Clausewitz

1945 9. Dezember

KGB-Einsatz in Dresden – Attentat auf Honecker? 1985 April

1994 August

Unfall nach Kriegsende – der Tod General Pattons G eorge S. Patton ist gewissermaßen der amerikanische Rommel: Er ist bis heute populär, wird von seinen Solda- ten geschätzt und ist ein hervorragender Taktiker (vor allem, wenn es um den Pan- zerkrieg geht). Der exzentrische Heiß- sporn kann aber auch sehr temperament- voll sein und weiß sich gut zu vermark- ten: Polierter M1-Stahlhelm, schwere Lederjacke mit Schaffell-Einlage und vor allem die beiden Army-Colts (Baujahr 1876) mit Elfenbeingriffen sind die Erken- nungszeichen des US-Generals. Umso größer ist die Trauer, als Patton am 9. De- zember 1945 bei einem Autounfall verun- glückt. Der Tathergang lässt sich folgen- dermaßen zusammenfassen: Zusammen mit seinem Stabschef fährt Patton in ei- nem Cadillac zur Fasenenjagd – am Steu- er des Wagens sitzt Private Horace Wood- ring. Zirka um 11:45 Uhr kracht der zu schnell fahrende Cadillac auf einem Mannheimer Bahnübergang frontal mit einem U.S.-Army-Lkw zusammen. Patton zieht sich eine Querschnittslähmung und einen Halswirbelbruch zu, seine beiden Beifahrer bleiben unverletzt. Am 21. De- zember erliegt der 60-jährige Patton im Heidelberger Militärkrankenhaus seinen Verletzungen. Er wird auf dem amerika- nischen Soldatenfriedhof bei Hamm (in Luxemburg) beigesetzt. Patton wollte das selbst so, denn hier findet er seine letzte Ruhestätte in den Reihen „seiner“ehema- ligen Jungs von der 3. US-Armee.

Der BND auf Abwegen – die Plutonium-Affäre

S o gut wie jeder Geheimdienst hat Dreck am Stecken – der eine mehr, der andere weniger. Das liegt in der Natur der Sache, ist systemimmanent und gilt auch für den deutschen Bundesnachrichten- dienst (BND), der zwar nicht in der Liga von MI6, CIA, KGB (heute FSB und SWR) und Mossad spielt, aber auch kein Un- schuldslamm ist. Ein Ereignis, dass die scheuen Schlapphüte aus Pullach ins grelle Licht der Öffentlichkeit zerrt, ist die soge- nannte „Plutonium-Affäre“, die im Som- mer 1994 die Schlagzeilen der BRD be- herrscht: In München werden zwei Spanier und ein Kolumbianer verhaftet, die radio- aktives Plutonium und das zum Bau einer Wasserstoffbombe notwendige Lithium-6 bei sich haben. Initiiert hat diesen riskanten Schmuggel der BND im Rahmen der Ope- ration „Hades“. Als das Unternehmen durch die Polizei vereitelt wird, möchte der BND sich herausreden: Angeblich wollte man mit der Aktion nur beweisen, dass es einen internationalen Plutonium-Schmug- gel gibt, nichts weiter. In einem späteren Untersuchungsausschuss wird der BND zwar „freigesprochen“, ob der Dienst ge- gen das Kriegswaffenrecht verstoßen und die Zivilbevölkerung einem unnötigen Ri- siko durch radioaktives Material ausgesetzt hat, bleibt aber bis heute umstritten.

I m Kreml ist man in Rage: Der „kleine Bruder“ in Ostberlin wandelt nicht nur auf eigenen Wegen, sondern geradezu auf Abwegen! Was soll zum Beispiel die Einla- dung britischer und amerikanischer Vete- ranen zur Eröffnung der Semperoper in Dresden? Als Erich Honecker Anfang 1985 auch noch westeuropäische Außenminis- ter eigenmächtig nach Ostberlin einlädt, sieht man den Verdacht bestätigt: Die DDR verfolgt eine eigene Agenda! In Moskau erinnert man sich jetzt der „Operation Lutsch“, die irgendwo in einer Schublade des KGB vor sich hingammelt. „Lutsch“ enthält einen Notfallplan zur Beseitigung der DDR-Führung, sollte dies einmal not- wendig sein, und genau danach sieht es jetzt aus… So viel zu den Fakten. Was folgt, ist nicht verifizierbar und muss daher speku- lativ bleiben: Der KGB bittet im April 1985 um die Genehmigung von „Lutsch“. Ho- necker soll während einer Werksbesichti- gung in Dresden mit einer Pistole er- schossen werden. Danach will man den Attentäter durch einen Scharfschützen ausschalten. Das Ganze erinnert verblüf- fend an den Anschlag auf Präsident Ken- nedy 1963, nur dass hier Lee Harvey Os- wald mit einem Gewehr schoss und später von Jack Ruby mit einer Pistole niederge- streckt wurde. Umgesetzt wurde die „Ho- necker-Variante“ jedenfalls nicht … Der ehemalige Dachdeckerlehrling und da- malige Staatsvorsitzende der DDR gerät Mit- te der 1980er-Jahre ins Fadenkreuz des KGB

Patton (1885–1945)

führt von der Front und überlebt den Krieg in Nordafri- ka, auf Sizilien und in Kontinentaleuro- pa – ein profaner Autounfall wird ihm aber zum Verhängnis

In diesem Hartschalenkoffer aus Moskau wird im August 1994 radioaktives Plutoni- um auf dem Münchner Flughafen sicherge- stellt. Die Erklärungen des BND klingen wenig glaubhaft ...

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Clausewitz 4/2022

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