01-2018 D

1/2018 INHALT

...ganz persönlich: Von alten Generatoren und demWert des Menschen Kürzlich war ich gemeinsam mit Pascal, einem unserer Lehrlinge, draussen vor dem Haus an der Arbeit. Es war bereits dunkel und wir benötigten Licht und Strom für ver- schiedene Reparaturen, und so liessen wir unseren uralten MAG-Generator laufen. Wir schmierten gerade die Gelenkwelle des Pickups und bereiteten das Auto für die nächste Reise vor, als unser Nachtwächter vorbeikam. Wie immer war er recht gut ge- launt und wollte ein wenig plaudern. Als er den Generator sah, bemerkte er etwas abschätzig, dass der wohl schon ziemlich alt sei. «Habt ihr denn kein Geld, um einen neu- en zu kaufen?» Mein Lehrling räumte schweigend auf und verdrückte sich bald mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. Er hatte wohl eine Vorahnung, was auf denWäch- ter zukommen würde! FAST EIN KLEINES HAUS Meine Einstellung zu «alten Sachen» ist nämlich weither- um bekannt und ich habe mehr als einmal zu jemandem gesagt: «Wenn du dein Motorrad pflegen und ihm Sorge tragen würdest, dann würde es vielleicht auch so alt wer- den wie unser Generator! Und mit dem gesparten Geld – wenn du es sparen würdest – könntest du fast ein kleines Haus bauen.» Okay, ich gebe zu: Der kraftvolle Generator arbeitete über 30 Jahre lang in der Schweiz und wurde gut gewartet. Und die Qualität ist auch nicht vergleichbar mit den Billigimporten, die man hier erhalten kann. Aber trotz- dem… ALLES GOLD DER WELT GENÜGT NICHT! Doch der intelligente Wächter deutete das Grinsen des Lehrlings richtig und sagte von sich aus: «Vermutlich ver- lieren wir viel Geld, weil in unseren Händen alles so schnell kaputt geht. Wir kennen die Regeln der Technik zu wenig oder ignorieren sie.» «Und», erlaubte ich mir anzufügen, «noch wichtiger wäre es, den Wert eines Menschenlebens zu sehen und dazu Sorge zu tragen.» Erst vor ein paar Wochen mussten wir eine junge Frau be- erdigen, die an den Folgen einer Genitalverstümmelung qualvoll gestorben war. Alles Gold auf der Welt genügt nicht, um einem kleinen Kind einen Fingernagel zu kau- fen und erst recht nicht, um einen Menschen zu ersetzen! So wertvoll hat Gott den Menschen geschaffen. Er hat ihm Wert und Würde gegeben. Ich hoffe, dass ich den Men- schen hier durch meine Arbeit ein wenig dieser Würde zu- rückbringen kann.

Fredi RAYMANN, Mitarbeiter im ProTIM 2-2-2 in Guinea

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