0LWLKUHQOHLFKWHQ:DɃHQ können die Fallschirmjäger wenig ausrichten. Das Foto geht auch durch die Presse (rechts) ten mit Horrocks’ Kampfwagen, die letztlich aufgehalten werden können. Währenddessen toben in Ooster- beek weiterhin heftige Kämpfe um den Perimeter, wo die Situation der Verletzten immer unerträglicher wird. Zum Glück einigen sich beide Seiten am 24. September auf einen Waffen- stillstand zurVersorgung derVerwun- deten (siehe Kasten Seite 20). Nach diesem Akt der Menschlichkeit flam- men die Kämpfe mit derselben Inten- sität wie zuvor wieder auf. Ende für „Market Garden“ Obwohl Horrocks’ Artillerie aus der Ferne Unterstützungsfeuer gibt, ist der Perimeter für die Alliierten nicht mehr zu halten. Urquhart erbittet da- her am 25. September die Erlaubnis, sich absetzen zu dürfen, was Montgo- mery, der mittlerweile wieder über die Vorgänge im Raum Arnheim infor- miert ist, gestattet. AlsesVerbändenderWaffen-SSge- lingt, den Korridor bei Veghel kurzzei- tig abzuschneiden, gibt Montgomery den Befehl zur Beendigung von „Mar- ket Garden“. Die Rückzugsoperation der Roten Teufel erhält den Decknamen „Code- wort Berlin“ und vollzieht sich bei Nacht unter dem Schutz von Ablen- kungsfeuer. In langen Reihen tasten sich 2.000 britische und polnische Soldaten ab 21 Uhr in der Dunkelheit zumRheinufer,wokanadischePionie- re sie in 16 kleinen Booten im lücken- losen Pendelbetrieb bis zum Morgen- grauen auf das gegenüberliegende Ufer übersetzen. Die Schlacht um Arnheim ist beendet. Als die Deutschen am nächsten Morgen wieder angreifen, finden sie
volle Krankenhäuser und leere Schüt- zengräben vor, was Model mit einem lakonischen „Nun, Gott sei Dank“ er- leichtert zur Kenntnis nimmt. Die Bilanz der Schlacht ist aus alli- ierter Sicht verheerend: Alle Kampf- bereiche zusammengezählt, haben die Verbündeten 17.800 Gefallene zu beklagen, die deutschen Verluste lie- gen bei etwa 8.000 Mann. %HɎ¾JHOWHU.DPSIJHLVW Die Schlacht um die Brücke von Arn- heim ist der letzte große Sieg des „Drit- ten Reiches“. Den Alliierten ist weder die Umgehung des Westwalls gelun- gen, noch die Befreiung Hollands so- wie die Eroberung des Ruhrgebiets. Models erfolgreiche Abwehrschlacht ermöglicht der 15. Armee unter Gene- ral Gustav-Adolf von Zangen den Rückzug über die Westernschelde, waseinebeträchtlicheVerstärkungfür die Heeresgruppe B bedeutet. Auf deutscher Seite stärkt der Erfolg in der Schlacht noch einmal den Kampfgeist und Fanatismus. Im Lager der Alliier- ten kommt indessen Unmut auf, denn denAmerikanerngefälltnicht,wiedie Briten mit der Niederlage umgehen (siehe Kasten links). Für die Völker Europas bedeutet das Scheitern von „Market Garden“ ein großes Unglück. Nun wird sich der Zweite Weltkrieg noch bis Anfang Mai 1945 hinziehen und weiter un- zählige Opfer fordern. 'LH:DɃHQ66 feiert nach Arnheim ihren Erfolg, rechts Kurt Renner von der Division „Hohenstaufen“
'LH,QVHO3UHVVH feiert die Erfolge britischer Fallschirmjäger bei „Market Garden“, beschönigt aber das peinliche Debakel von Arnheim HINTERGRUND Britische Fake-News Der deutsche Triumph ist für die Briten eine Schmach sondergleichen, zumal die Amerikaner alle ihre Operationsziele erreichen. Um das Desaster abzumildern, verfälschen britische Medien daher das Ergebnis. Statt die Niederlage zuzugeben, wird sie in einen Sieg umgemünzt und die Mitwirkung der US-Truppen verschwie- gen, was die Amerikaner erzürnt. Ein klassischer Fall von Desinformation! Das Ganze geht so weit, dass Montgomery sogar behauptet, dass „Market Garden“ ein großer Erfolg gewe- sen sei. Schließlich wären 90 Prozent aller An- griffsziele erreicht worden, nur die Brücke von Arnheim eben nicht. Doch gerade das war der entscheidende Faktor, wie Brigadegeneral John Hackett noch Jahre später nüchtern fest- stellte: „Ohne Arnheim waren die anderen Brücken nichts wert und kein Erfolg errungen.“
$ODLQ)HONHO ist Historiker sowie Fernsehautor und lebt in Köln.
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Militär & Geschichte
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