Militär & Geschichte

Vukovar in Trümmern: Zwar kann die JVA die Stadt einnehmen, aber die Kämpfe fordern viele Opfer – und zeigen der Armee ihre Grenzen auf

Blauhelme: Die Präsenz von UN-Truppen ermöglicht Anfang 1992 einen Waffenstillstand, der den Krieg im Wesentlichen beendet DiePrä UNT ö li h f

doch sollen die 2.300 kroatischen Kämpfer, die aus Vukovar heraus die Nachschubwege bedrohen, neutrali- siert werden. Dies allerdings gelingt erst nach zwei Monaten – und nach so hohenVerlusten,dass Belgrad je- denweiterenTruppenvormarsch aus- drücklich untersagt. Weg in die Katastrophe Die Kämpfe werfen ein Schlaglicht auf alles, was bei der JVA in diesem Krieg schiefläuft. Der Mangel an In- fanterie sorgt dafür, dass die Armee- führung mechanisierte Kräfte zu- nächst priorisiert. In den engen Gas- sen derVukovarer Altstadt (und auch anderswo) muss das zur Katastrophe führen. Die Koordination zwischen denverschiedenenWaffengattungen funktioniert nicht, auch weil man neues Personal teils nur eine Woche lang ausgebildet hat. Die jugoslawi- sche Luftwaffe ist für den Erdkampf nicht geschult. Und immer wieder das Moralpro- blem: Soldaten desertieren, weil sie sich nicht gut genug über die Lage informiert fühlen; weil es an Nach- schub fehlt; weil man ihnen erzählt hatte,dass sie lediglich auf Übung ge- hen würden. Andere verweigern den Einsatz, weil ihnen der Name eines Vorgesetzten nicht serbisch genug klingt – oder zu jüdisch. Selbst über die,diebleiben,klagt ein JVA-Veteran: „Jeder rennt davon und sucht De- ckung. Jeder schaut nur nach sich selbst und vermeidet die Front um jeden Preis.“ Fehlender Opfersinn Allein der Kampf um Vukovar kostet dieVolksarmee3.600Mannundmehr als100Fahrzeuge.Dasließesichnoch verschmerzen – vernichtend aber ist der damit verbundene neuerliche

mit ihren Zweifeln richtig lagen.Die Personalflucht ist so extrem, dass die JVA eine ihrer fünf geplanten An- griffsgruppen komplett streichen undeinezweitestarkzusammenstut- zenmuss. Ende September 1991 beginnt die Volksarmee ihren Vormarsch. Erfolg hat dabei lediglich das auf Zadar angesetzte 9. Korps; der Vorstoß des

5. Korps im gebirgigen Westslawo- nien kommt derweil wegen starker Gegenwehr nach etwa 30 Kilometern zum Erliegen. Entscheidend für den Krieg wer- den allerdings die Kämpfe um Vuko- var, einem Städtchen direkt an der Grenze zu Serbien. Hier will das Gros der JVA mit 40.000 Mann seine Offen- sive gen Westen antreten. Zuvor je-

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