Ehrenamt und Herzenssache: Türkei und Deutschland

Wie ist denn das BMFSFJ mit den zivilgesellschaft­ lichen Akteuren vernetzt?

wertiger Lebensverhältnisse in Deutschland. Die Stif - tung unterstützt als zentrale Anlaufstelle auf Bundes - ebene mit Serviceangeboten und Informationen zur Organisationsentwicklung, fördert Innovationen im Bereich der Digitalisierung, stärkt Engagement- und Ehrenamtsstrukturen. Ein wichtiges Thema ist dabei die Vernetzung von Bund, Ländern, Kommunen, Wirt - schaft und Zivilgesellschaft. Dafür stehen der Stiftung jährlich 30 Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt zur Verfügung. Die Errichtung der Stiftung war auch mit Blick auf die gesetzlichen Grundlagen für das Engagement in Deutschland wichtig, oder? Christoph Engler: Ja genau. Mit der Gründung der Stiftung wurde erstmals eine gesetzliche Definition für Bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt festgeschrieben. Im Errichtungsgesetz zur DSEE heißt es unter § 2 Absatz 2: „Bürgerschaftliches En - gagement ist der freiwillige, unentgeltliche und am Gemeinwohl orientierte Einsatz einer oder mehre - rer Personen auf Basis der freiheitlichen demokra - tischen Grundordnung. Ehrenamt ist das bürger - schaftliche Engagement für eine Organisation, die ohne Gewinnerzielungsabsicht Aufgaben ausführt, die im öffentlichen Interesse liegen oder gemeinnüt - zige, kirchliche beziehungsweise mildtätige Zwecke fördern“. Diese juristische Definition war schon ein wichtiger Schritt. Es gibt aber in Deutschland weiter - hin kein eigenes Engagementgesetz wie zum Beispiel in Österreich. Kommen wir zu einem spezifischen Format des frei ­ willigen Engagements in Deutschland. Herr Fietz, Sie sind im BMFSFJ für Jugendfreiwilligendienste zustän­ dig. Ist das Format ein Erfolgsmodell? Hanno Fietz: Die Freiwilligendienste sind in der Tat eine wichtige Säule in der Engagementlandschaft in Deutschland. Jedes Jahr absolvieren über 90.000 zumeist junge Menschen einen Freiwilligendienst, Tendenz steigend. Im Jahr 2020 haben rund 40.000 Menschen einen BFD geleistet, weit über 50.000 ei - nen JFD. Damit haben Sie bereits die beiden großen Formate des Freiwilligendienstes angesprochen: Den Bundes­ freiwilligendienst (BFD) sowie die Jugendfreiwilligen­ dienste (JFD). Worin liegen die wesentlichen Unter­ schiede?

Christoph Engler: Verbände, Stiftungen und Spen - den sind wichtige Säulen der Engagementpolitik. Deshalb arbeiten wir mit zivilgesellschaftlichen Ak - teuren wie dem Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE), dem Bündnis für Gemeinnützig - keit, der freien Wohlfahrt, der Bundesarbeitsgemein - schaft der Freiwilligenagenturen (bagfa) und vielen anderen zusammen. Wir unterstützen außerdem Bürgerstiftungen und fördern die Spendenberatung. Auch innerhalb der Förderprogramme arbeiten wir eng mit zivilgesellschaftlichen Akteuren zusammen. So wird beispielsweise das Patenschaftsprogramm „Menschen stärken Menschen“ von 25 zivilgesell - schaftlichen Institutionen bundesweit umgesetzt, zwei dieser Institutionen sind die Türkische Gemein - de in Deutschland und der Sozialdienst muslimischer Frauen. Inzwischen setzen die Trägerorganisationen das Programm mit mehr als 700 Unterstrukturen im Bundesgebiet um. Apropos Stiftungen. 2020 wurde die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt gegründet. Was sind Aufgaben und Ziele der Stiftung? Christoph Engler: Die DSEE ist eine Stiftung des Bun - des mit dem Ziel, bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt insbesondere in strukturschwachen und ländlichen Räumen zu fördern und zu stärken. Damit leistet die Stiftung einen Beitrag zur Schaffung gleich -

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