Clausewitz

SINGAPUR 1942

haben, manch japanischen Offizier in Panik. Dies resultiert in einem stellenweise unge- ordneten, chaotischen Anlanden japanischer Soldaten. Den Schwierigkeiten der Über- fahrt zum Trotz gelingt es den japanischen Invasoren aber dennoch, die alliierten Mili- tärflugplätze im Norden der Insel sowie den Kriegshafen Seletar einzunehmen. Ab dem 9. Februar nähern sich die Angreifer dem ur- banen Zentrum Singapurs. Heftig umkämpft ist dabei die der Stadt vorgelagerte Hoch- ebene von Bukit Timah. Hier haben die Alli- ierten ihre letzte Verteidigungslinie errich- tet, leisten den Soldaten der japanischen 5. und 18. Division sowie der Konoe-Division erbitterten Widerstand und fügen ihnen ho- he Verluste zu. In ihrer Verzweiflung setzen alliierte Ein- heiten zumindest vereinzelt – etwa bei Pasir Panjang – auch Giftgas gegen die auf die Hochebene anstürmenden Feinde ein. Wäh- rend japanische Soldaten auf der einen sowie britische, australische und besonders indi- sche Soldaten auf der anderen Seite erbittert um das Hochplateau kämpfen, lässt Yamas- hita Lieutenant-General Arthur Percival, dem Oberkommandierenden der alliierten Streitkräfte Singapurs, einen ersten Kapitu- lationsaufruf überstellen. VÖLLIGE NIEDERLAGE: Die alliierten Vertei- diger gehen einer ungewissen Zukunft in den japanischen Lagern entgegen. Den vo- rangegangenen malaiischen Feldzug mit ein- gerechnet, gehen etwa 100.000 indische, britische und australische Soldaten in Ge- fangenschaft Abb.: picture-alliance/dpa

Lang und blutig: Der Asiatisch-Pazifische Krieg HINTERGRUND

1929 trifft die Weltwirtschaftskrise Japan hart. Um deren Folgen abzumildern, expan- diert Japan territorial in Kontinentalasien: 1931 besetzen japanische Truppen die Man- dschurei und gründen den Satellitenstaat Mandschukuo . 1933 tritt Japan aus dem Völkerbund aus – es ist Tokios Reaktion auf die international scharfe Verurteilung seiner Expansionspolitik. Das Japanische Kaiser- reich hält in der Folge unbeirrt an seinem po- litischen Kurs fest und erklärt 1934, dass es Ostasien als japanisches Einflussgebiet betrachtet. Ein Schusswechsel japanischer und chinesischer Truppen an der Marco-Po- lo-Brücke nahe Peking im Juli 1937 hat weit- reichende Folgen: Japan besetzt weite Teile Chinas, überzieht die chinesischen Städte mit Terrorbombardements und verübt grau- same Kriegsverbrechen an der chinesi- schen Zivilbevölkerung. Aufgrund des in Chi- na geführten Konflikts verschlechtern sich Japans Beziehungen zum Westen weiter. 1939 verhängt Japans wichtigster Ölliefe- rant, die USA, ein Ölembargo gegen das Land in Fernost. Um den Krieg in China fort- setzen zu können, richtet sich Tokios Blick nun auf die Rohstoffvorkommen in Südost- asien. Japans Truppeneinmarsch in Franzö- sisch-Indochina 1940/41 folgt eine Ver- schärfung der westlichen Embargopolitik. To- kio fühlt sich in die Enge gedrängt und startet im Dezember 1941 eine Großoffen- sive im südostasiatisch-pazifischen Raum:

Am 7. Dezember 1941 wird Pearl Harbor, Stützpunkt der amerikanischen Pazifikflotte, angegriffen. Auch wenn die USA schwere Ver- luste erleiden, gelingt es den Angreifern nicht, amerikanische Flugzeugträger zu ver- senken. Allerdings haben im Frühjahr 1942 die kaiserlichen Truppen weite Teile Südost- asiens erobert: Britisch-Malaya und Singa- pur, die Philippinen, Französisch-Indochina, Burma und Niederländisch-Indien stehen un- ter japanischer Flagge. Anfang Juni 1942 ge- lingt den USA mit dem Sieg bei den Midway- Inseln die Wende im Pazifikkrieg: Japans Marine verliert hier vier Flugzeugträger und mit ihnen ihre besten Piloten. Jetzt hält Wa- shington das Heft des militärischen Han- delns in der Hand. Mit der Strategie des „Inselspringens“ arbeiten sich die US-Streit- kräfte ab Mitte 1943 sukzessive nach Japan vor. 1945 stehen Japans Städte voll und ganz im Fadenkreuz alliierter Bomber und werden in Schutt und Asche gelegt. In der Nacht vom 9. auf den 10. März 1945 erlebt Tokio das schwerste konventionelle Bombar- dement der Geschichte, rund 120.000 Tote hat Japans Hauptstadt als Resultat allein dieses Angriffs zu beklagen. Im August ma- chen Atombomben Hiroshima und Nagasaki dem Erdboden gleich. Japan unterzeichnet die Kapitulationsurkunde schließlich am 2. September 1945 – dieser Akt beendet den Asiatisch-Pazifischen Krieg und zugleich den Zweiten Weltkrieg.

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