Clausewitz

DER DEUTSCHE ORDEN

Der Deutsche Orden beginnt in den er- oberten Ländern sofort, ein Netz von Burgen zu errichten, von denen es um 1400 im Ge- biet des Ordens etwa 260 gibt. Diese sind zu- nächst in der auch von den baltischen Stäm- men verwendeten Holz-Erde-Bauweise aus- geführt, die aber nach und nach durch Festungsanlagen aus Stein- oder Ziegelbau- weise ersetzt werden. Die Burgen dienen so- wohl der Verteidigung als auch als Basen für Angriffsoperationen gegen aufständische oder noch nicht bezwungene baltische Stäm- me. Im Lauf der Zeit übernehmen sie zusätz- liche Funktionen als Verwaltungszentren, Ausgangspunkte der Besiedlung, Wirt- schaftshöfe und Instrumente des Territorial- ausbaues. Die Wehrhaftigkeit der Ordensburgen be- ruht auf einer gut gewählten Geländelage, die durch trockene und auch bewässerte Grabenwerke zusätzlich gesichert werden. In den Mauern befinden sich zahlreiche Schießscharten, durch die die hier bestens gedeckten Armbrustschützen jeden Gegner unter ein gut gezieltes „Feuer“ nehmen kön- nen und jede Annäherung an die Burg zu ei- nem gefährlichen Wagnis werden lassen. So können auch schwache Garnisonen eine Übermacht von Feinden abwehren. Mit der Zeit bildet sich ein besonderes System bei der Anlage der Ordensburgen he- raus. Es gibt eine Hauptburg, der eine oder mehrere Vorburgen vorgelagert sind. Diese Vorburgen dienen dem zusätzlichen Schutz und als Wohnsitz des Gesindes und der ein- fachen Besatzung. Hier befinden sich des Weiteren Lager für alle Arten von Vorräten

Heinrich von Plauen: verratener Retter HINTERGRUND

Der um 1370 geborene Heinrich von Plauen entstammt dem Ministerialengeschlecht der Vögte von Plauen. 1391 gelangt er nach Preußen und steigt schnell in der Verwaltung des Ordens auf. Er nimmt nicht direkt an der Schlacht von Tannenberg teil und zieht sich nach der Niederlage mit etwa 3.000 Mann in die nur schwach besetzte Marienburg zu- rück. Er erkennt sofort, dass das Fortbeste- hen des Ordens allein von der erfolgrei- chen Verteidigung dieser Burg abhängt. Heinrich lässt alle noch erreichbaren Vorräte heranschaffen und setzt alles daran, die starke Hauptburg gegen

den Krieg gegen Polen-Litauen weiterführen, wird aber von den Städten und Ständen zum Friedensschluss gedrängt. Die gewaltige, an Polen abzuführende Kriegsentschädigung treibt immer mehr der Bürger des Ordens- staates in die Opposition zu Heinrich von Plauen. Gegen den Willen der Friedenspartei bereitet Heinrich einen neuen Krieg gegen Polen-Litauen vor, doch noch bevor die Kämpfe richtig beginnen, wird Heinrich in der Marienburg überrumpelt, gefangen gesetzt und von einem Ordenskapitel am 14. Oktober 1413 für abgesetzt er- klärt – ein bis dahin unerhörter Vor-

das polnisch-litauische Heer zu ver- teidigen. Unter Aufbietung aller Kräfte kann er die Marienburg halten und rettet so den Or-

gang. Dann zwingt man Heinrich zum Amtsverzicht und dem Ge- horsam gegenüber dem neuen Hochmeister. Von da an bleibt Heinrich bis fast an sein Le-

densstaat vor der völligen Vernichtung . Am 9. No- vember wird Heinrich von Plauen dafür zum Hochmeister

bensende in Haft . Er wird immerhin auf der Marien- burg beigesetzt – eine letz- te Ehre, die der Orden dem siegreichen Vertei- diger der Marienburg ge- währt.

des Deutschen Ordens gewählt. Als solcher will er

Eckposition ein und ist mit oder ohne feste Verbin- dung mit den benachbarten Gebäu-

und Waffenwerkstätten. In Zeiten des Krieges bilden sie die Zufluchtsorte für die im

den errichtet. Nicht nur im Bau von Burgen, sondern auch in der Belagerungskunst sind die Or- densritter ihren Gegnern weit überlegen. De- ren Festungen bestehen aus mit Palisaden bekrönten Erdwällen und können den Stein- wurfmaschinen (Bliden) und Belagerungs- türmen der Ordensritter nicht lange stand- halten. In der Regel folgt nach der Eroberung ein Massaker an den Überlebenden. Frühe

Umland lebende Landbevölkerung. Das wichtigste Gebäude der Hauptburg stellt der bergfriedartige Einzelturm dar, der bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts üblich ist. Dieser nimmt innerhalb der Hauptburg meist eine

MACHT- UND ORD- NUNGSFAKTOR IN DER OSTSEE: Schiffe des Deutschen Ordens ge- hen Ende des 14. Jahr- hunderts vor Gotland gegen Piraten vor – nicht umsonst sind die Ritter eine Gründung hanseatischer Kaufleute Abb.: picture alliance/akg-images

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