IHK-Global Business Ausgabe 11/2022

AMERIKAS

Back-Office in Bogotá: Kolumbien bietet Unter- nehmen günstige Kondi- tionen für die Auslagerung unternehmensnaher Dienstleistungen.

KOLUMBIEN Business-Service aus Bogotá boomt

Der Wirtschaftsstandort punktet da- rüber hinaus mit staatlichen Anreizen für unternehmerisches Engagement. Durch Mehrwertsteuerbefreiungen erleichtert der Plan Vallejo den Export von Dienstleistungen. Freihandels- zonen (zonas francas, ZF) bieten auch für den BPO-Sektor gute Bedingungen. Kolumbien zählt inzwischen 112 ZF mit knapp 1.000 Unternehmen. In den ZF gelten eine ganze Reihe von Steuervergünstigungen, darunter eine Unternehmensteuer von 20 statt 35 Prozent und die Befreiung von der Mehrwertsteuer. Wettbewerb um Personal verschärft sich Kolumbien ist ein hart umkämpfter BPO/SSC-Markt, auf dem sich bereits viele internationale Akteure tummeln. Wie in anderen Ländern Lateiname- rikas zeichnet sich inzwischen auch hier eine steigende Fluktuation von Arbeitskräften ab. BPO-Unterneh- men sollten ihren Mitarbeitern daher interessante Arbeitsinhalte und Vor- teile bieten. So steigt beispielsweise die Bedeutung von Zusatzleistungen und Zuschüssen, um Personal zu gewinnen und zu halten. Branchen- experten zufolge wird sich der Sektor in den kommenden Jahren vermehrt auf neue Technologien wie Automa- tisierung und Chatbots fokussieren. Entsprechend dürften sich künftig die Mitarbeiterprofile verändern. GTAI/IHK

Weitere aufstrebende Zentren sind Medellín, Cali und Barranquilla. Standortvorzüge locken Firmen aus aller Welt Zahlreiche Vorteile begünstigen die Entwicklung des BPO-Markts im Andenstaat. Elf Unterseekabel ermöglichen einen schnellen Daten- austausch mit anderen Kontinenten. Die Lage in einer ähnlichen Zeitzone wie New York, Toronto und Miami sowie regional führende Universitäten sind weitere Pluspunkte. Zudem zählt Kolumbien im südamerikanischen Vergleich zu den Ländern mit den meisten gut qualifizierten, mehrspra- chigen Arbeitskräften. Gleichzeitig ist das Gehaltsniveau relativ niedrig. Dabei steht in Bogotá vergleichs- weise viel Bürofläche zur Verfügung. Nur Mexiko-Stadt, São Paulo und Santiago de Chile haben insgesamt mehr im Angebot. Allerdings fallen die Büromieten in Bogotá deutlich ge- ringer aus als in anderen Großstädten Südamerikas. In der kolumbianischen Hauptstadt zahlen Mieter im Premi- umsegment im Schnitt monatlich rund 16 US-Dollar pro Quadratmeter.

Immer mehr Unternehmen lagern Geschäftsprozesse nach Kolumbien aus. Der Andenstaat gilt als attraktiver Standort für soge- nannte BPO-Dienstleistungen (Business Process Outsourcing). Seit Jahren schreibt der Sektor hohe Wachstumszahlen, zuletzt 19 Prozent im Jahr 2021. In Lateinamerika verfügt Kolumbien über den viert- größten BPO-Sektor – nach Brasilien, Mexiko und Costa Rica. Ende des Jahres 2022 soll der Anteil der Branche am Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Landes etwa 3 Prozent betragen. Outsourcing-Destination Bogotá Im Land sind rund 600 Unter- nehmen im BPO-Sektor angesiedelt, davon stammen 35 Prozent aus dem Ausland. Der Großteil der Firmen ist im Telekommunikations-, IT- und Finanzsektor tätig. Viele Anbieter ar- beiten als Shared Service Center (SSC) – zentrale Stellen, in denen ausgela- gerte Dienstleistungen gebündelt wer- den. Mit 39 Centern war die Haupt- stadt Bogotá 2020 der viertwichtigste BPO-Standort in Lateinamerika.

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ihk.de/rhein-neckar

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