01-2015 D

Wie würde ein Mensch in Afrika den Sinn des Lebens definieren? Grundsätzlich wird der Sinn des Lebens nicht aus einer Perspektive heraus definiert, in welcher Gott eine Rolle spielt. Der Blick ist vollkommen auf das Irdische gerichtet. In erster Linie zählt das Materielle. Man will reich sein, ein schönes Haus und ein schickes Auto haben, Anerkennung bekommen und jemand Berühmtes sein. Gott wird dabei aussen vor gelassen. Was unternimmt ein Mensch in der afrikanischen Kultur, wenn er sich vom Leben „ungerecht“ behandelt fühlt? Wenn die Menschen realisieren, dass sie trotz ihrer Bemühungen kein Leben in Fülle erleben, versuchen sie Verschiedenes. Sehr viele suchen Hilfe bei Scharlatanen, Zau- berdoktoren (Marabus) oder Hexern, die okkulte Praktiken kennen und anwenden. Im afrikanischen Kontext besteht oft die Auffassung, dass alles eine unsichtbare Ur- sache hat. Man geht zum Zauberdoktor, um diese Voraussetzungen zu beeinflussen. Manche Menschen sind der Überzeugung, dass es Magie braucht, damit sich einem der Sinn des Lebens eröffnet und verzweifeln daran, dass sie ihn doch nicht finden. Ei- ner meiner damaligen Studienkollegen hat beispielsweise Suizid begangen, weil er in seinem Leben Misserfolg um Misserfolg verkraften musste. Schliesslich sah er keinen anderen Ausweg mehr. Ja, die Menschen unternehmen alles Mögliche, um Antworten und Lösungen für die grossen Lebensfragen zu finden. Was versteht man im afrikanischen Kontext, wenn Jesus vom „Leben in Fülle“ spricht? Als Präsident der UEEC will ich zuerst festhalten, dass wir viele Menschen kennen, die sich der Dominanz des Materiellen und Finanziellen entgegenstellen. Sie nehmen ihr Leben als Christen ernst, teilweise setzen sie sich als Pastoren ein. Das sind Werte, die am Ende zählen. Als Kirche versuchen wir davon zu sprechen, was Jesus damit meint, wenn er in Jo- hannes 10,10 sagt, dass er gekommen ist, Leben zu schenken und zwar „in Fülle / im Überfluss“. Wir zeigen auf, was wir Leben nennen und was der Sinn des Lebens ist. Das wahre Leben finden wir in Jesus – auch wenn wir arm sind und in unserem Leben Leid erfahren, können wir durch alles hindurch Freude erleben. Wenn wir nicht auf Jesus vertrauen, haben wir nie Pause, finden wir keinen Frieden, alles ist durcheinander. Am Ende haben manche sogar Suizidgedanken, weil das, was sie sich erhofft hatten, nie eingetroffen ist oder sich nicht verwirklichen liess. In Jesus jedoch können wir Menschen innere Ruhe finden und erleben echte Ermutigung. Das ist es, was wir predigen. Wir möchten die Menschen anregen, ihre Perspektive zu über- denken und allenfalls zu ändern. Das, WAS ZÄHLT - aus AFRIKANISCHER PERSPEKTIVE

Pastor Lambert KOUBOUBÉ ist der Präsident des Kirchenverbandes UEEC in Kamerun. Adrian FÖRSTER, Länderverantwortlicher für Kamerun, stellte die Fragen.

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