Militär & Geschichte

Die Schützen- gräben am 2.477 Meter hohen Sasso di Stria („Hexen- stein“) lassen noch heute die Strapazen ihres Baus erahnen

HINTERGRUND Tauwetter in den Alpen

Das Eis bewahrt alles und jeden, wie von der Gletschermumie „Ötzi“ be- kannt ist. Mit den wärmeren Tempe- raturen der Gegenwart kommt auch vieles wieder ans Tageslicht: mumifizier- te Gefallene des Alpenkriegs, ihre Trink- flaschen, Schneeschuhe, Uniformteile bis hin zu Überschuhen aus Stroh, die die halb Erfrorenen sich in ihren Höhen- stellungen bastelten. Der italienische Archäologe Franco Nicolis hat einige schon vor Jahren vom Hubschrauber aus entdeckt, in 3.000 Meter Höhe auf dem Presena- Gletscher in den Dolomiten. Nicolis damals: „Sie stecken noch in der Uniform der österreichisch-ungarischen Armee. Wir haben bei ihnen Gas- masken, eine Zigarettenspitze und einen Löffel gefunden.“

Jedes Jahr tauchen etwa sechs Glet- scherleichen auf. Wer nicht durch die Kämpfe gestorben ist, den haben Lawinen unter sich begraben, oder er stürzte in eine Gletscherspalte. Spektakulär ist auch der Fund einer alten k. u. k. Seilbahnstation im Ortler- Massiv. Auf über 3.636 Meter Höhe stieß Nicolis 2009 auf Holzstrukturen – und nach vierjähriger Grabungsarbeit unter Einsatz von Warmluftgebläsen kam eine Holzhütte zum Vorschein und dahinter ein mit Eis gefüllter Tun- nel. Darin befindet sich die Antriebs- station einer Seilbahn samt Bedie- nungsanleitung. Von hier aus lief sie über den Gletscher bis zur vordersten Frontstellung. Heute können Touristen dieses „Seilbahnmuseum“ am Punta Linke besichtigen.

und Piave. Bis Oktober 1918 verläuft die Front nun von den Sieben Ge- meinden über den Monte Grappa bis an die Adria. Die Entente entsendet französische und britische Truppen, um Italien bei der Stange zu halten. Was nützt der kurze Siegestau- mel? Die letzte k. u. k. Offensive im Juni 1918 scheitert – trotz des massi- ven Einsatzes von Giftgas. Am 1. No-

beteiligt wie der junge deutsche Oberleutnant Erwin Rommel,der am 26. Oktober mit seinem Württem- bergischen Gebirgs-Bataillon und demOberschlesischenInfanterie-Re- giment „Kaiser Karl von Österreich“ die italienisch besetzte Schlüsselstel- lung auf dem Berg Matajur erstürmt (Kaiser Karl I. ist der Nachfolger des bereits verstorbenen Franz Joseph I.).

Was 1917 imTriumph erobert wird, geht kurz vor Kriegsende wieder verloren.

vember bricht ein italienischer Ge- genschlag am Monte Grappa und im TrentinodenVerteidigerndasGenick. Österreich-Ungarn hat bereits am 30. Oktober um Waffenstillstand er- sucht. Am 4. November ist der Krieg vorbei, das Habsburger-Reich ist er- loschen. RalphKreuzer

Tags darauf gelingt die Rückerobe- rung von Görz, am 28. Oktober die Be- setzungvonCadornasHauptquartier in Udine. Die Fronten in den Dolomi- ten und den Karnischen Alpen bre- chen zusammen.Bis zum 11.Novem- ber 1917 erreichen Deutsche und Ös- terreicher die Flüsse Tagliamento

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