KAPITULATION IM PAZIFIK
Endlich Frieden!
Nach sechs langen Jahren vollzieht sich am 2. September 1945 der Schlussakt des Zweiten Weltkriegs: Eine Delegation des geschlagenen japanischen Kaiserreichs unterzeichnet an Bord eines US-Kriegsschiffs die Kapitulationsurkunde
B
Militarismus bekannt. Am 15. August, 12 Uhr mittags, verkündet er die Kapi- tulation seines Landes. Anschließend muss Japan noch die „instrument of surrender“ unterzeich- nen.Am 2.September 1945,vor 80 Jah- ren, trifft man sich in der Bucht von Tokio, um das Ende des Zweiten Welt- kriegs im Pazifik zu besiegeln. Hierfür haben die Amerikaner die USS Missou- ri , ein Schlachtschiff der Iowa -Klasse, ausgewählt. Kaiser Hirohito erscheint nicht per- sönlich, sondern lässt sich durch eine Delegation vertreten. Um 9 Uhr wird dieser die einfach gehaltene und nur zwei Seiten umfassende Kapitulati- onsurkunde vorgelegt. Vier Minuten
ereits zum Jahresbeginn 1945 ist der japanischen Elite um Kaiser Hirohito bewusst, dass
tigen alliierten Streitkräfte, stellver- tretend das Dokument gegen. 2KQH:HQQXQG$EHU Japan erklärt sich damit bereit, die auf der Potsdamer Konferenz getroffenen Vereinbarungen der Alliierten zu ak- zeptieren. Wichtig ist vor allem der zweite Absatz, in dem es heißt: „Wir verkünden hiermit die bedingungs- lose Kapitulation“, und zwar aller ja- panischen Streitkräfte, „vor den Alli- ierten Mächten“. Im dritten Absatz wird zugesichert, „die Feindseligkei- ten unverzüglich einzustellen“ und ebenso „alle Schiffe, Flugzeuge sowie militärisches und ziviles Eigentum zu erhalten und vor Schaden zu be-
der Krieg nicht mehr zu gewinnen ist, hat doch Japan in den letzten beiden Jahren keinen nennenswerten Sieg mehr errungen. Doch aufgeben kön- nen und wollen der Kaiser und seine Berater nicht. Zu viel stünde auf dem Spiel,etwa derVerlust der Monarchie. Vielmehr setzt sich die Überzeugung durch, in einem letzten, heroischen Kampf die Alliierten zu Zugeständ- nissen zu bewegen. Eine naive und zugleich fatale Vorstellung. Die Amerikaner besitzen die Luft- hoheit, haben zudem etwa drei Millio- nen japanische Soldaten vom Fest- land abgeschnitten sowie den Nach- schub kriegswichtiger Rohstoffe un- terbunden. Dennoch ruhen Nippons Hoffnungen darauf, eine Verhand- lungslösung und damit einen für Ja- pan glimpflichen Ausgang des Krieges zu erreichen. Vor allem von den Sow- jets und ihrem Diktator Josef Stalin glaubt Kaiser Hirohito Zugeständnis- se für sein Land zu bekommen. Dochweitgefehlt.Vielmehrstellen die Alliierten nach der Konferenz von Potsdam (17. Juli bis 2. August 1945) dem ostasiatischen Kaiserreich ein Ultimatum. Die Forderung lautet: Ent- waffnung der Armee und Rückgabe aller japanischen Eroberungen seit demErstenWeltkrieg!NichtsGeringe- res also, als die bedingungslose Kapi- tulation des Inselstaates, vor allem vor dem Hintergrund, dass Deutsch- land bereits am 8. Mai kapitulierte. $ENHKUYRP0LOLWDULVPXV Doch erst die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki (6./9. August 1945) zwingen Hirohito zur Umkehr. Fortan stilisiert er sich zum Pazifisten – der er während des Zwei- ten Weltkriegs keinesfalls war – und gibt die Abkehr seines Landes vom 68
Japans Armee muss die Waffen strecken, aber der Tenno bleibt in Amt und Würden.
wahren“. Japan verpflichtet sich dar- über hinaus – dies wird in den folgen- den Absätzen geregelt – allen An- ordnungen der Alliierten, auch durch deren „Autorität erlassene Proklama- tionen, Befehle und Direktiven Folge zu leisten und sie durchzusetzen“. Im letzten Absatz wird schließlich erklärt: „Die Befugnis des Kaisers und der japanischen Regierung, den Staat zu regieren, unterliegt dem Oberbe- fehlshaber der Alliierten Mächte.“ Ein faktischer Sturz der Monarchie ist da- mitalsonichtgemeint,vielmehrbleibt Kaiser Hirohito in Amt und Würden. Nach der Unterzeichnung wird das Dokument am 6. September durch Colonel Bernard Thielen nach Washington, D.C., gebracht und am folgenden Tag US-Präsident Harry S. Truman in einer feierlichen Zeremo- nie präsentiert. Anschließend stellt man die Kapitulationsurkunde in den National Archives aus, bis sie schließ- lich am 1. Oktober 1945 auch formell in deren Bestand übergeht.
später unterzeichnet Außenminister Mamoru Shigemitsu, in Vertretung seines Kaisers, anschließend auch General Yoshijiro Umezu (Chef des Generalstabs des Heeres) und sodann weitere Angehörige der japanischen Delegation das Dokument. Um 9:08 Uhr zeichnet dann der amerikanische General Douglas MacArthur, seines Zeichens Befehlshaber im Südwest- pazifik und Oberbefehlshaber der dor-
'U,PPDQXHO 9RLJW ist Historiker und arbeitet zu Themen der Militärgeschichte und Neueren Geschichte.
2Ɇ]LHOOHU6FKOXVVDNW Japans Außen- minister Shigemitsu unterzeichnet die Urkunde, ihm gegenüber steht Lieute- nant General Richard K. Sutherland
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