die Sprachanimation durch lockere Aktions- und Kommunikationsspiele, bei denen die Teilnehmenden ungezwungen aufeinander zugehen. Sie erleben, dass sie sich mit Händen und Füßen verständi- gen können, erlernen bei den Spielen einzelne Wörter und Wendungen, die sie nachsprechen, sich einprägen und später in der Gruppe anwenden können. Im Vordergrund steht dabei der Spaß miteinander und mit der Sprache. Wann wird die Sprachanimation angewendet? Die Sprachanimation sollte als integraler Bestandteil der Jugendbegegnung gesehen werden. Sie ist also keine ein- malige Aktion für einen Tag, sondern fügt sich organisch in den Begegnungsalltag ein. Dabei orientiert sie sich an den gruppendynamischen Prozessen und unterstützt diese. Geht es also zu Beginn darum, Hemmungen gegenüber den fremden Teilnehmenden zu lösen und das gegenseitige Kennenlernen zu unterstützen, kann sie zu einem späteren Zeitpunkt die Lösung von Konflikten unterstützen oder die Kooperation in der Gruppe stärken. Daher ist es sinnvoll, von den ersten Programmplanungen der Jugendbegegnung an, die Sprachanimation jeden Tag mit zu berücksichtigen. Das kann z.B. eine Einheit jeden Morgen sein. Es kann aber auch sinnvoll sein, die zur Vorbereitung einer gemeinsamen Aktivität benötigten Wörter mit einem Sprachanimationsspiel einzuführen. Auch als Energizer können Sprachanimationsspiele im Laufe des Tages eingesetzt werden. Dabei ist es nicht not- wendig anzukündigen: „Wir machen jetzt Sprachanimation!". Wichtiger ist, die Motivation der Teilnehmenden dadurch zu fördern, dass sie verstehen, was ihnen das Spiel bringt. Phasen der Jugendbegegnung Jede Gruppe erlebt eine Gruppendynamik, die sich als Abfolge von fünf Phasen beschreiben lässt: • Kennenlernphase, in der noch Unsicherheit bei den Teilnehmenden vorherrscht und eine vorsichtige Distanz gewahrt wird. Zu Beginn unterstützen Eisbrecher und Kennenlernspiele den Prozess. Die Spiele sollen Sicherheit vermitteln und die Teilnehmenden aktivieren. • Orientierungsphase, in der die Teilnehmenden versuchen, ihre Rolle innerhalb der Gruppe zu finden. Das kann einerseits eine Bewegung vom Ich zum Wir bedeuten, andererseits aber auch zu Konflikten führen. Haben sich so die Rollen geklärt, entsteht ein größeres Maß an Vertrauen und Kooperation in der Gruppe. Zur Unterstützung können Spiele zur Kooperation und zum Vertrauensaufbau eingesetzt werden. • Kreativphase, in der das Wir-Gefühl der Gruppe sehr stark ausgeprägt, der Wunsch nach gemeinsamem Tun in der gesamten Gruppe groß ist und in der intensiv thematisch gearbeitet werden kann. Spiele, die das Wir-Gefühl betonen, sind in der dritten Phase gut angebracht. Der Spracherwerb kann in dieser Phase intensiviert werden. • Differenzierungsphase, in der sich unter Umständen aufgrund von gleichen Interessen und ergebnisorientierter Kleingruppenarbeit Subgruppen bilden. Diese Phase bietet Raum für Spiele zur Systematisierung und Verarbei- tung des Gelernten.
• Abschiedsphase, in der die Rückkehr vom Wir zum Ich gestaltet werden muss. Hier ist es wichtig, einen Rahmen für Reflexion zu geben und den Abschied nach dem oft intensiven Gruppenerlebnis bewusst zu gestalten.
Diese Phasen kommen in jedem Gruppenprozess vor. Jedoch verläuft die Abfolge nicht immer geradlinig, einzelne Phasen können länger als andere dauern und es kann Rückschritte in eine vorherige Phase geben. Wichtig ist für die Sprachanimation, dass diejenigen, die sie anleiten – die Sprachanimateur*innen – sich dieser Phasen bewusst sind, sie wahrnehmen und ihre Sprachanimationsaktivitäten dem Gruppenprozess anpassen.
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