Ehrenamt und Herzenssache: Türkei und Deutschland

Hanno Fietz: Grundsätzlich ja. Denn eine weitere wich - tige Unterscheidung der beiden Formate ist, dass der BFD Menschen allen Alters offensteht, während die JFD bzw. Länderfreiwil - ligendienste Menschen bis 27 Jahren offenstehen. Ein

Hanno Fietz: Die wichtigste Unterscheidung liegt in der staatlichen Kompetenzverteilung und Finanzie - rung. Beim BFD ist hier einzig der Bund zuständig. Das bedeutet, dass alle Aufgaben wie zum Beispiel die An - erkennung von Einsatzstellen und die Bezuschussung verschiedener Komponenten wie Taschengeld, So - zialversicherungsbeiträge und pädagogische Beglei - tung der Freiwilligen mit bestimmten Förderbeträgen durch den Bund erfolgen.

paar Zahlen zur Einordnung: Rund 73 % der Freiwil - ligen im BFD sind unter 27 Jahre. Der Anteil der Frei - willigen über 50 Jahre beträgt rund 13%. Wir möchten grundsätzlich in allen Altersstufen ein Engagement fördern. Es zeigt sich aber, dass sich die bereits im jungen Alter engagierten Menschen – zum Beispiel in Form eines Freiwilligendienstes – häufiger auch im weiteren Leben engagieren. Uns ist es deshalb wich - tig, Menschen am Übergang von Schule zum Beruf be - ziehungsweise zur Ausbildung oder zum Studium zu erreichen. Um ehemalige Freiwillige für ein langfristi - ges Engagement zu gewinnen, haben einige Akteure zum Beispiel auch Alumniprojekte aufgelegt.

Und bei den JFD?

Hanno Fietz: In den JFD mit den nationalen Unter - formaten des Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) und Freiwilligen Ökologischen Jahres (FÖJ) sind hinsicht - lich der Durchführung und Finanzierung die 16 deut - schen Bundesländer zuständig. Deshalb werden diese Dienste teilweise auch als Länderfreiwilligen - dienste bezeichnet. Ausnahme ist hier die Finanzie - rung der pädagogischen Begleitung der Freiwilligen – hier finanziert auch bei den JFD der Bund mit. Die ganz konkrete Umsetzung der pädagogischen Beglei - tung erfolgt durch pädagogisches Fachpersonal bei den einzelnen Trägern in den JFD. Der Unterschied zwischen BFD und JFD liegt hauptsächlich in der Or - ganisation und Finanzierung. Für die Freiwilligen sel - ber gibt es im praktischen Einsatz in beiden Formaten ganz ähnliche und vielfältige Einsatzbereiche. Zahl - reiche Einsatzstellen nehmen sowohl Freiwillige aus dem BFD als auch aus dem JFD auf. Ausnahmen sind hier die Finanzierung besonderer Maßnahmen zur Qualitätssicherung und Weiterent - wicklung der Jugendfreiwilligendienste sowie die Fi - nanzierung der pädagogischen Begleitung der Freiwil - ligen – hier finanziert auch bei den JFD der Bund mit. Sie haben bereits angedeutet, dass sich vor allem junge Menschen für einen Freiwilligendienst entschei­ den. Könnten denn auch Ältere in diesem Rahmen Engagement zeigen?

Was ist aus Ihrer Sicht ein besonders positives Merk­ mal der Freiwilligendienste in Deutschland?

Hanno Fietz: Sowohl im Bundesfreiwilligendienst als auch in den Jugendfreiwilligendiensten werden alle Freiwilligen neben ihrem praktischen Einsatz in den Einsatzstellen auch von pädagogischen Fachkräften begleitet – das ist ein ganz zentraler und wichtiger Baustein. Für viele Freiwillige sind besonders die be - gleitenden Seminare, in denen sie insgesamt 25 Tage im Jahr mit anderen Freiwilligen zusammenkommen, sehr schöne und auch prägende Erlebnisse. Eigene Themenwünsche werden bei der inhaltlichen Gestal - tung berücksichtigt und neben dem Austausch etwa zu gesellschaftspolitischen Themen oder Fragestel - lungen zur ganz persönlichen Entwicklung steht auch das soziale Miteinander im Vordergrund.

Christoph Engler ist Referent im Referat Grundsatzan­ gelegenheiten der Engagementpolitik im Bundesministe­ rium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Hanno Fietz ist Referent im Referat Jugendfreiwilligen­ dienste im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ).

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