03-2018 D

das OM als ihre Berufung entdecken! Hanna, Beraterin OM, Kamerun

Medizinische Arbeit: Praxis statt Theorie In der medizinischen Arbeit Oeuvre Médicale (OM) in Kamerun sind die Mitarbeitenden die wohl wichtigs- te Ressource. Doch wie gelangt man an qualifizierte Mitarbeitende – in einem Land mit sehr theoretischer Schulbildung, wo die Schüler oft nicht realisieren, dass der Lernstoff etwas mit dem praktischen Leben und Arbeiten zu tun hat? In einem Land, in dem die Stu- dierenden allem Anschein nach nur auf einen Job in der Administration oder im Bildungswesen vorbereitet werden? Und wo junge Leute meinen, allein eine An- stellung beim Staat sei erstrebenswert? Statt junge Erwachsene direkt nach Schulabschluss an- zustellen, haben wir im OM ein eigenes Ausbildungs- konzept entwickelt: Wir nehmen Schulabgänger als Praktikanten auf und bilden sie während zwei Jahren in Theorie und Praxis aus. Regelmässig absolvieren sie Einsätze in den Gesundheitszentren, wo sie von erfah- renen Mitarbeitenden begleitet und dabei unterstützt werden, das Gelernte in die Praxis umzusetzen. Diese zwei Jahre bieten den Lehrlingen die Möglichkeit, ihre Gaben und Fähigkeiten zu entdecken und zu entwi- ckeln. Diejenigen, die weiterhin im Gesundheitswesen arbeiten möchten und dafür geeignet sind, erhalten nach dem Praktikum Unterstützung für eine staatlich anerkannte Ausbildung – als Krankenpfleger, Labo- rant, Hebamme oder im Verwaltungsbereich. Sie ver- pflichten sich dazu, danach im OM zu arbeiten. Perso- nen, die für eine leitende Aufgabe in Frage kommen, absolvieren vor der Fachausbildung noch ein Jahr Bi- belschule, um eine solide geistliche Basis zu erhalten. Mit diesem Konzept haben wir sehr gute Erfahrun- gen gesammelt. Moussa H. Satou hat zum Beispiel vor mehreren Jahren bei uns als Praktikant angefangen und leitet heute als Koordinator das Werk. Damdam Damaris hat ebenfalls zuerst ein Praktikum absolviert, letztes Jahr das Hebammendiplom erworben und arbeitet jetzt im OM. Sossay hat eine Ausbildung als Laborant abgeschlossen und eignet sich mit seiner ruhigen und genauen Art perfekt, um die Laborunter- suchungen durchzuführen. Seit Juli 2017 absolvieren zehn neue junge Leute ein Praktikum. Wir hoffen, dass die meisten von ihnen die medizinische Arbeit und

Das OM wurde vor über 50 Jahren von interkulturellen Mitarbeitenden gegründet und läuft heute unter kameru- nischer Leitung als Teil der Kirche UEEC. Saran, das Mädchen vom Lande Kürzlich traf ich denVater von Saran. Saran hat über vie- le Jahre die ActionVIVRE-Schule besucht. Letztes Jahr ist sie zu ihrem Bruder nach Kankan, eine grosse Stadt im Nordosten Guineas, gezogen. In einer Privatschule absolvierte sie die 10. Klasse. Ihre neuen Mitschülerin- nen und Mitschüler beachteten sie kaum und spotte- ten teilweise über sie, denn Saran hatte kein Handy, auch keine schönen Kleider, sie war eben ein Mädchen vom Lande. Zudem ist allgemein bekannt, dass die Schulbildung auf dem Land viel schlechter ist als in der Stadt, und so waren alle überzeugt, dass sie das Schul- jahr ohnehin nicht bestehen würde. Saran war frustriert und erzählte ihrem Vater von der Situation. Dieser riet ihr, sich aufs Lernen zu konzentrieren und alles andere, auch das Gerede von den Schulkollegen, vorerst auf die Seite zu schieben. Saran hat diesen Rat Gott sei Dank befolgt und fleissig gelernt. Beim Zwischenzeugnis war sie Klassenbeste. Alle staunten. Wie hatte sie das nur geschafft? Wo kam denn nur dieses Mädchen her? «Die Ausbildung in der ActionVIVRE-Schule hat das Funda- ment für diese tollen Leistungen gelegt», sagt der Vater strahlend. «Saran hat hier eine gute Grundbildung er- halten. Das hat ihr geholfen, in der Grossstadt schulisch nicht nur den Anschluss zu finden, sondern sogar Klas- senbeste zu werden!» Wenn die anderen Schülerinnen und Schüler im Unterricht Mühe haben, fragen sie jetzt bei Saran, dem Mädchen vom Lande, um Hilfe. Daniela, ActionVIVRE Nord, Guinea Veränderung für die ganze Familie Ich weiss nicht, ob Wesley die Möglichkeit gehabt hät- te, einen Kindergarten oder eine Vorschule zu besu- chen, wenn es in seinem Slum kein PePe (christliches Vorschulprogramm) gegeben hätte. Doch es gab eines →

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