FILM | BARRY LYNDON (1975)
Aufstieg und Fall eines Spitzbuben Stanley Kubricks schönster Film 50 Jahre ist es jetzt her, seit Barry Lyndon in die Filmtheater ksaimc h. Vdoa rs dweerc Kh us el ilshsaef tdeeSs cShi iecbkesna jl äehi nr iegse Gn lKü rc ikesgrei tst ee rnst fuanl tde t Hochstaplers. Optisch setzt der Film Maßstäbe und gehört zum visuell Eindrucksvollsten, was das Kino zu bieten hat Von Maximilian Bunk E igentlich will Stanley Kubrick ja einen
eines Arthur Schnitzler würdig. Er war einer jener seltenen Männer, die Geschichte schrie- ben und das Schicksal ihrer Zeit und kom- mender Generationen prägten – ganz konkret ist unsere Welt das Ergebnis Napoleons. Die schiere Dramatik und Kraft seines Lebens ist ein ideales Thema für eine Filmbiografie.“ Wie ein Besessener Wie ein Besessener stürzt sich Kubrick in die Arbeit. Er legt einen Zettelkasten an, der jedes noch so kleine Detail über Napoleon beinhal- tet, er liest jedes Buch zum Thema, das er in die Hände kriegt, akkumuliert dadurch eine der größten privaten Napoleon-Bibliotheken und arbeitet eng mit dem Oxford-Professor Felix
Markham zusammen. 20 Studenten müssen Kubrick jede Napoleon-Biografie zusammen- fassen, sodass er deren Inhalt kennt. Seine Assistenten besuchen die historischen Schau- plätze, um Fotos davon zu machen. Im Sep- tember 1969 hat Kubrick ein erstes Drehbuch fertig, die Verhandlungen mit Hollywood lau- fen. Doch dann kommt die italienische-sow- jetische Großproduktion Waterloo 1970 in die Kinos – und floppt. Die Geldgeber ziehen sich zurück, Napoleon scheint kein Stoff fürs Kino zu sein. Jedenfalls keiner, für den die Leute zahlen wollen. Kubrick wendet sich anderen Themen zu, sein Napoleon-Projekt wird im Laufe der Kinogeschichte zu einem Mythos – zum „greatest movie never made.“
Film über Napoleon drehen. Seit sei- ner Jugend ist der Regisseur fasziniert von der Person und Strahlkraft des kleinen Korsen, der sich seines außergewöhnlichen Lebens durchaus bewusst war: „Quelle roman que ma vie!“ („Was für ein Roman war mein Leben!“) fasst er eine Karriere zusammen, die ihresgleichen in der Weltgeschichte sucht. Kubrick ist überzeugt davon, dass er „Film“ statt „Roman“ gesagt hätte, wenn es zu Napo- leons Zeiten bereits das Kino gegeben hätte. Und so fühlt er sich dazu berufen, dies nun nachzuholen. In einem Interview erklärt er: „Napoleons Leben wurde als episches Action- Gedicht beschrieben. Sein Liebesleben war
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