NZEN VERSÖHNT de ich es von nun an akzeptieren. Falls du ihn aber heilst, soll sein ganzes Le- ben dir gehören.» Ein Gebet, dass mei- nem Leben eine massive Richtungsän- derung gegeben hat. Aber ein Gebet, das auch die Spannung und die damit verbundene Frage an die Oberfläche trägt: Wo bestürme ich Gottes Thron und wo akzeptiere ich auch Dinge als gegeben und versuche, den Vorausset- zungen entsprechend das Beste daraus zu machen? Immer von Gott zu fordern und zu glauben, dass noch zu Lebzei- ten alles durch ihn umgekrempelt wer- den muss, hat zwei Seiten: Einerseits scheint es glaubensstark, ist aber auch schlicht in fromme Düdeleien verpack- te Ignoranz. Es ignoriert die Geschich- ten von Gläubigen, die vor uns gelebt haben und deren Gebete nicht einfach grenzenlos erhört worden sind – von den Jüngern bis hin zu unzähligen na- menlosen Märtyrern. Entwicklung durch Grenzen des Miteinan- der aufbauen und gesunde Beziehungen leben kön- nen. Schon in kleinsten Din- gen wie beim Schlafen be- nötige ich Grenzen – ich mag es beispielsweise, die Grenze mei- ner Matratze zu spüren. Die menschliche Seele und unsere Persönlichkeit können sich nur in ge- sunden Grenzen gesund entwickeln.
selbstgebastel- ten Begrenzun- gen gesteckt habe, wäh- rend draussen pulsierendes Neuland auf mich gewar- tet hätte. Beim Besäen und Be- ackern dieses
Landes entsteht oft keine Frucht, des- halb heisst es ja auch: «Nehmt Neu- land unter den Pflug und sät nicht in die Dornen!» (Jeremia 4,3). Ich darf lernen, die Grenzen, die Gott meinem Boppi-Land gesetzt hat, fröh- lich zu umarmen und mich da nieder- zulassen. Gleichzeitig darf ich mich mu- tig aufmachen, meine Grenzzäune in bestimmten Lebensbereichen weiter zu stecken oder gar niederzureissen, mei- nen Horizont zu erweitern, Jesus dort- hin nachzulaufen, wo er mir schon vo- rausgegangen ist. Mein inneres Streben zieht mich nicht mehr wie früher in die Richtung, grenzenlos leben zu können. Ich sehne mich danach, grenzenlos ver- söhnt zu leben.
Ob man die persönliche Zuneigung eher der Grenzenlosigkeit oder den Grenzen zukommen lässt, ist wohl stark der eige- nen Historie und dem Persönlichkeits- profil geschuldet. Es ist ein wesentlicher Schlüssel für ein zufriedenes und erfüll- tes Leben, dass ich mich ehrlich mit den mir gegebenen Grenzen auseinanderset- ze. Dass ich mich auf die Suche mache, wo Gott mein Land begrenzt hat und ich gut daran tue, mich an diesem Rah- men zu orientieren. Ich soll aber auch entdecken, wo er mich anschiebt und ermutigt, zu neuen Horizonten aufzu- brechen. Ich bin in meinem Leben zwei Dynamiken begegnet: Der einen, wo ich Dinge wollte, die Gott mir gar nicht zugedacht hatte. Aber auch der ande- ren, wo ich ängstlich oder lethargisch in
Grenzen sind letztendlich nicht einfach nur schlecht. Ich glaube, dass sich die menschliche Seele und unsere Persön- lichkeit nur in gesunden Grenzen ge- sund entwickeln können. Grenzen sind nötig, damit wir überhaupt ein gesun-
Andreas Boppart
Andreas „Boppi“ Boppart, TheologeMA in praktischer Theologie und Sekundar- lehrer phil. II ist im St. Galler Rheintal aufgewachsen und lebt heute in Wil ZH. Zusammen mit seiner Frau Tamara hat er vier Kinder. Seit November 2013 leitet er die konfessionell unabhängige Missions- und Schulungsbewegung Campus für Christus Schweiz mit Sitz in Zürich.
Andreas Boppart liebt es, mit anderen zusammen Gottes Liebe ganzheitlich in die Welt hineinzutragen, damit Menschen durch die persönliche Begegnung mit Gott seine transformatorische Kraft erfahren. Quelle: www.cfc.ch
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