Zu Beginn einer Jugendbegegnung können die Sprachanimateur*innen für die unter- schiedlichen Sprachkenntnisse aller Teilnehmenden sensibilisieren, indem man den Teil- nehmenden Skizzen von Körpern in DINA4-Blättern austeilt und sie darum bittet, alle Sprachen, die sie sprechen oder verstehen können, in den Körper einzutragen. Dabei kön- nen sie die Stellen des Körpers nutzen, um zu zeigen, wo sie diese Sprachkenntnisse am ehesten verortet fühlen, z.B. eine Sprache bei den Ohren, weil diese Sprache für sie einen schönen Klang hat oder weil sie sie nur verstehen können, wenn sie diese hören, eine andere Sprache am Herzen, weil sie diese besonders lieben oder weil sie mal in jemanden verliebt waren, der*die diese Sprache gesprochen hat.
I.V Eine diversitatsbewusste Perspektive in der Sprachanimation Elzbieta Kosek, Kreisau-Initiative e.V.
Junge Menschen in einem Jugendaustausch sind immer vielfältig – sie kommen aus verschiedenen Ländern, sprechen Griechisch, Deutsch und andere Sprachen. Sie haben unterschiedliche Haut- und Haarfarben, manche vielleicht eine Behinderung. Wenn man über Diversität in der Jugendarbeit spricht, so erscheint vor dem inneren Auge oft ein solches Bild: Ein bunter Haufen junger Menschen die zusammenkommen, um gemeinsam Spaß zu haben, neue Dinge zu lernen und dabei mehr übereinander zu erfahren. Verschiedene Methoden unterstützen die Teilnehmenden, einen Eindruck von den Lebenswelten der jungen Menschen aus den anderen Ländern zu erhalten, Unterschiede wahrzunehmen und dadurch Verständnis und Offenheit für die eigene und fremde Kultur zu entwickeln. Dabei werden Nationalität und Kultur – gewollt oder ungewollt – oft zur wichtigen Differenzlinie: „Die Griechen machen das so!" oder „Die Deutschen sind so." Die Sprachanimation stellt die Sprachen der Part- nerländer in den Mittelpunkt. Durch die Auseinandersetzung mit den Partnersprachen sollen die Teilnehmenden neugierig werden auf die Sprachen, die Länder und ihre Kulturen. Das ist wichtig, aber darin verbirgt sich auch die Gefahr der Vereinfachung und Pauschalisierung. Hier setzt diversitätsbewusste Bildungsarbeit an. Ihr Ziel ist es, den Blick auf individuelle Merkmale und Aus- gangsbedingungen zu richten und dabei Diskriminierungsmechanismen, gesellschaftliche Machtstrukturen, In- klusion und Exklusion, soziale Differenzierung und viele andere Aspekte einzubeziehen und zu reflektieren. Ein vertiefender Einblick in das gesamte Spektrum diversitätsbewusster Bildung wird an dieser Stelle nicht möglich sein, jedoch gibt es umfassende Literatur zu diesem Thema, die für Teamer*innen und Sprachanimateur*innen zu empfehlen ist. 6
6 S. Literatur und weiterführende Informationen.
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