Militär & Geschichte

Stellungskrieg: Ganz wie an der Westfront müssen die Soldaten sich auch in den Alpen eingraben – nur dass hier gefrorener Boden und Fels zu durch- dringen sind . Rechts: Öster- reichische Pro- pagandazeichnung einer erstürmten italienischen Höhenstellung

gewisses Gefühl der Verlassenheit und der Angst […]. Dann die vielen Ausfälle an Mannschaften […], da doch jedes Stückchen Holz nach hier oben geschleppt werden muss.“ Angriff auf die „Höhennester“ In Südtirol finden bisher hauptsäch- lich Halteschlachten statt. Die Öster- reicher sitzen in ihren „Nestern“ auf den Bergen, und die Italiener müssen sich von unten mühsam heranarbei- ten. Aber natürlich gibt es auch den umgekehrten Fall. Grundsätzlich gilt: Wer zuerst eine hoch gelegene Posi- tion einnimmt, den bekommt man dort meistens auch nicht wieder weg. Wer will schon von unten in MG-Feuer hineinklettern? Das Stan- dardgeschütz der Österreicher ist die 7,5-cm-Gebirgskanone M1915.Sie wiegt 613 Kilogramm, und die Solda- ten können sie in sieben Teile zerle- gen und auf Lasttiere verladen. Man muss sich das so vorstellen: Die Soldaten klettern eine Fels- oder Eiswand empor, während die eigene

ausgedehnten Karstgebiete am Ison- zo. Das ist ein Gebiet von der Schwei- zerGrenzeanderDreisprachenspitze über die Ortlergruppe, Gardasee und Etschtal, die Sieben Gemeinden mit der Marmolata-Gruppe bis weiter zur Kärntner Grenze und zur Linie Kar- freit–Tolmein–Görz–Gradisca (siehe KarteSeite18).DieSiebenGemeinden bilden eine deutsche Sprachinsel in

1915 sind mindestens 120.000 Italie- ner und 70.000 Österreicher tot. Nach der6.SchlachtgelingtesdenSoldaten Cadornas, die Stadt Görz einzuneh- men – das ist schon im Hochsommer 1916. Auch besetzen sie die Hochflä- chevon Doberdo,und in denweiteren Schlachten bis November stehen die Zeichen für sie günstig für einen An- griff aufTriest.

Geschütze halten den Gegner nieder, bis seine Stellung im Nahkampf erobert wird.

den RegionenTrient undVenetien,ihr Hauptort ist Asiago. Durchschnitts- höhe der Hochfront: 2.900 Meter! Cadornawill mit der 2.und 3.italie- nischen Armee über den Isonzo und die Julischen Alpen in Richtung auf Laibach (heute Ljubljana) vorstoßen. Hier kann er russische und serbische Unterstützung erwarten. Seine 1. Ar- mee soll Südtirol umschließen, um zu verhindern, dass die Habsburger Truppen die Italiener hinter der Linie von Trient bis Venedig quasi aussper- ren. Eine Offensive direkt in das Herz vonTirol ist Cadorna zu heikel. Italiener werden abgewehrt Die 1. Isonzoschlacht, der erste Groß- angriff der Italiener, ereignet sich im Raum um Görz. Hier tritt ein dritter Spieler auf den Plan: der Habsburger Feldmarschall Svetozar Boroevic, Kommandant der k.u.k.5.Armee mit dem Auftrag, das Eindringen der Ita- liener im slowenischen Raum östlich des Isonzo zuverhindern.Tatsächlich gelingtesihm,sogardieerstenbeiden italienischen Offensiven bis Mitte August abzuwehren. Nach der 3. und 4. Schlacht am Isonzo bis Dezember

Dabei sind die Italiener alles ande- re als zimperlich. 180 Autokilometer nordwestlich, in der Dolomitenge- meindeSexten,schreibtderdeutsche Hauptmann Carl Franz Rose seiner Frau Claire über die völlige Vernich- tungdesOrtesdurchBrandgeschosse. Ende September schildert er ihr die Verhältnisse an der Rotwand in den Dolomiten: „Wenn das Auge nichts sieht als eine weiße feuchte Dunst- wand, dann packt einen doch so ein

Gebirgskrieg 1915–1918 CHRONIK

Juni 1915 bis März 1916

1.bis5.Isonzoschlacht

15. Mai 1916

BeginnderSüdtiroloffensiveÖsterreich-Ungarns 6.Isonzoschlacht:ItalienerbesetzenGörz

14. August 1916

Sept. bis November 1916 7.bis9.Isonzoschlacht 13. Dezember 1916

EineLawineamGranPozindenDolomitenbegräbt 300k.u.k.Soldaten–diefolgenreichsteNaturkatastropheimAlpenkrieg

Mai bis Oktober 1917

10.bis12.Isonzoschlacht

24. Oktober 1917

ZusammenbruchderitalienischenFrontimHochgebirge

13. Juni 1918

Letztek.u.k.OffensiveamGrappa-MassivundamPiavescheitertam WiderstandderItaliener,diefranzösischeundbritischeHilfeerhalten ErfolgreicherGegenschlagderItalieneramMonteGrappa undimTrentino WaffenstillstandaufWunschÖsterreich-Ungarns;EndedesAlpenkriegs

1. November 1918

4. November 1918

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