Clausewitz

BARRY LYNDON (1975)

KRIEG, KAMPF UND KONFLIKT: Kubrick inspiziert beim Dreh eVHLQHq6ROGDWHQ'HU865HJLV - VHXUKDWHLQHJDQ]H5HLKHYRQtLP ZHLWHVWHQV6LQQHt.ULHJVƂOPHQJH - dreht, die heute alle zu Klassikern JHKÓUHQ Wege zum Ruhm (Erster :HOWNULHJ  Spartacus  $QWL - NH  Dr. Seltsam, oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben (Kalter

.ULHJ VRZLH Full Metal Jacket  9LHWQDPNULHJ

KEIN KRIEGSFILM: Die Schlach- WHQV]HQHQVLQGJXWFKRUHRJUDƂHUW GLH8QLIRUPHQXQG:DIIHQJXW UHFKHUFKLHUW'HU6LHEHQMÁKULJH .ULHJVSLHOWHLQHZLFKWLJH5ROOH DEHUGHQQRFKKDQGHOWHVVLFKEHL Barry Lyndon nicht um einen (rei- QHQ .ULHJVƂOPVRQGHUQXPHLQHQ +LVWRULHQƂOPLQGHP.ULHJHLQH 5ROOHVSLHOW

PRÄCHTIG IN SZENE GESETZT: Barry Lyndon JLOW]X5HFKWDOV.XEULFNV VFKÓQVWHU)LOP'LH/LHEH zum Detail ist für diesen Film, der im Zeitalter der /DQGVFKDIWVJÁUWHQVSLHOW XQHUOÁVVOLFK}'LH'XHOO - V]HQHHULQQHUWtDXFKLQ LKUHUYLVXHOOHQ2SXOHQ]tDQ 5LGOH\6FRWWV Die Duellis- ten  VLF YRQ

zweieinhalb Millionen US-Dollar beträgt am Ende satte elf Millionen – die man dem üppig ausgestatteten Film durchaus ansieht. Zahlrei- che spektakuläre Burgen und Herrenhäuser in Irland und England geben Barry Lyndon einen authentischen Look, der auch nach einem halben Jahrhundert noch zu gefallen weiß. Kubrick dreht ausschließlich an „echten“ Schauplätzen, es gibt keine Studioaufnahmen, keine künstlichen Kulissen oder andere der- artige Spezialeffekte – und damals natürlich noch keine computergenerierten Filmsets. All das sorgt dafür, dass der Film natürlich und wahrhaftig wirkt, bringt aber auch zahlrei- che Komplikationen mit sich. Kubrick dreht zum Beispiel in Potsdam, damals noch hinter dem Eisernen Vorhang gelegen, um sein Film- preußen Friedrichs des Großen angemessen in Szene zu setzen. Hier eine Drehgenehmigung zu bekommen, dürfte nicht einfach gewesen sein, von den Reisekosten und der Unterbrin- gung einer großen Crew ganz zu schweigen. Außerdem bringen die „Originalschau- plätze“ Herausforderungen mit sich, was das Licht angeht. Entgegen einem immer wieder geäußerten Mythos wird aber nicht aus- schließlich mit natürlichem Licht gearbeitet. Dennoch ist das eingesetzte künstliche Licht

Nach der Heirat Lady Lyndons steht Barry auf dem Höhepunkt seines Lebens: Er ist Groß- grundbesitzer, hat ein palastartiges Haus und bald auch einen Sohn. Aber der Verfall zeich- net sich bereits ab: Die Ehe ist schlecht, Barry betrügt seine Frau, es kommt zu Konflikten mit dem Sohn Lady Lyndons aus erster Ehe. Gewalt, Verschwendungssucht, Trinkgelage und Glücksspiel ziehen Barry in einen selbst- zerstörerischen Strudel, der seinen Kulmina- tionspunkt im Tod seines Sohnes Bryan findet – das einzige menschliche Wesen, das Barry wirklich noch liebt. Der vom exzessiven Leben gezeichnete Lord Lyndon verfällt in Depres- sionen, seine Frau versucht sich das Leben zu nehmen. Bei einem erneuten Duell wird er verwundet und ein Bein muss amputiert wer- den. Die letzte Szene zeigt den bleichen Barry, der zum sozialen Außenseiter geworden ist und fast alles verloren hat, wie er England für immer verlässt. Er kehrt als Krüppel in seine irische Heimat zurück, aus der er ursprüng- lich wegen eines Duells geflohen ist. Gut recherchiert Die Dreharbeiten beginnen im Herbst des Jahres 1973 und dauern achteinhalb Monate. Das ursprünglich vorgesehene Budget von

so dezent, dass die Innenaufnahmen so wir- ken, als ob man tatsächlich in einer Welt ohne Elektrizität wäre. Nächtliche Szenen, in denen nur Kerzenlicht vorhanden ist, sind tatsäch- lich nur mit dieser Lichtquelle (und einigen Reflektoren) entstanden. Sie wirken besonders realistisch und erzeugen beim Zuschauer das Gefühl, sich wirklich in einer alten Burg oder einem düsteren Herrenhaus zu befinden. Eine wichtige Rolle spielen dabei die drei 50-mm- Zeiss-Kameralinsen, die sich Kubrick von der NASA besorgt, um mit möglichst wenig Licht auszukommen. Enormer Aufwand Neben den exquisiten Drehorten stechen die Kostüme, Frisuren und Accessoires hervor, hinter denen ein immenser Aufwand steckt. Als Vorlage dienen Gemälde und Drucke aus dem 18. Jahrhundert. Erhaltene Kleidung aus der Zeit, die im Besitz von Sammlern und Museen ist, wird Faden für Faden reprodu- ziert. Etwa 250 Soldaten der irischen Armee dienen als Statisten für die Schlachtenszenen – ihre englischen, preußischen und franzö- sischen Uniformen sind unter Mitwirkung des britischen Historikers John Mollo, einem Experten für Militäruniformen, entstanden.

74

Made with FlippingBook flipbook maker