Militär & Geschichte

MUSEUM AKTUELL

Vor rund 15 Jahren fassten ein paar Mannheimer Geschichtsfans den Entschluss, ein Museum aufzubauen, das die militärhistorischen Aspekte der jüngeren Stadtgeschichte vermitteln sollte. 2011 konnte dann in einem ehemaligen Hochbunker das Zeitgeschichtliche Museum Mannheim eröffnet werden. Auf mehreren Etagen führt es von der Kaiserzeit bis in das wieder- vereinigte Deutschland, ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Präsentation verschiedenster Uniformen. Eine Besonderheit stellt ein kleiner Ausstellungsbereich dar, der sich der Ära der Luftschiffe widmet, denn in Mannheim gab es einst eine Luftschifferkaserne mit Im Hochbunker

Erich Mielke verleiht 1967 den Namen „Feliks Dzierzynski“; eine Ehrenkompanie des Regiments „Friedrich Engels“ zieht 1986 zur Neuen Wache; dazwischen das Ärmelabzeichen eines Fähnrichs DAS MILITÄRHISTORISCHE STICHWORT Wachregiment 1954 wurde in der DDR ein militärischer Verband gegründet, der nicht etwa der (in Planung befindlichen) Nationalen Volksarmee unterstehen sollte, sondern dem Ministerium für Staatssicher- heit: das Wachregiment, ab 1967 mit dem Namenszusatz „Feliks Dzierzynski“. Seine Aufgabe bestand in erster Linie darin, Partei- und Staatsobjekte (wie die Politbürosiedlung Wandlitz) zu schützen und die Sicherheit führender Persönlichkeiten der DDR einschließlich ihrer Gäste zu gewährleisten. Weil das Regi- ment offiziell nicht zu den Streitkräften gehörte, konnte es in Ostberlin repräsentative Aufgaben übernehmen, ohne die drei westlichen Besatzungsmächte USA, Großbritannien und Frankreich in Rage zu bringen. Denn die hielten weiter am Vier- Mächte-Status fest, der die Entmilitarisierung ganz Berlins vor- schrieb, weshalb sie des Öfteren gegen NVA-Paraden im Ostteil der Stadt Protest einlegten. Das Wachregiment konnte man hingegen mit einigem guten Willen als bloße Polizeitruppe ein- stufen (obwohl es NVA-Uniformen trug). Anfangs rund 1.500 Mann stark, umfasste das Regiment „Feliks Dzierzynski“ zuletzt knapp 11.500 Mann und hatte damit faktisch Divisionsstärke. Daneben existierten noch zwei vergleichbare Verbände, nämlich das Wachregiment 1 „Friedrich Engels“ und das Wachregiment 2 „Hugo Eberlein“, die aber beide der Nationalen Volksarmee unterstanden. Drei spezielle Kompanien von „Friedrich Engels“ übernahmen auch protokollarische Aufgaben, sie stellten etwa die Ehrenformationen bei Staatsbesuchen, die Posten an der Neuen Wache sowie die Formation beim Großen Wachaufzug, der jeden Mittwoch Unter den Linden für Aussehen sorgte. JMB

Blick in die Ausstellungsräume: Uniformen, Ausrüstungs- gegenstände, Dokumente und sonstige Exponate werden im ausgebauten Hochbunker ansprechend präsentiert Werfthalle. Dort entstand das Luftschiff LS5, dessen originales Steuerrad gezeigt wird. Ein größeres Areal widmet sich sodann der Kaiserzeit, in der Mannheim Garnisonsstadt war und das badische Infanterie- Regiment 110 beherbergte, das von hier aus in den Ersten Weltkrieg zog. Intensiv beleuchtet wird auch die Zeit des Nationalsozialismus, wobei Fahnen und Uniformen den Besucher zum Nachdenken anregen sollen, wie er sich wohl selbst damals zum NS-Regime positioniert hätte. Schließlich wird an die Präsenz der Bundeswehr, vor allem aber an die US-Armee erinnert, die das Stadtbild bis zum Abzug 2015 mit geprägt hat. Geöffnet ist es jeden 1. und 3. Sonntag im Monat oder nach vorheriger Vereinbarung. Zeitgeschichtliches Museum Mannheim Birnbaumstraße 29–31, 68307 Mannheim/Sandhofen www.zgma.de 79

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