03-2018 D

Bänken ein paar junge Guineer, drei Frauen und elf Männer. Sie sind unsere ersten Interessenten für die Mechaniker-Ausbildung. Einige von ihnen sind Studierende der nahen Universität, andere sind arbeitslose Uni-Abgänger, ein paar gehen noch zur Schule und einer, Sekou Abel, hat bei der staatlichen Berufsschule bereits eine Lehre als Automechaniker abgeschlossen. Nun fragt man sich: Wieso möchten studierte Leute, Philosophen, Soziologen, Elektroingenieu- re, Chemielehrer, Mathematiker, Primarschulleh- rer, Bauingenieure und ein Absolvent der staatli- chen Berufsschule bei mir etwas über Mechanik lernen? Leider sind die Ausbildungen in Guinea wenigmarktorientiert und noch weniger praxiso- rientiert, wodurch viele trotz Abschluss ohne Job dastehen. An diesem ersten Morgen der Ausbildung un- terrichte ich nur wenig Theorie, danach geht es schon los mit einfachen praktischen Arbeiten an einem Generator. Einige haben trotz Anleitung Mühe im Umgang mit dem Hammer, andere zie- hen die Schrauben so fest an, dass sie abbrechen. Sekou Abel hingegen hat beides schon im Griff – seine Fähigkeiten und sein Talent sind unüber- sehbar. Ein paar Monate später diskutieren wir mit den Lehrlingen über ihre Träume und Visionen. Die meisten hoffen, dass sie nach der Ausbildung eine Anstellung finden. Einer träumt davon, ei- nes Tages selber als Ausbildner zu arbeiten – er hat es übrigens geschafft und ist heute Lehrer an der staatlichen Berufsschule. Zwei junge Männer träumen von einer eigenen kleinenWerkstatt, die an unsere Ausbildungswerkstatt angegliedert ist. Einer von ihnen ist Sekou Abel. Nach Abschluss der Ausbildung ist es dann tat- sächlich soweit: In der Heimat von Abel, im 40 Kilometer entfernten Yendé, helfen wir mit, eine kleineWerkstatt zu bauen und einzurichten. Abel hat ein grosses Anliegen dafür, den jungen Er- wachsenen in Guinea eine Perspektive zu eröff- nen und ihnen Gottes Liebe weiterzugeben. Er startet gleich mit acht Lehrlingen. Mittlerweile ist ein Nähatelier dazugekommen und erste Absol- venten von Abels Ausbildung haben ihre eigenen Werkstätten aufgebaut. Einfach und klein, mit wenig Infrastruktur, aber die Arbeit ist gut und die jungen Erwachsenen verdienen ihren eige- nen Unterhalt. Und Abel? Er absolviert zurzeit in der Hauptstadt Conakry eine Weiterbildung als Diagnostiker und wird anschliessend voraussichtlich wieder in Kis- sidougou und Yendé als Spezialist und Ausbild- ner wirken. Fredi, ProTIM 2-2-2 Kissidougou, Guinea

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