Diversitätsbewusste Sprache Die Sprachanimation im bilingualen – aber auch im mehrsprachigen – Kontext konzentriert sich oft auf die of- fiziellen Projektsprachen. Hier ist es z.B. ein Leichtes, immer wieder von „den Deutschen“ und „den Griechen“ zu sprechen. Es ist wichtig, sich dabei bewusst darüber zu sein, dass auf diese Weise Schubladendenken verstärkt werden kann und das Bild von „uns“ und „den anderen“ aufrechterhalten wird. Gerade in multikulturellen Teil- nehmendengruppen identifizieren sich nicht immer alle Mitglieder einer Gruppe als deutsch oder griechisch. Mit einer Moderation, die konsequent eine solche Differenzlinie zieht, können sich Teilnehmende ausgeschlossen fühlen. Im deutsch-griechischen Jugendaustausch hat es sich aus diesem Grund etabliert, über die Teilneh- menden aus Deutschland und die Teilnehmenden aus Griechenland zu sprechen. Auf diese Weise wird der Bezug zum Wohnort und nicht zur Nationalität hergestellt und es werden auch die Teilnehmenden adressiert, die eine andere nationale Identität haben, z.B. geflüchtete Menschen oder Migrant*innen. Im Sinne der diversitätsbewussten Bildung ist es also wichtig, sich mit den Individuen auseinanderzusetzen. Wer ist in meiner Gruppe? Wie kann ich alle einbeziehen und es möglich machen, dass jede*r Teilnehmende zu ihren*seinen Bedingungen teilnehmen kann?
Dabei sind nicht nur Nationalität und Sprache bedeutende Ka- tegorien, sondern auch Kategorien wie Geschlecht oder Beein- trächtigung spielen eine wichtige Rolle. Wenn eine Gruppe wäh- rend einer Übung in Mädchen und Jungen aufteilt wird, muss sich die*der Sprachanimateur*in darüber bewusst sein, welches Ziel verfolgt wird, denn hinter einer solchen Aufteilung verbirgt sich eine gesellschaftliche Differenzierung, die auch Diskrimi- nierungsmechanismen in sich birgt. Eine solche Entscheidung sollte unbedingt transparent gemacht werden, um geprägte Bilder und Rollen nicht zu verstärken. Auch die Nutzung einer geschlechtersensiblen Sprache ist wertvoll, denn indem sowohl männliche als auch weibliche Teilnehmende adressiert werden und vielleicht sogar noch der Raum geschaffen wird für dieje- nigen, die sich nicht diesen beiden geschlechtlichen Kategorien zuordnen, erhalten alle Teilnehmenden die Chance, sich ange- sprochen und beteiligt zu fühlen.
Inklusion Auch Inklusion ist ein wichtiger Teil diversitätsbewusster Bildungsarbeit. Im breiten Verständnis geht es in der inklusiven Bildungsarbeit darum, alle mit einzubeziehen. Dabei werden behinderte Menschen mitgedacht, aber inklusive Bildung wird nicht auf diese Kategorie reduziert. Es geht darum, die Methoden so auszuwählen und zu gestalten, dass benachteiligte und beeinträchtigte Menschen genauso Teil des Bildungsprozesses sind, wie nicht benachteiligte und nicht beeinträchtigte Menschen. Haltung und sensible Sprache sind dabei relevant. Wenn Sprachanimateur*innen immer wieder Personen mit Behinderung eine Sonderrolle geben, sie besonders hervorheben oder der Gruppe das Gefühl vermitteln, dass dies oder jenes nicht gemacht werden kann, weil das z.B. mit dem Rollstuhl nicht geht, dann öffnet sich ein Raum für Exklusion und Diskriminierung.
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