Clausewitz

Eigenes Museums-Kino

damaligen Ereignisse nachzuverfolgen. Bis hin zum 6. Juni 1944, als britische Truppen am Landestrand Gold Beach französischen Boden betreten. Dessen Schwerpunkt liegt unmittelbar östlich von Arromanches und wegen der immensen Bedeutung des Städt- chens setzen sich die Infanteristen des 1st Batallion Hampshire Regiment vom Abschnitt Item aus in Bewegung, um Arromanches zu sichern, während sich der Hauptstoß der 50. Infanteriedivision und der ihr angegliederten Panzerverbände nach Süden richtet. Am Abend ist Arromanches in britischer Hand, am 14. Juni können die ersten Schiffe im künstlichen Hafen entladen werden und der Nachschub mit Truppen und Material anlaufen. Doch bereits eine Woche später trifft ein Sturm von enormer Stärke die Anlagen schwer. Der amerikanische „Mulberry A“ vor Omaha Beach wird irreparabel beschädigt, seine noch zu rettenden Teile werden zur Instandsetzung von Port Winston genutzt. Viele der einzelnen Caissons liegen noch heute als Wahrzeichen und Touristenattrak- tion vor der Küste von Arromanches. Bei Ebbe liegen die Pontons der Fahrdämme quasi auf dem Strand, während in der Ferne die Reste der Phoenix-Caissons aus dem Wasser ragen und noch bei Flut zu sehen sind. Jedes Jahr am 6. Juni kommen Tausende von Menschen hier zusammen, um in einer Art Volksfestma- nier der alliierten Landung von 1944 zu gedenken. UMFANGREICH: Eine Vitrine zeigt die Ausrüs- tung eines deutschen Infanteristen während der Besetzung Frankreichs Fotos: Ulrich Pfaff (3) Ulrich Pfaff, Jahrgang 1965, ist Redakteur und hat sich als Freier Journalist unter anderem auf Themen zur Militärgeschichte spezialisiert.

Sieben aufeinander folgende Räume führen den Besucher durch die Geschichte nicht nur der beiden künstlichen Häfen: Die Niederlage Frankreichs 1940, der Bau des Atlantikwalls und die Küstensicherung in der unmittelbaren Umgebung von Arromanches werden nicht nur in einem Kino und auf Schautafeln the- matisiert – zahlreiche Vitrinen gehen ins Detail mit der Ausrüstung der deutschen Truppen, die an der Kanalküste stationiert sind. Einer Ausrüstung, die auch geprägt ist vom Mangel: So setzt man auf deutscher Seite auch fran- zösische Maschinengewehre vom Typ FM 24/29 und russische Mosin-Nagant-Karabi- ner, erbeutet auf den Kriegsschauplätzen im Westen und im Osten, zur Bewaffnung der Besatzungstruppen ein. Arromanches selbst sichern die Deutschen mit 150 vor dem Strand verankerten Seeminen und zur Landseite hin mit Tausenden von Landminen. Hinzu kommen sieben Widerstandsnester, überwie- gend mit Beton befestigte und mit Mörsern, Maschinengewehren und teils auch Artillerie HOCHEXPLOSIV: Mit Ankerminen vom Typ MK 6-5 schützten die Briten die Gewässer vor Arromanches vor eventuellen Angriffen

auflaufenden Wellen aus dem offenen Meer um mehr als die Hälfte. Die Phoenix-Cais- sons, ebenfalls aus Beton, 60 Meter lang, 5.000 Tonnen schwer und verankert an West- und Ostseite der Hafenbucht, fungieren als Schutzdämme gegen die Gezeiten: Im Gefolge der alliierten Landungsflotte über den Kanal geschleppt, werden sie an Ort und Stelle geflutet, um auch bei hohem Seegang eine stabile Barriere zu bilden. Hinzu kommt ein Ring sogenannter Blockships – ausgediente, auf Grund gesetzte Schiffe. So entsteht ein komplettes Hafenbecken, in dessen beruhig- tem Gewässer die Frachter, die Liberty Ships, entladen werden können. Dazu bedienen sich die Logistiktruppen der britischen Marine zunächst Barkassen und Leichtern. Näher am Strand sind Entladeplattformen verankert, die dank eines Seil- und Rollensystems in den Stahlstützen die unterschiedliche Höhe des Meeresspiegels bei Ebbe und Flut ausgleichen: Sie werden genutzt, um die bereits am D-Day eingesetzten Landing Ship, Tanks (LST) – Panzerlandungsschiffe mit geringem Tief- gang – nahe am Strand über schwimmende Fahrdämme zu entladen. Sehenswerte Exponate Die schiere Masse der im Sommer 1944 bewegten Güter hat Arromanches für immer geprägt: Um die Zahl der Fahrzeuge zu bewältigen, die von den Schiffen strömen oder deren Güter aufnehmen, schlagen die Alliierten an der Kaimauer eine Bresche. Zudem werden mehrere Häuser abgerissen. Dort entsteht später das Musée du Débarque- ment (Débarquement = Landung). NACHGESTELLT: (LQEULWLVFKHU1DY\2IƂ]LHU und ein Angehöriger der Royal Engineers (Pio- niertruppe) in einer szenischen Darstellung

bestückte Verteidigungsanlagen. Lebendige Erinnerung

Immer wieder auf dem Rundgang findet der Besucher die Gelegenheit, anhand von Grafiken und historischen Fotografien die

Musée du Débarquement Place du 6 Juin 1944 14117 Arromanches-les-Bains (France) https://musee-arromanches.fr/en Kontakt

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Clausewitz 5/2025

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