Schwerste Hindernisse
STÜTZE: Das Deutsche Alpen- korps verteidigt 1915 die Front am Col di Lana. Auch am Isonzo 1917 kämpfen Korpsangehörige (im Bild) an der Seite Österreich-Ungarns Foto: pa/SZ Photo|Scherl
den Versammlungsräumen Richtung Dolo- mitenfront marschieren. Ohne auf größeren Feindwiderstand zu stoßen, dringen gebirgs- erfahrene Alpini nördlich auf österreichisches Gebiet vor und erklimmen den etwas vor der österreichischen Hauptverteidigungslinie liegenden 2.405 Meter hohen Monte Pore. Andernorts entflammen kleinere Gefechte, woraufhin sich die Verteidiger zurückziehen. Österreichische Verteidigungslinie Die Österreicher verteidigen ohnehin nicht die politische Staatsgrenze, sondern haben ihre Widerstandslinie etwas weiter ins Landesin- nere verlegt – aus taktischen und strategischen Gründen. Diese Linie zieht sich von West nach Ost vom Pordoijoch über den Höhenrand alle zusammenstehen und kämpfen für unsere heimat- liche Erde, für unsere Ehre.“ General der Kavallerie Viktor Dankl (Landesverteidigungskommandant von Tirol) am 8. Juni 1915 Standschütze! Der Feind steht vor unserer Thüre, er will Tirol erobern und niederzwingen. So wie im Jahre 1809 müssen wir
nördlich Arraba, dann von Cherz – Werk La Corte – Col di Lana – Monte Sief – Sief Sattel – Settsass bis zum Falzarego Pass und weiter in nordöstlicher Richtung. Bereits 1914 geht man auf österreichischer Seite davon aus, die Sicherung des Sief-Sattels besonders im Auge haben zu müssen, da man die beiden seitlich davon liegenden Pforten Campolongo-Pass und Valparola-Pass durch die Werke La Corte und Tre Sassi zumindest etwas geschützt weiß. Sollte der Gegner den knapp 2.500 Meter hohen Col di Lana beherr- schen, würde er aller Voraussicht nach auch
die Kontrolle über den Sief-Pass erlangen. Der italienische Generalstab bewertet die Bedeu- tung des später berüchtigten Gipfels wie folgt: „Der Col di Lana war eines der ersten und schwersten Hindernisse für unseren Vor- marsch ins Pustertal [zirka 50 bis 60 Kilometer nördlich], um dort die Eisenbahnlinie in die Hand zu bekommen. Er war aber auch für den Feind ein wunderbarer Beobachtungspunkt, der ihm weiteste Sicht in das Hinterland unse- rer Front bot.“ Daher gilt es aus Sicht der Verteidiger, auch und besonders den Col di Lana zu befestigen.
VIKTOR DANKL (1854–1941) Feldherr mit Fortune Dankl wird in der ersten Jahreshälfte 1915 an die Italienfront versetzt und übernimmt das Kommando über die Verteidigung Tirols,
LUIGI CADORNA (1850–1928) Rücksichtslos Cadorna durchläuft eine steile Militärkarriere und wird im Sommer 1914 italienischer Generalstabschef. Im Krieg gegen Österreich- Ungarn wirft er seine Truppen unter blutigen Verlusten immer wieder gegen den Feind – so auch im Alpenkrieg 1915–1917
die er mit Umsicht und Erfolg gegen überlegene feindliche Kräfte leitet
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Clausewitz 5/2025
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