IHK-Global Business Ausgabe 02/2023

AMERIKAS

USA Strukturwandel in der Stromwirtschaft

Augen auf bei der Standortwahl Deutsche Unternehmen auf Standortsuche in den USA sollten sich die unterschied- lichen umwelt- und klima- politischen Ausrichtungen der Bundesstaaten genau anschauen, um herauszu- finden, wo ihre Produkte die besten Absatzaussichten haben. Aber auch die protektio- nistischen Hürden bei der öffentlichen Auftragsvergabe sollten sie im Auge behalten. Für Bewerbungen an Projek- ten mit einer Bundesfinan- zierung sind zum Beispiel lo- kale Wertschöpfungsanteile nachzuweisen. Von diesem Nachweis hängt ab, ob ein deutsches Unternehmen als Generalauftragnehmer über- haupt in Frage kommt. In der Regel können lokale Wertschöpfungsanteile nur dann erbracht werden, wenn ein deutsches Unternehmen zusammen mit einem ame- rikanischen Partner auftritt, etwa im Rahmen eines Joint Ventures beziehungsweise als Teilnehmer in einem Bieter- konsortium. Eine Alternative ist eine eigene Produktions- stätte in den USA. GTAI/IHK US-Strommarkt hat viele Stell- schrauben: Wegen der dezentralen Struktur sollten sich deutsche An- bieter auf einzelne Bundesstaaten und Kommunen konzentrieren.

Der US-Energiesektor ist ein schnell wachsender und kaufkräftiger Markt. Deutsche Exporteure von Technologiegütern und Dienstleistungen, etwa zum Ausbau alternativer Energie- quellen, können davon profitieren. Trotz guter Aussichten ist der Markteinstieg allerdings nicht einfach. So herrscht ein intensiver Wettbewerb im Energiesektor; sowohl Welt- marktführer als auch lokal erfolgreiche Firmen bewerben sich um Aufträge. Zudem haben Neueinsteiger für den Aufbau einer eigenen Ver- triebs- und Servicestruktur hohe Startkosten zu tragen. Diese liegen in der Regel über den Vergleichswerten aus Deutschland. Darüber hinaus haben die Zwischenwahlen zum US- Kongress vom November 2022 zu unterschiedlichen Mehrheiten in beiden Kam- mern und damit zu einem politischen Patt geführt. Deshalb verlagert sich die Initiative in der Klima- und Energiepolitik auf die Bun- desstaaten, fallweise auch auf große Kommunen wie New York City, San Francisco oder Los Angeles.

Der Einfluss der Bundesstaaten Die Bundesstaaten und große Kommunen sind mächtige Akteure im Energiesektor. Sie allein üben die Kontrolle über Strom- und Gasnetze, über die Energiebesteuerung und -sub- ventionierung, über Genehmi- gungen und die Festlegung von Klimazielen in ihren jeweiligen Territorien aus. Zwar nutzen einige der Bundesstaaten mit den höchsten Anteilen fossiler Brennstoffe am Energiemix diese Macht sogar, um die Wirkung von Bundesgesetzen einzuschränken. Gleichzeitig nimmt gerade das öl- und gas- reiche Texas eine Vorreiterrolle beim Ausbau von Wind- und Solaranlagen ein. Bundesstaaten, die über gro- ße Freiflächen verfügen, stüt- zen die Ansiedlung von Wind- und Solarparks. Der Ausbau von solaren Aufdachanlagen konzentriert sich dagegen auf gut situierte städtische und vorstädtische Regionen. Dort werden Förderprogramme auf- gelegt, die Steuergutschriften auf die Anschaffungs- und In- stallationskosten ermöglichen. In Kalifornien sind Aufdach- anlagen im Fall von Neubauten sogar schon Pflicht.

1,3 MILLIARDEN US-DOLLAR ist die Investitions- summe für das bislang größte Solarkraftwerk der USA: Auf dem Gebiet des Moapa River Reservats in Nevada baut die Firma Primergy das Solar- und Speicherprojekt Gemini, das 2023

fertiggestellt werden soll. Quelle: GTAI

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