Clausewitz

„Barbarossa“ verdrängt „Felix“

STRENG GEHEIM!

käme einem Eintritt Spaniens aufseiten der Achsenmächte gleich (was Hitler möchte) und so pokert Franco besonders hoch: Er fordert nicht nur unverschämt große Waffen- und Treibstofflieferungen von Deutschland, son- dern er möchte auch zahlreiche französische Kolonien in Afrika übertragen bekommen. Das bringt Hitler in Schwierigkeiten, denn wie soll er das seinen Verbündeten in Vichy beibringen? Franco zwingt sein Gegenüber damit, sich für Madrid oder Vichy zu entschei- den. Und als sei das noch nicht genug, lässt er eine weitere Bombe platzen: Sind die Briten erst einmal aus Gibraltar vertrieben, soll der Felsen an ihn übergeben werden. Spätestens jetzt platzt Hitler der Kragen – diese Forde- rungen kann er nicht akzeptieren. Wütend verlässt er nach fast zehn Stunden Diskussion verlässt er nach fast zehn S

KARTE Das geplante Unternehmen „Felix“

KEINE BESTEN FREUNDE: Adolf Hit- ler und General Fran- co bei ihrem einzigen Treffen in Hendaye im Oktober 1940. Hitler erinnert an die Hilfe während des Bürger- krieges und möchte, GDVV6SDQLHQRIƂ]LHOO in den Krieg eintritt. Doch Franco will nicht nur Hilfe beim Ausbau der Infrastruktur, gro- ße Lebensmittelliefe- rungen, Öl und Waffen, sondern auch Gebiete in Afrika sowie Gibral- tar. Hitler verlässt die Konferenz ob dieser dreisten Forderungen Abb.: picture alliance

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weniger komplett (siehe Kasten zur Operation „Isabella“) und er widmet sich stattdessen dem Unternehmen „Barbarossa“. Damit verstreicht die vielleicht beste Gelegenheit, Großbritannien aus dem Krieg zu werfen. Es wäre sicher über- trieben, wenn man sagen würde, dass Franco Churchill gerettet hat, aber durch seine konse- quente Haltung hat er immerhin sein eigenes Land vor massiver Zerstörung verschont. Hitler hat gehofft, dass die Briten einen Frie- den mit dem „Dritten Reich“ schließen wür- den, wenn er ihnen Gibraltar wegnimmt. Und, noch etwas weiter gedacht, dass sie schluss- endlich in dem bevorstehenden Krieg gegen Stalin und dem Kommunismus auf deutscher Seite kämpfen würden. Doch wie realistisch ist diese Vorstellung? Vermutlich manifestiert sich

das Treffen. Franco, dieser Kretin, würde es in der Wehrmacht nicht mal zum Feldwebel bringen, schimpft der „Führer“. Gegenüber Mussolini äußert er später, dass er sich lieber ein paar Zähne ziehen lassen würde, als noch mal mit Franco zu verhandeln. Was wäre, wenn … Was der Spanier gemacht hat, ist im Grunde simpel: Er hat den Preis für das Unternehmen „Felix“ peu à peu so hoch getrieben, bis Hitler von sich aus die Aktion fallen lässt. Jedenfalls ist das Treffen in Hendaye der Anfang vom Ende der Gibraltar-Invasion. Mit dem Wis- sen, das Franco nur unter völlig inakzeptab- len Konditionen zur Kooperation bereit ist, sinkt Hitlers Interesse an „Felix“ mehr oder

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Clausewitz 5/2025

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