01-2014 D

„Heute kommen wir mit!“ …war unsere Zusage, nachdemdie Studie- renden vonTélékoro uns schon einige Male darumgebeten hatten. – Hätte ich den Mut gehabt mitzugehen, wenn ich gewusst hät- te, was daraus entstehen würde? Da sassen wir nun mit einer Gruppe Gefange- ner, sangen Lieder, diskutierten einen Text aus der Bibel und beteten zusammen. Das war ein gewaltiges Erlebnis! Nach ein paar weiteren Besuchen kam dann die Anfrage: „Margrit, könntest du nicht mit den Frauen im Gefängnis häkeln?“ – „Fragt zuerst den Gefängnisdirektor“, war meine Antwort. Die Studierenden holten die Bewil- ligung ein, ich organisierte eine Übersetzerin. So begann dieses Abenteuer. Miteinander bringen wir den Frauen im Ge- fängnis, die den ganzen Tag gelangweilt her- umsitzen, das Häkeln bei. Jede Frau bekommt vier Knäuel Wolle und eine Häkelnadel. Innert Kürze häkeln diese Frauen die schönsten Babykleidchen und sind dabei unglaublich dankbar für diese Beschäftigung. Mit der Zeit werden sie ganz kreativ und es ist immer wie- der eine Überraschung, wie ihre Arbeit her- auskommt! Nur einmal gab es etwas Aufstand, als diese Kleidchen immer kleiner und kleiner wurden – mit der gleichen Menge Wolle. Sogar einem zu früh Geborenen passten sie nicht mehr. Beim nächsten Mal nahm ich eine Briefwaa- ge mit ins Gefängnis, um den Frauen zu zei- gen, dass sie nur knapp die Hälfte der Wolle für das Kleidchen verarbeitet hatten, was sie aber vehement abstritten. Interessanterweise wuchsen die Kleidchen bis zum nächsten Mal um einiges …Wir konnten daraus gleich eine Lektion zum Thema Wahrheit lehren, die sie nie vergessen werden. Wir erzählen nämlich jedes Mal auch eine biblische Geschichte und beten zusammen. So wird diese Gefängniszeit für uns alle zu einem unvergesslichen Erlebnis!

Margrit BERGER ist Mitarbeiterin im ProTIM 2-2-2 in Kissidougou, Guinea.

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